Hey,
ich finde es schwierig, dir etwas zu raten, möchte aber von mir selbst erzählen.
Ich selber hab immer wieder mit Depressionen zu tun und teile deine Sorgen jedes Jahr auf's Neue. Meine Stimmungslage schwankt immer wieder und ich weiß daher nie, wie es mir in der nächsten Woche gehen wird.
Dennoch fahre ich seit 2022 zur Fusion, hierbei bin ich jedes Jahr alleinreisend. Im ersten Jahr hatte ich mich im Bassliner mit Leuten connected, mit denen ich dann ins Camp bin. Bis auf ein paar Momente war das wunderschön.
Natürlich habe ich aber auch festgestellt, dass man sich selbst überall mit hinnimmt und insbesondere in Bezug auf den Konsum gewisser Mittelchen sollte man gerade als psychisch erkrankter Mensch besondere Vorsicht walten lassen.
Aber sicher auch als gesunder Mensch
2023 war meine Fusion nicht ganz so befriedigend, da ich Schwierigkeiten hatte, mich mit Leuten zwecks Camp zu connecten und in der Region, in der ich campen wollte, die meisten Menschen eher an sich zu denken schienen (wurde stets abgewiesen, wenn ich fragte, ob ich mein Zelt wo dazu stellen dürfte). Zu allem Überfluss hatte ich mir dann noch eine Erkältung eingefangen, die mich dazu brachte, samstagabends höchst unbefriedigt abzureisen. Auf meiner 17 stündigen Rückreise hab ich dann jedoch nette Menschen kennen gelernt, die es ein bisschen aufgewogen haben für mich.
Dieses Jahr habe ich mich vorab connected mit einem Solisten-Camp und bin zuversichtlich, dass es eine insgesamt sehr schöne Erfahrung werden wird.
Meine Grundsätze für die Fusion sind, nicht zu viele Erwartungen an mich zu haben und an das, was ich glaube, tun zu sollen. Wenn ich die ganze Fusion keine Lust haben sollte, zu tanzen, dann ist das völlig okay. Denn die Fusion ist mehr als das. Manchmal reicht es auch, einfach rumzulaufen und zu staunen, was es alles gibt.
Eine Erfahrung, die ich auch gemacht habe ist, dass man sich gut einfach zu Leuten dazusetzen kann und dann ins Gespräch kommt.
Und das ist gleichzeitig etwas, was wunderbar bei Depressionen ist. Depressionen HASSEN Menschenkontakt. Ich habe festgestellt, dass ein banales Gespräch mit irgendwelchen Menschen mich oft aus dem tiefsten Stimmungstief rausholt.
Ansonsten achte ich darauf, dass ich gut für meine individuellen Bedürfnisse sorge. Das bedeutet in meinem Fall, dass mein Zelt so groß ist, dass mein Feldbett und mein Bollerwagen reinpassen und ich noch eine kleine Freifläche habe. So kann ich gut Ordnung halten und mit der Ordnung im Außen kommt auch leichter die Ordnung im Kopf.
Ich habe Silikon-Ohrstöpsel dabei, die extra für Konzerte, Partys etc. sind. Sie sind angenehm zu tragen und sorgen für ein paar Dezibel weniger wenn mir alles mal zu laut ist. Als Add-On hab ich dann noch ANC Kopfhörer dabei. Wenn alles zu viel ist, kann ich mich in mein Zelt zurückziehen, Ohrstöpsel rein, Kopfhörer drüber und habe relative Ruhe.
Ich orientiere mich nicht an Menschen, die sagen, dass es das alles, was ich so mitnehme ja eigentlich gar nicht braucht auf der Fusion, denn für mich zählt nur, was ICH brauche, damit es MIR gut oder besser geht. Wenn jemand nur mit einer Hängematte zur Fusion geht, dann ist das für mich voll okay. Aber es ist halt eben (gerade) nichts für mich.
Ich akzeptiere, dass es (gerade) für mich viel braucht, um mich sicher zu fühlen.
Mein Ziel für die Fusion ist, mich einfach mal fünf Tage im Jahr so zu akzeptieren, wie ich bin. Dazu gehört dann auch, zu akzeptieren, dass es Phasen gibt, in denen ich meine, mich nicht so akzeptieren zu können und mir bewusst zu machen, dass auch diese Phasen vorbei gehen werden. Das Schöne an der Fusion ist, dass ich immer jemanden finden werde, der bereit sein wird, sich einfach nur mit mir zu unterhalten oder mit mir an einem Tisch zu essen und so wahrscheinlich die schlechten Phasen besser vorübergehen werden.
Wenn du dich entscheidest, anzureisen, dann überleg dir, was deine persönlichen Bedürfnisse sind und wie du dafür sorgen kannst, diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Vielleicht wäre Camping auf der Insel dann auch was für dich (ich werde dieses Jahr das erste Mal auf der Insel campen) - die Wege zu den anderen Locations sind zwar weit, allerdings habe ich gehört, dass die Infrastruktur auf der Insel recht gut sein soll, also Toiletten, Duschen etc.
Was zu essen findet man dort auch und wenn man jetzt gerade nen schlechten Tag hat, kann man sich vielleicht auf die Insel als "ruhigeren" Ort beschränken und hat evtl. auch weniger Wegstrecke insgesamt zu bewältigen um menschliche Grundbedürfnisse zu stillen.
Als abschließenden Tipp möchte ich dir noch geben, dir bewusst zu machen, dass du auf der Fusion gar nichts musst. Nur weil du da bist, bist du nicht verpflichtet, das "Festivalleben" so zu leben wie die anderen. Du
darfst dich treiben lassen und du
darfst einfach so sein, wie du halt gerade bist. Ob mit Handicap oder ohne.
Und glaub mir, auf der Fusion sind jede Menge Leute, die ähnliche Probleme haben wie wir
Wenn du magst, darfst du dich auch gerne privat mit mir connecten
