Ratschläge - Fusion trotz Depression?

hannita_20
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Registriert: Di 18. Jun 2024, 10:04

Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von hannita_20 »

Hi ihr lieben,

ich wollte schon seit Fahren auf die Fusion und habe dieses Jahr endlich ein Ticket ergattern können. Leider bin ich nun seit einigen Wochen leicht- mittelschwer depressiv (hatte schon mehrere depr. Episoden und kenne das schon). Jetzt bin ich mir sehr unsicher ob es lieber bleiben lassen sollte, vor allem weil ich so darauf hingefiebert habe . Ich weiß, dass man das von extern schwierig beurteilen kann, wollte aber fragen ob jemand schon mal Erfahrungen gemacht hat bzgl. Rückzugsorten und wie sie/ er es damals erlebt hat.

Wie lange denkt ihr könnte ich mein Ticket evtl noch an jmd anderen weiter geben? Bis zum 28 ist ja die Ticketbörse noch offen, aber ist es realistisch, dass das da noch jmd möchte?

Wäre sehr dankbar für ein paar Ratschläge / Gedanken
Zuletzt geändert von hannita_20 am Sa 22. Jun 2024, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
paskwax
Beiträge: 190
Registriert: Sa 23. Apr 2022, 20:09

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von paskwax »

Ich würde auf jeden Fall von Konsum abraten.

Rückzugsort im klassischen Sinne gibt es eigentlich keine. Man kann ins Kino und Theater gehen, Kabarett, es gibt den firespace und du kannst zum See oder so, aber mir fiele jetzt kein richtiger chill Space ein. Auf jeden Fall würde ich den Ruhe Camping Bereich empfehlen, da zeltest du außerhalb vom Haupt Gelände und man geht quasi aus dem Zirkus raus.

Wenn du noch nie dort warst ist es auch extrem Überforderung unter Umständen, weil es wirklich super super viele Leute sind und grad am Wochenende wird es sehr eng an vielen Stellen und wuselig, zudem Beschallung aus allen Richtungen 24/7. Du kennst dich dort auch nicht aus, da fällt es manchmal schwer das zu tun oder dort hinzukommen, was den eigenen Bedürfnissen entspricht. Ich und viele Freunde waren die ersten 2-3 Jahre sehr lost auf dem Gelände.

Gerade wenn man antriebslos ist, ist das auch nicht so gut, weil alles was auf anderen Festivals anstrengend ist auf der Fusion doppelt und dreimal so anstrengend ist wegen der Größe (duschen, essen, Wasser holen, Anreise, Abreise, etc.)

Und es bleibt die Frage ob man sich die Erfahrung nicht lieber aufhebt für einen Moment wo es einem besser geht und nicht alles so überschattet wird vielleicht von dem Gefühl „warum kann ich nicht so viel Spaß haben“. Depression grenzt ja auch aus, vielleicht keine schöne Erfahrung an einem Ort wo es um menschliche Zusammenkunft und gemeinsamen Spaß geht.

Ansonsten ist es halt auch so, dass man dort nicht so einfach weg kommt, wenn einem alles zu viel ist. Klar kann man aus dem Zaun rausgehen, aber mal eben nach Hause fahren ist nicht, der Weg zieht sich schon mit den Öffis wenn man spontan abreisen will. Gerade Montag früh und Sonntag Nachmittag geht da gar nix mit spontan, außer man ergattert mit Glück eine Mitfahrgelegenheit. Wenn du aber Samstag oder Sonntag früh abreisen willst sollte es gehen auch mit den Öffis.

Am Ende kannst nur du es entscheiden, und niemand weiß wie deine Erfahrung wird, es könnte auch ein wunderbares Erlebnis werden, aber objektiv spricht einiges dagegen erstmal.
Deleted User 63673

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von Deleted User 63673 »

Ich würde es nur tun wenn du gute Freunde hast die dich auffangen. Mein tiefstes Tief hatte ich auf einem Festival weil man sich unter all den happy people noch miserabeler fühlt. Das war für mich damals der Grund therapie zu machen. Nachdem ich auf dem Festival irgendwo alleine sass und unschöne Dinge gegoogelt hab.

Und auch heute wo ich keine Probleme mehr im Alltag habe ziehen mich Festivals zwischendurch etwas runter wenn ich all die Leute sehe die vermeintlich schöner, beliebter etc. sind.
Dragina
Beiträge: 20
Registriert: Mo 2. Nov 2020, 08:40

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von Dragina »

Hey,

ich finde es schwierig, dir etwas zu raten, möchte aber von mir selbst erzählen.

Ich selber hab immer wieder mit Depressionen zu tun und teile deine Sorgen jedes Jahr auf's Neue. Meine Stimmungslage schwankt immer wieder und ich weiß daher nie, wie es mir in der nächsten Woche gehen wird.

Dennoch fahre ich seit 2022 zur Fusion, hierbei bin ich jedes Jahr alleinreisend. Im ersten Jahr hatte ich mich im Bassliner mit Leuten connected, mit denen ich dann ins Camp bin. Bis auf ein paar Momente war das wunderschön.
Natürlich habe ich aber auch festgestellt, dass man sich selbst überall mit hinnimmt und insbesondere in Bezug auf den Konsum gewisser Mittelchen sollte man gerade als psychisch erkrankter Mensch besondere Vorsicht walten lassen.
Aber sicher auch als gesunder Mensch ;-)

2023 war meine Fusion nicht ganz so befriedigend, da ich Schwierigkeiten hatte, mich mit Leuten zwecks Camp zu connecten und in der Region, in der ich campen wollte, die meisten Menschen eher an sich zu denken schienen (wurde stets abgewiesen, wenn ich fragte, ob ich mein Zelt wo dazu stellen dürfte). Zu allem Überfluss hatte ich mir dann noch eine Erkältung eingefangen, die mich dazu brachte, samstagabends höchst unbefriedigt abzureisen. Auf meiner 17 stündigen Rückreise hab ich dann jedoch nette Menschen kennen gelernt, die es ein bisschen aufgewogen haben für mich.

Dieses Jahr habe ich mich vorab connected mit einem Solisten-Camp und bin zuversichtlich, dass es eine insgesamt sehr schöne Erfahrung werden wird.

Meine Grundsätze für die Fusion sind, nicht zu viele Erwartungen an mich zu haben und an das, was ich glaube, tun zu sollen. Wenn ich die ganze Fusion keine Lust haben sollte, zu tanzen, dann ist das völlig okay. Denn die Fusion ist mehr als das. Manchmal reicht es auch, einfach rumzulaufen und zu staunen, was es alles gibt.

Eine Erfahrung, die ich auch gemacht habe ist, dass man sich gut einfach zu Leuten dazusetzen kann und dann ins Gespräch kommt.
Und das ist gleichzeitig etwas, was wunderbar bei Depressionen ist. Depressionen HASSEN Menschenkontakt. Ich habe festgestellt, dass ein banales Gespräch mit irgendwelchen Menschen mich oft aus dem tiefsten Stimmungstief rausholt.

Ansonsten achte ich darauf, dass ich gut für meine individuellen Bedürfnisse sorge. Das bedeutet in meinem Fall, dass mein Zelt so groß ist, dass mein Feldbett und mein Bollerwagen reinpassen und ich noch eine kleine Freifläche habe. So kann ich gut Ordnung halten und mit der Ordnung im Außen kommt auch leichter die Ordnung im Kopf.

Ich habe Silikon-Ohrstöpsel dabei, die extra für Konzerte, Partys etc. sind. Sie sind angenehm zu tragen und sorgen für ein paar Dezibel weniger wenn mir alles mal zu laut ist. Als Add-On hab ich dann noch ANC Kopfhörer dabei. Wenn alles zu viel ist, kann ich mich in mein Zelt zurückziehen, Ohrstöpsel rein, Kopfhörer drüber und habe relative Ruhe.

Ich orientiere mich nicht an Menschen, die sagen, dass es das alles, was ich so mitnehme ja eigentlich gar nicht braucht auf der Fusion, denn für mich zählt nur, was ICH brauche, damit es MIR gut oder besser geht. Wenn jemand nur mit einer Hängematte zur Fusion geht, dann ist das für mich voll okay. Aber es ist halt eben (gerade) nichts für mich.

Ich akzeptiere, dass es (gerade) für mich viel braucht, um mich sicher zu fühlen.

Mein Ziel für die Fusion ist, mich einfach mal fünf Tage im Jahr so zu akzeptieren, wie ich bin. Dazu gehört dann auch, zu akzeptieren, dass es Phasen gibt, in denen ich meine, mich nicht so akzeptieren zu können und mir bewusst zu machen, dass auch diese Phasen vorbei gehen werden. Das Schöne an der Fusion ist, dass ich immer jemanden finden werde, der bereit sein wird, sich einfach nur mit mir zu unterhalten oder mit mir an einem Tisch zu essen und so wahrscheinlich die schlechten Phasen besser vorübergehen werden.

Wenn du dich entscheidest, anzureisen, dann überleg dir, was deine persönlichen Bedürfnisse sind und wie du dafür sorgen kannst, diese Bedürfnisse zu erfüllen.

Vielleicht wäre Camping auf der Insel dann auch was für dich (ich werde dieses Jahr das erste Mal auf der Insel campen) - die Wege zu den anderen Locations sind zwar weit, allerdings habe ich gehört, dass die Infrastruktur auf der Insel recht gut sein soll, also Toiletten, Duschen etc.
Was zu essen findet man dort auch und wenn man jetzt gerade nen schlechten Tag hat, kann man sich vielleicht auf die Insel als "ruhigeren" Ort beschränken und hat evtl. auch weniger Wegstrecke insgesamt zu bewältigen um menschliche Grundbedürfnisse zu stillen.

Als abschließenden Tipp möchte ich dir noch geben, dir bewusst zu machen, dass du auf der Fusion gar nichts musst. Nur weil du da bist, bist du nicht verpflichtet, das "Festivalleben" so zu leben wie die anderen. Du darfst dich treiben lassen und du darfst einfach so sein, wie du halt gerade bist. Ob mit Handicap oder ohne.

Und glaub mir, auf der Fusion sind jede Menge Leute, die ähnliche Probleme haben wie wir ;)
Wenn du magst, darfst du dich auch gerne privat mit mir connecten :)
3ch0
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Registriert: Mi 19. Jun 2024, 18:58

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von 3ch0 »

eines meiner liebsten fusion zitate: "...nicht immer nur hui und yeah... ne jetzt geben wir den leuten mal so richtig eine von unten" oder so ähnlich
irrelevant
Beiträge: 1117
Registriert: Sa 9. Jul 2022, 19:44

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von irrelevant »

dickerschmetterling hat geschrieben: Sa 22. Jun 2024, 14:51 Ich würde es nur tun wenn du gute Freunde hast die dich auffangen. Mein tiefstes Tief hatte ich auf einem Festival weil man sich unter all den happy people noch miserabeler fühlt. Das war für mich damals der Grund therapie zu machen. Nachdem ich auf dem Festival irgendwo alleine sass und unschöne Dinge gegoogelt hab.

Und auch heute wo ich keine Probleme mehr im Alltag habe ziehen mich Festivals zwischendurch etwas runter wenn ich all die Leute sehe die vermeintlich schöner, beliebter etc. sind.
<3
It's not about making the world a better place; it's about making ourselves better persons. The rest comes naturally.
irrelevant
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Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von irrelevant »

I've also dealt with several depressions through the years and while, given, not attended Fusion (or any longer festival, further away from home) while most down, I have raved/clubbed MANY a time when feeling that way, or stuck in some other manner (never consuming alcohol though; we all have our preferences). This has also allowed me to both get unstuck, and get a positive boost.

Personally, if I knew myself, my needs, and how I function well enough, and were able to follow Dragina's advice (which I find absolutely excellent), I would go. Win or lose, I would go. If not for anything else, for the fact that I would feel really proud of myself for not giving up on something so important to me, and at least trying. The ticket came to me for a reason, nah? That's my way of thinking anyway.

The 1st time I went to Fusion, I'd never been at a festival, let alone far from home, and never camped. I got myself a €40 pop-up tent and went solo. Most of the time there, I also was alone. Far from perfect, but still one of the best things I ever did, which has kept me up many a time since. Whichever you decide though, you must feel right about yourself, deep down. I wish you an as easy decision as possible and -- maybe, a fantastic Fusion.
It's not about making the world a better place; it's about making ourselves better persons. The rest comes naturally.
hollaholli
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Registriert: Fr 21. Jun 2024, 23:33

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von hollaholli »

Ich hatte auch schon mehrere depressive Phasen, von mittelschwer bis schwer.
Wir sind alle unterschiedlich, aber Tanzen hilft mir immer am meisten. Wissenschaftlich ist das ja auch bestätigt.
Du schüttest einfach Glückshormone aus.

Ich würde dir raten, fahr und habe immer im Kopf, du kannst gehen, wann du wills. Das ist immer eine Option.
Sei achtsam mit dir und lass am besten die Finger von Drogen.
hollaholli
Beiträge: 28
Registriert: Fr 21. Jun 2024, 23:33

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von hollaholli »

Ich hatte auch schon mehrere depressive Phasen, von mittelschwer bis schwer.
Wir sind alle unterschiedlich, aber Tanzen hilft mir immer am meisten. Wissenschaftlich ist das ja auch bestätigt.
Du schüttest einfach Glückshormone aus.

Ich würde dir raten, fahr und habe immer im Kopf, du kannst gehen, wann du willst. Das ist immer eine Option.
Sei achtsam mit dir und lass am besten die Finger von Drogen.

Also nicht Fusion trotz Depression, sondern gerade wegen der Depression!

Gute Besserung ❤️‍🩹
Zuletzt geändert von hollaholli am Sa 22. Jun 2024, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
vahraone
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Registriert: Mi 6. Jul 2016, 17:55

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von vahraone »

Falls du fährst und es dir nicht gut geht kann ich dir das Ecplise Zelt wärmstens empfehlen...Dort sind Menschen, die sich um einen kümmern bei zu viel Konsum,Depressionen etc
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