Mega wichtiges Thema!!!
Vielen Dank, dass du hier nochmal für mehr Rücksichtnahme appellierst. Ich kenne so viele Menschen, die mit Passivrauchen gar nicht klar kommen. Besonders dreist und respektlos finde ich es, wenn Leute in Innenräumen rauchen, wo der Rauch nicht abziehen kann und dadurch andere (z.B. Lungenkranke) gezwungen sind, den Raum zu verlassen. Ist Kultur nur was für die besonders Harten, oder wie? Auch in engen Menschenmengen (z.B. mitten auf der Tanzfläche) finde ich, ist nicht der geeignete Ort zum Rauchen. Schon allein aufgrund des Verbrennungsrisikos anderer Menschen. Wie oft habe ich schon Brandlöcher in meiner Kleidung gehabt. Es nervt.
In linken Kreisen wird immerzu betont, wie wichtig körperliche Grenzen und ein respektvoller Umgang mit seinen Mitmenschen ist. Komischerweise meinen manche aber immer noch, dass diese Prinzipien beim Rauchen plötzlich nichts mehr zählen. Für mich ist das eine harte Doppelmoral.
Deshalb auch mein Aufruf: Lasst uns doch bitte alle das Rauchen auf die Außenbereiche verlegen! Auf dem Gelände gibt's genug frische Luft und Platz, um eine Zigarette oder Joint zu genießen, ohne dass andere darunter leiden müssen. Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Ein paar Schritte nach draußen zum Rauchen oder an den Rand der Tanzfläche - das ist kein großes Opfer, aber es macht das Festival für alle viel angenehmer.
Zum Thema Nichtraucherschutz kann ich übrigens folgenden super aufschlussreichen Beitrag der drogenpolitischen Organisationen "MyBrainMyChoice" empfehlen. Der bezieht sich zwar in erster Linie auf Clubs, die Argumente können aber natürlich genauso auch auf ein Festival übertragen werden.
https://mybrainmychoice.de/nichtraucherschutz-freiheit/
Hier die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte des Beitrags. Daraus geht auch nochmal gut hervor, warum Nichtraucherschutz gerade aus einer linken Perspektive mehr als notwendig ist und warum das "Freiheits"argument der Gegenseite nicht zieht:
"1. Passivrauch macht Rauchen für alle Anwesenden gefährlicher als es sein müsste. Nicht nur Nichtrauchende werden unnötig geschädigt, sondern auch die Rauchenden selbst. Grund ist eine erhebliche Mehrfachbelastung aus Aktiv- und Passivrauchen. Problematisch ist auch der sogenannte Nebenstromrauch, der beim Glimmen der Zigarette entsteht und wesentlich höhere Schadstoffkonzentrationen enthält. Dieser kann im Freien abziehen, während er in Innenräumen zusätzlich eingeatmet wird. Folglich kommt dem Nichtraucherschutz eine wichtige schadensminimierende Funktion zu (FREIHEIT von körperlichen Schäden).
2. Passivrauchen ist UNFREIwilliges Mitrauchen. Wer derzeit an Clubkultur teilhaben möchte, muss sich oft zwangsläufig Passivrauch aussetzen. Drogengebrauch sollte jedoch immer FREIwillig und ungezwungen sein. Es gibt viele Menschen, die in Clubs durchaus gerne Substanzen konsumieren, aber dennoch ein großes Problem mit Passivrauchen haben. Es gibt auch viele Raucher:innen, die nicht passivrauchen wollen. Nur weil jemand bei einer Substanz ja sagt, sagt diese Person nicht automatisch auch bei allen anderen Substanzen ja. Und nur weil jemand bei einer bestimmten Menge an Substanzkonsum ja sagt, sagt diese Person nicht zwangsläufig auch bei allen darüberhinausgehenden Mengen ja.
Es gibt Menschen, die sich sehr gut überlegen, was genau und wie viel sie konsumieren und welche möglichen Schäden sie ihrem Körper und Geist zumuten wollen und können (Drogenmündigkeit). Wenn sich eine Person gezielt dafür entscheidet, auf Zigaretten als eine der schädlichsten Drogen zu verzichten und stattdessen lieber weniger schädliche Drogen konsumiert, hat sie ganz eindeutig kein Einverständnis zum (passiven) Konsum von Tabak gegeben. Selbst wenn sich eine Person vornimmt, am Abend genau zwei Zigaretten zu rauchen (weil sie z.B. ihren Konsum reduzieren will), heißt das immer noch nicht, dass sie kein Problem damit hätte, hunderte Zigaretten anderer Menschen passiv mitzurauchen. Kurzum: Nichtraucherschutz bedeutet körperliche Selbstbestimmung, WillensFREIHEIT und Einvernehmlichkeit (Consent) beim Drogenkonsum.
3. Passivrauchen belästigt und schädigt andere Gäste, sowohl chronisch (Krebs, Schlaganfälle, Diabetes, Herzinfarkte, etc.) als auch akut vor Ort. Viele leiden unter Reizungen der Schleimhäute, Augenbrennen, Kopfweh, Atemnot, Schwindel, Müdigkeit oder Schmerzen in der Brust. Manche reagieren allergisch auf Zigarettenrauch oder haben derart zu kämpfen, dass sie von Clubbesuchen gänzlich absehen müssen. Zudem besteht die Gefahr, dass andere Besucher:innen durch brennende Zigaretten beim Tanzen verletzt werden. Mit einem rücksichtsvollen und umsichtigen Miteinander hat das wenig zu tun.
Die FREIHEIT der einen Person muss dort aufhören, wo die der anderen Person beginnt – eigentlich ein ‚no brainer‘ (könnte man meinen). Damit Hedonismus nicht in Egoismus und Rücksichtslosigkeit ausufert, braucht es Grenzen. Nichtraucherschutz ist eine dieser Grenzen. Dabei geht es weder um Verbotskultur noch um irgendeine „Befindlichkeit“, sondern um legitimen, wissenschaftlich gut begründeten Schutz. Awareness darf auf Nichtraucherschutz nicht verzichten!
4. Passivrauchen führt zur Ausgrenzung potenziell vulnerabler Personengruppen. Für chronisch kranke Menschen (z.B. Asthmatiker:innen), Stillende, Schwangere, Allergiker:innen, Menschen mit Krankheitsvorgeschichte (z.B. geheilte Krebspatient:innen) oder ehemalige Raucher:innen stellen verrauchte Räume eine ernstzunehmende Zugangsbarriere dar. Aus diesem Grund kommt dem Nichtraucherschutz eine wichtige Rolle in der Schaffung von BarriereFREIHEIT und der Gewährleistung von soziokulturellen Teilhaberechten zu. Nichtraucherschutz bedeutet Antidiskriminierung, Inklusion, Diversität und Empowerment von all jenen, die bisher rauchbedingt auf Teilhabe an Clubkultur verzichten mussten.
5. Passivrauchen belastet insbesondere diejenigen, die sich oft und lange in Clubs aufhalten – sprich vor allem Angestellte und Künstler:innen. Ein DJ mit Asthma könnte beispielsweise erheblich Probleme haben, seinem/ihrem Beruf (und seiner/ihrer Leidenschaft) ungehindert nachzugehen. Auch gesunde Arbeitnehmende müssen unnötigerweise berufsbedingte Gesundheitsschäden in Kauf nehmen. Lungenkrebs durch Passivrauchen am Arbeitsplatz ist in Deutschland seit 2021 (reichlich spät!) als Berufskrankheit anerkannt. Nichtraucherschutz gewährleistet also Arbeitsschutz und stärkt damit die BerufsFREIHEIT.
6. Nicht zuletzt bedeutet Nichtraucherschutz – ganz simpel und undramatisch – FREI atmen zu können. Ein menschliches Grundbedürfnis. RauchFREIHEIT schafft Genuss und Wohlbefinden für all diejenigen, die stickige Luft beim Tanzen und hartnäckiger Gestank in Haaren und Kleidung verständlicherweise abfuckt."