Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

waldzwölf
Beiträge: 43
Registriert: Mi 4. Jul 2018, 15:15

Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von waldzwölf »

Als ich am Sonntag aus dem Bassliner ausstieg und mindestens die Hälfte der Mitfahrer:innen von einem Uber abgeholt wurde, dachte ich, ich gucke nicht richtig.

Möchte mal wohlwollend annehmen, dass die Uber-Problematik einfach bisher nicht bekannt ist und daher diesen Artikel verlinken: https://www.sueddeutsche.de/meinung/ube ... -1.5483991.

Edit: Verdi hat auch was dazu geschrieben https://verkehr.verdi.de/++file++581099 ... 0_2016.pdf

Also beim nächsten Mal vielleicht gleich richtig dekadent ein Taxi.
fuchsig
Beiträge: 8
Registriert: Di 28. Jun 2022, 11:32

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von fuchsig »

Ja, stimmt schon, ist mir auch bewusst, aber was ist die Alternative, wenn man keinen Bock hat als Frau nachts um 1 Uhr allein nach Hause fahren zu müssen? Taxi- Fahrer (bewusst nicht gegendert) in Berlin boykottiere ich, da die einfach scheiße sind (ja ja, nicht alle, aber als Radfahrerin werde ich eher von denen als von Uber/Bolt und wie sie alle heißen, bedrängt.
Außerdem habe ich für meinen Teil in den letzten 10 Jahren schon einige (zu viele) schlechte Erfahrungen mit Taxi- Fahrern gemacht, während man sich da machtlos fühlt, wenn es zu Übergriffen kommt, kann man bei Uber und Bolt die betreffende Person immerhin schlecht bewerten bzw. hat das Gefühl, dass sich der betreffende Kund:innendienst darum kümmert.
Leider gibt es in Berlin ja noch keine Möglichkeiten wie z.B. Moia in Hamburg.
elllo
Beiträge: 29
Registriert: Mo 6. Mai 2019, 07:47

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von elllo »

Hallo,

Ich fühl mich direkt angegriffen, auch wenn ich nicht mit Uber sondern mit Freenow gefahren bin.

Nachdem meine Frau einen Tag früher zu unserer 2Jährigen Tochter nach Hause gefahren ist (ich war dafür einen Tag später erst in Lärz), und mein Bassliner 4 Stunden Verspätung hatte, habe ich mich entschieden die Fahrt von 50 min auf 20 min zu verkürzen, um meine Tochter vor dem schlafen gehen doch noch sehen zu können und meine Frau zu entlasten.
Dekadent oder einfach nur familienorientiert?

Warum schreib ich das? Um einen Denkanstoß zu geben, dass es viele unterschiedliche Gründe geben kann warum Menschen sich wie auch immer entscheiden.

Oder geht es dir nur um die uber Problematik? Ist freenow besser? (Ehrliche frage, ich weiß es nicht)
rattentatten
Beiträge: 87
Registriert: Mo 4. Jul 2022, 16:38

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von rattentatten »

Rechtlich sind Services wie Freenow/Uber/Bolt erstmal nur Mietwagenfahrten und nicht groß anders als Taxis.
Das Personenbeförderungsgesetz regelt die geschäftsmäßige Beförderung von Personen und ist mit seinen Standards ein Verbraucherschutzgesetz. Es gilt für Busse, Straßenbahnen, Krankenwagen, Oberleitungsbusse und weitere Kraftfahrzeuge. Damit gilt es auch für Taxis und Mietwagen.

Für Taxiunternehmen gelten Betriebspflicht, Beförderungspflicht und Tarifpflicht. Das bedeutet, dass ein Taxiunternehmen rund um die Uhr Fahrgäste befördern muss, es kann sich die Fahrten nicht aussuchen und darf nur zu den Tarifen abrechnen, die von der Kommune festgelegt sind. Dafür gibt es markierte Halteplätze, an denen das Taxi für die Aufnahme von Fahrgästen bereitgehalten werden kann.

Der Personenmietwagen wird im Gegensatz zu Fahrzeugen einer Autovermietung mit Fahrer gemietet. Im Gegensatz zum Taxi gehört der Mietwagen nicht zum Öffentlichen Personennahverkehr. Für Mietwagenunternehmer gelten andere Vorschriften: z.b. Rückkehrpflicht.
Aus der Gesetzgebung könnte man hoffen, dass Taxifahrende höhere Standards haben als Mietwagenfahrten. Sehe ich aber nicht in der Realität.

Das Taxis häufig Einzelunternehmende sind, wäre ein Argument diese nutzen, anstelle von VC-gestützen Start-Ups (Stichwort: Kapitalakkumulation). Am Ende führen Plattformen wie freenow sicher zu Effekten wie Monopolisierung bzw. einer zusätzlichen Marktkraft. Die Taxibranche hat, vielleicht aufgrund der Struktur, Alternativen verschlafen.

Das sozialste wäre direkt ohne Plattform bei einem Einzelunternehmenden oder einer Fahrtgenossenschaft zu buchen (Nummer eines lieben Fahrenden) oder Services wie den Berlkönig zu nutzen. Mache ich leider selber auch nicht.
waldzwölf
Beiträge: 43
Registriert: Mi 4. Jul 2018, 15:15

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von waldzwölf »

Es geht mir speziell um die Uber Problematik mit Scheinselbstständigkeit und allem was dazu gehört.

Also erstmal gibt’s in Berlin den BerlKönig, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Das wäre schonmal die erste Alternative.

Tut mir leid für alle, die schlechte Erfahrungen mit Taxifahrer:innen gemacht haben. Jedoch schützt die Möglichkeit, den Fahrer bei Uber zu bewerten, nicht vor Übergriffen (ist ein bisschen wie die Debatte um Überwachungskameras). Beim Taxi hast du genauso die Möglichkeit, derartige Vorfälle beim Unternehmen anzuzeigen.

Wenn persönliche Ängste eine:n dazu bewegen, ein Uber zu nehmen - meinetwegen. Dabei sollte die Schattenseite trotzdem nicht aus den Augen verloren werden.
waldzwölf
Beiträge: 43
Registriert: Mi 4. Jul 2018, 15:15

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von waldzwölf »

fuchsig hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 19:05 Ja, stimmt schon, ist mir auch bewusst, aber was ist die Alternative, wenn man keinen Bock hat als Frau nachts um 1 Uhr allein nach Hause fahren zu müssen? Taxi- Fahrer (bewusst nicht gegendert) in Berlin boykottiere ich, da die einfach scheiße sind (ja ja, nicht alle, aber als Radfahrerin werde ich eher von denen als von Uber/Bolt und wie sie alle heißen, bedrängt.
Also Uber-Fahrer:innen sind m.E. die mit Abstand rücksichtslosesten Verkehrsteilnehmenden in ganz Berlin.
Zuletzt geändert von waldzwölf am Fr 8. Jul 2022, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.
divergenz
Beiträge: 535
Registriert: Fr 15. Dez 2017, 11:03

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von divergenz »

Gebt den Uber Fahrern doch einfach nen grosszügigeres Trinkgeld, dann bekommen die wenigstens irgendwoher ne Wertschätzung?
waldzwölf
Beiträge: 43
Registriert: Mi 4. Jul 2018, 15:15

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von waldzwölf »

Ist ein Anfang, aber letztlich auch keine Krankenversicherung, Urlaubstage, gesetzlich geregelten Pausenzeiten usw.
waldzwölf
Beiträge: 43
Registriert: Mi 4. Jul 2018, 15:15

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von waldzwölf »

Letztlich geht es hier um zwei verschiedene Argumentationen:

1) Was ist für mich das Beste?
2) Was ist für die Fahrer:innen (Arbeiter:innen) das Beste?

Mein erster Post zielte eher auf die zweitere Argumentation ab, wo nunmal Uber einer der schlechtesten Arbeitgeber weit und breit ist (offiziell sind sie ja nicht mal Arbeitgeber). Für mich kann kein „guter“ Service diese Arbeitsbedingungen rechtfertigen.

Die Pro-Uber-Posts gehen eher in die Richtung, zu begründen, warum Uber für sie persönlich besser ist. Kann man so begründen, steht dann für mich trotzdem noch im Kontrast zu dem Festival, von dem wir gerade kamen.
kim_possible
Beiträge: 26
Registriert: Fr 10. Jun 2022, 19:35

Re: Mit dem Uber nach Hause? Ernsthaft?

Beitrag von kim_possible »

waldzwölf hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 20:46 Also erstmal gibt’s in Berlin den BerlKönig, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Das wäre schonmal die erste Alternative.
Nur zur Info: Die gibt es seit der Pandemie kaum bis gar nicht mehr.

Ich hatte mich auf einer längeren Fahrt mal mit einem Bolt Fahrer unterhalten und der meinte es sei deutlich besser als bei Uber, aber das ist natürlich nicht besonders wissenschaftlich.

o.P. hat recht aber ich bin auch mitm Bolt gefahren, weil es bequem war. Shame on us.
Gesperrt