Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

wolfimschafspelz
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von wolfimschafspelz »

linke in a nutshell 2022:
KIZ spielt vor tausenden leuten und oberkörperfreie männer spritzen mit bier um sich, eine andere band wird ein tag vorher (!!) gecancelt.

kann mir doch niemand erzählen dass es da nicht um das canceln selbst oder strafgelüste geht.
Vercetti
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von Vercetti »

wolfimschafspelz hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 22:55 linke in a nutshell 2022:
KIZ spielt vor tausenden leuten und oberkörperfreie männer spritzen mit bier um sich, eine andere band wird ein tag vorher (!!) gecancelt.

kann mir doch niemand erzählen dass es da nicht um das canceln selbst oder strafgelüste geht.
So sehr ich auch versuche den Menschen einen Vertrauensvorschuss zu geben und nicht gleich Böswilligkeit zu vermuten, bei dieser Geschichte sieht es auch für mich so aus, als hätte jemand so derartig viel Hass in sich gehabt, dass sie einen unfassbar dünnen Grund nahmen um ihren Frust oder Rachegelüste oder sonstwas auszuleben. Denn ganz ehrlich, wer stört sich denn bitte an ein einem einzigen Wort in einem uralten, nicht veröffentlichen Lied, dessen Problematik schon aufgeklärt und einvernehmlich gelöst wurde? Und nicht nur das, die Sprach- und Kulturbarriere sowie Kontext wurden nicht beachtet, ganz zu schweigen von dem Maß an Nachtragendsein, das für sowas nötig sein muss, denn das Lied ist ja schon über 15 Jahre her... Nichts für ungut, ein Besuch bei der Psychotherapeutin wäre vielleicht angebracht, denn das riecht schon sehr stark nach unglaublich viel Frust, Ärger und nach dem Drang es jemandem auszuwischen.

Und auch mir ist die bittere Ironie nicht entgangen. MDB, die schon seit Jahren für linke und antifaschistische Arbeit bekannt sind werden wegen EINEM EINZIGEN WORT zu Unmenschen erklärt während KIZ ihren teilweise recht fragwürdigen lyrischen Content ohne Probleme darbieten. Da frage ich mich wo denn da die übereifrigen Aktivisten und Aktivistinnen sind, die einen wegen einem Wort von der Bühne schmeißen?
[HALL & OATES ON FULL VOLUME]
jann s
Beiträge: 1
Registriert: Mo 11. Jul 2022, 00:18

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von jann s »

Hallo, weil es bis jetzt noch nicht erwähnt wurde, wollt ich es kurz schreiben. wahrscheinlich meldet sich früher oder später wer die / der näher am Geschen war um es deutlich konkreter zu benennen.
Ich habe gehört, dass die Sound Systers erst am Dienstag zuvor von dem MDB Konzert gehört haben und seit dem um eine Verlegung auf eine andere Bühne gebeten haben, der Bitte aber nicht nachgekommen wurde. Es sind antifaschistisch arbeitende Flintas aus Russland in dem Team die seit Jahren Probleme mit der Band haben. Unter anderem, weil wohl die russischen Texte viel heftiger sexistische Texte beinhalten. Es ging nicht nur um ein Wort sondern anscheinend um eine Grundhaltung. Auf einen Diskussionangebot wurde anscheinend bandseitig mit vorgefertigten, jahrealten Statements gewantwortet. Die angefragte, aber wegen technischer Schwierigkeiten nicht umgesetzte, Umverlegung wurde erst bei Boykott-Androhnung sehr zeitnah umgesetzt.
Besser sich nicht zu doll reinzusteigern und Position zu beziehen bis Statements von den Soundsysters und der Fusion gibt. Die Story is wohl detailreicher und schwieriger als das MDB Statement oder die Vermutungen in diesem Thread.
Huwiiee
Beiträge: 6
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von Huwiiee »

Das ist ja mega engstirnig wegen diesen verwendeten Wort eine ganze Band zu canceln. Es wird hier im Forum und auf der Fusion immer lächerlicher. Bald dürfen nur noch 100% politisch korrekte und vorher geprüfte Bands spielen, die natürlich alle Mitglied der Partei sein müssen. Sobald irgendweine Minderheit sich verletzt fühlt, wird boykottiert und der Auftritt gestrichen.
Ich dachte das sei alles von der Kunstfreiheit gedeckt?
ilitsch
Beiträge: 104
Registriert: Sa 2. Jul 2016, 11:52

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von ilitsch »

Die radikale Linke im postsowjetischen Raum ist rar gesät. Die Fusion hat das im Gegensatz zum Rest der radikalen Linken in Westeuropa nie vergessen, und von Anfang an focusiert immer und immer wieder politische Künstler_innen aus diesem Raum eingeladen, und damit unterstützt , bzw. sich selbst auch in diesem Raum geortet, was manche hier als Sowjetglorfizierung missverstehen. Von Anfang an. Die staatliche und gesellschaftliche repression gegenüber der radikalen Linken hat in diesen Ländern sehr stark zugenommen, und - surprise, surprise - die Situation dort, die Kämpfe denen sich die radikale Linke dort stellt sind so nicht 1 zu 1 mit denen aus westeuropa vergleichbar. Es sind dieselben Kämpfe aber sie sind ganz anders als in Westeuropa, weil sie in einem anderen, viel schärferen gesellschaftlichen Umfeld und unter anderen historischen Bedingungen stattfinden als in Westeuropa, demensprechend kann man den maßstab den die radikale Linke in westeuropa aufstellt auch nicht 1 zu 1 dorthin übersetzen. Von daher - und vor allem angesichts der sehr scharfen gesellschaftlichen Repression in diesen Ländern - wäre es doch konkret, wenn politische Probleme innerhalb und/oder mit der radikalen Linken im postsowjetischen Raum solidarisch und nicht konfliktverschärfend ausgetragen werden. Ich bin eigentlich immer noch der auffassung das das auch die Substanz und Bedeutung der Fusion ist. So long
Zuletzt geändert von ilitsch am Mo 11. Jul 2022, 16:13, insgesamt 2-mal geändert.
ulix
Beiträge: 128
Registriert: Fr 15. Jun 2012, 05:47

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von ulix »

Huwiiee hat geschrieben: Mo 11. Jul 2022, 11:25 Das ist ja mega engstirnig wegen diesen verwendeten Wort eine ganze Band zu canceln. Es wird hier im Forum und auf der Fusion immer lächerlicher. Bald dürfen nur noch 100% politisch korrekte und vorher geprüfte Bands spielen, die natürlich alle Mitglied der Partei sein müssen. Sobald irgendweine Minderheit sich verletzt fühlt, wird boykottiert und der Auftritt gestrichen.
Ich dachte das sei alles von der Kunstfreiheit gedeckt?
Du gehst aber auch mit gutem Beispiel voran, was die Lächerlichkeit angeht oder?
Hier im Thread hat so wie ich das sehe niemand das Verhalten der Triebwerke Soundcrew verteidigt. Bei vielen der restlichen Helfer schien es auch eher Konsternation auszulösen, einschließlich der restlichen Triebwerke-Crew (wenn ich das hier richtig interpretiere). Und die Band hat gespielt.

Und Mitglied welcher Partei sollen alle werden? Hä?
klosterfrau
Beiträge: 15
Registriert: Mi 6. Jul 2022, 10:04

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von klosterfrau »

Freund*innen, ich kenne MDB seit Paar Jahren und gehöre selbst dem post-sovietischen Kulturkreis an. Es ist in der Tat nicht so, dass die Ansichten und Gesetzmäßigkeiten der deutschen linken Szene auch annähernd auf "den Osten" übertragen lassen. Trotz einer Vielzahl progressiver und völlig richtiger Aussagen verkörpern MDB für mich insgesamt klassische linke Machos, wie es sie z.B. in der alten westlichen Punk Szene gab.
StefCat
Beiträge: 2
Registriert: Di 5. Jul 2022, 13:44

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von StefCat »

Da ich es noch nicht hier gelesen habe, es aber unbedingt in dieser Debatte vernommen werden sollte, bevor (!) sich über Engstirnigkeit etc. aufgeregt wird, hier das Statement der Sound Systers dazu (kam per Mailingliste).
SoundSysters: Official Statement of Fusion Festival 2022

We are SoundSysters, a FLINTA* feminist sound crew that works to educate
and empower FLINTA* people in the audio field for a decade. Some of us
worked at Fusion in the last 10 years; this year we worked together as a
full FLINTA* sound crew in Triebwerke. We installed the stage and sound
system, and mixed artists. It was the first time Fusion had an all
FLINTA* sound crew for one of the stages. This is rare to find anywhere
in the world.

Days before the festival, when the line-up was shared with us and
published online (the festival is responsible for the booking), we
received several concerns from our anarcho-feminist friends and
colleagues from russia regarding the band, Moscow Death Brigade (MDB).

To some of us, this was the first time we learned about this band’s
situation. We understood that this situation was delicate and trusted
those involved in the russian feminist fight. So for us, it was an act
of solidarity to stand on the side of our sisters* and bring this topic
up to KulturKosmos (KuKo). We shared our concerns and stance with KuKo,
and asked for MDB to be moved to one of the many other stages at Fusion.


KuKo refuted our claim based on a statement from the band. This response
included accusations such as that we, the crew, were the actual problem
and were trying to sabotage the band’s movement. Although we believe
that people can change for the better and learn from the past, this
accusation proved that there is still some reflection due. Since our
petition to KuKo, we only heard vague rumours from different sources on
what KuKo would do with the band.

KuKo’s final decision came on the last day of the festival (July 3rd),
just two hours before our stage opening. Their solution was to exchange
our entire technical crew, including the lighting crew that shared our
stance, with a majority cis-male crew from another stage. We found this
solution disrespectful and in a political context, even aggressive. We
felt betrayed. We saw that one politically and socially controversial
band was more important to KuKo, than listening to the concerns of an
entire technical crew running the stage. We decided to put our crew
first, and made the very difficult decision to close the stage for the
whole day. In the end, it was surprising to see how fast, within hours,
three bands from our stage were moved to other stages. This was said to
be impossible when we initially requested it six days before - only for
MDB’s concert.

Before leaving, we wrote an English, German, and Russian statement and
put it in front of Triebwerke. This was our last word and freedom to
speak for ourselves that day.

We feel very sorry for all the DJs who should have played at night,
whose shows were canceled entirely. It was a very difficult decision for
us.

We want to thank everyone - sound engineers, stage managers,
technicians, crews, volunteers, security - who supported us during these
emotionally and physically difficult days.

We want the silencing of FLINTA* voices to stop, especially in the
alternative spaces we create. Simply saying you are against sexism is
not enough.
Cyborgosaurus
Beiträge: 21
Registriert: Mo 8. Jun 2015, 13:24

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von Cyborgosaurus »

Danke fürs Teilen. Leider weiß man jetzt immer noch nicht was überhaupt das konkrete Problem an der Band ist bzw. der konkrete Vorwurf. Finde es richtig krass, dass deshalb irgendwelche anderen DJs und Bands nicht auftreten konnten. Und finde es auch richtig affig, da irgendwelche Gräben zwischen Cis-male und Flinta zu ziehen. Der Kuko hat dazu eine Meinung und die ist nicht weniger Wert weil sie kein reines Flinta-Team sind und davon abgesehen wird hier unterstellt, man müsste genau die gleiche Meinung wie sie haben wenn man ebenfalls unter das Raster "Flinta" fällt.
SucheMfgHB
Beiträge: 32
Registriert: Di 18. Jun 2019, 16:22

Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von SucheMfgHB »

Cyborgosaurus hat geschrieben: Mi 13. Jul 2022, 11:02 Danke fürs Teilen. Leider weiß man jetzt immer noch nicht was überhaupt das konkrete Problem an der Band ist bzw. der konkrete Vorwurf. Finde es richtig krass, dass deshalb irgendwelche anderen DJs und Bands nicht auftreten konnten. Und finde es auch richtig affig, da irgendwelche Gräben zwischen Cis-male und Flinta zu ziehen. Der Kuko hat dazu eine Meinung und die ist nicht weniger Wert weil sie kein reines Flinta-Team sind und davon abgesehen wird hier unterstellt, man müsste genau die gleiche Meinung wie sie haben wenn man ebenfalls unter das Raster "Flinta" fällt.
Die Kritik des obigen Statements richtet sich ja konkret an den Kuko, der es nicht für Nötig gehalten hat eine von den FLINTA* Personen kritisch gesehene Band an einen Floor zu verschieben, erst als es zu konkreten Aktionen, schließung des Floors, kam war es dann urplötzlich kein Problem mehr die Band auf einem anderen Floor auftreten zu lassen.

Das übliche Problem das Flinta* Personen nicht Wahr und Ernstgenommen werden.

Der Kulturkosmos steht da auch in einer besonderen Verantwortung als Orga Organ des wichtigsten Linken / Subkultur Festival Europas.
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