Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

jckgrnld
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von jckgrnld »

klaus hat geschrieben: Do 7. Jul 2022, 13:05 In diversen Interviews hat die Band aber klar gesagt, dass sie stolz darauf sind, Russen zu sein, sich gegen illegale Einwanderer (und auch ganz klar für geregelte Einwanderungsmöglichkeiten) ausgesprochen und immer wieder betont, dass sie Politik nicht interessiere. Sie selbst bezeichnen sich als "unpolitische Antifa", was auch immer das sein mag.
Es gibt also genug, was man kontrovers diskutieren könnte. Aber alles das bringt nix, wenn die Band nur kommentarlos verlegt wird, es wäre bestimmt zielführender gewesen, man hätte (wie auch immer) darüber informiert anstatt das Triebwerke einfach dicht zu machen, so dass die allermeisten Fans einfach nur woanders hin sind ohne sich mit den Hintergründen auseinander zu setzen.
Okay das wundert mich jetzt ehrlich gesagt sehr. Ich habe die Band durch ihren Track "Papers Please" kennengelernt, der ja wohl eindeutig pro-Refugees und gegen Polizeigewalt gegen Geflüchtete ist. Eine solche Haltung klang für mich auch bei den Ansagen beim Konzert durch. Habe aber auch keine Internviews mit ihnen gelesen, bzw. da jetzt keine weiteren Anhaltspunkte außer deren neueren Songs (wobei Papers Please glaub ich auch schon von 2015 ist).


Wie es mit deren Nationalstolz oder so aussieht weiß ich auch nicht. Da wär ich jetzt aber erstmal vorsichtig aus deutscher Perspektive Menschen direkt wegen so was zu verdammen. Da haben wir hier im linken Spektrum würde ich sagen allgemein eine andere, distanziertere Haltung zu Nationalstaat und Patriotismus als Menschen in vielen anderen Kulturräumen. Sollte finde ich auch nicht der Anspruch der Fusion sein nur ausländische Acts einzuladen, die in allen Belangen voll auf dem Status quo des deutschen Linken Diskurses sind. Aber klar, gibt natürlich auch Grenzen bei sowas!

Und ich will MDB da jetzt auch nicht zu sehr in Schutz nehmen, ohne mich so genau auszukennen. Wenn Menschen gute Gründe sehen gegen deren Inhalte zu protestieren, dann sollen sie das natürlich auch tun - ich würde mir nur eine nachvollziehbare Erklärung wünschen.
jckgrnld
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von jckgrnld »

klaus hat geschrieben: Do 7. Jul 2022, 13:07
schunkelschneise hat geschrieben: Do 7. Jul 2022, 11:42 Krass is doch dass die MDB trotzdem spielen konnten aber LUZIE, Dangermami und Marie Midori von Femmebassmafia, also ein female DJ Kollektiv komplett und ersatzlos ausgefallen sind! Bei aller liebe zum Protest und politischer haltung aber das ist doch ein maximal beschissenes Ergebnis oder?

Und dann nichtmal 3 tage danach irgendwo ein verficktes Statement (oder hab ich was übersehen) was deutlich macht warum das alles?

Also ich finde das ist ein krasses Armutszeugnis. Was immer da schief gefangen ist: so sind die einzigen die drunter leiden müssen unbeteiligte artists und ihre fans und niemand hat was gelernt. wäre super ärgerlich wenn es dabei bleibt. :? looking at you Triebwerke und restliche beteiligte
Wissen wir denn, ob die wirklich deshalb ausgefallen sind und nicht aus Protest ebenfalls abgesagt haben? Aber ja, auch das ist schlecht, wenn das nicht kommuniziert wird und es dann keiner weiss.
Habe in einem anderen Thread hier im Forum gelesen, dass die Künstlerinnen selbst sich wohl danach geäußert haben, dass das Fusion Team leider keine andere Tontechnik für sie finden konnte und sie deshalb leider nicht spielen konnten, obwohl sie das gerne getan hätten. Schon echt bitter für die gelaufen.
Knecht
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von Knecht »

Verstehe ich dass richtig dass ein einzelner Begriff/Wort unabhängig vom Kontext für so ein Eklat sorgt?
Es ist so nervig. Sowas führt dazu dass gerade ältere linke sich aus politischen organisationskontexten zurückziehen weil ihnen sowas schlicht zu albern ist. Merke ich in meinem Umfeld immer wieder. Herzlichen Glückwunsch für nix.
klaus
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von klaus »

jckgrnld hat geschrieben: Do 7. Jul 2022, 13:43
Okay das wundert mich jetzt ehrlich gesagt sehr. Ich habe die Band durch ihren Track "Papers Please" kennengelernt, der ja wohl eindeutig pro-Refugees und gegen Polizeigewalt gegen Geflüchtete ist. Eine solche Haltung klang für mich auch bei den Ansagen beim Konzert durch. Habe aber auch keine Internviews mit ihnen gelesen, bzw. da jetzt keine weiteren Anhaltspunkte außer deren neueren Songs (wobei Papers Please glaub ich auch schon von 2015 ist).


Wie es mit deren Nationalstolz oder so aussieht weiß ich auch nicht. Da wär ich jetzt aber erstmal vorsichtig aus deutscher Perspektive Menschen direkt wegen so was zu verdammen. Da haben wir hier im linken Spektrum würde ich sagen allgemein eine andere, distanziertere Haltung zu Nationalstaat und Patriotismus als Menschen in vielen anderen Kulturräumen. Sollte finde ich auch nicht der Anspruch der Fusion sein nur ausländische Acts einzuladen, die in allen Belangen voll auf dem Status quo des deutschen Linken Diskurses sind. Aber klar, gibt natürlich auch Grenzen bei sowas!

Und ich will MDB da jetzt auch nicht zu sehr in Schutz nehmen, ohne mich so genau auszukennen. Wenn Menschen gute Gründe sehen gegen deren Inhalte zu protestieren, dann sollen sie das natürlich auch tun - ich würde mir nur eine nachvollziehbare Erklärung wünschen.
Ich kann dazu auch nichts sagen, wie gesagt, meine Infos habe ich mir nach dem "Vorfall" auf der Fusion in verschiedenen Interviews und/oder statements über die MDB im Netz angelesen, ich bitte also, dass mit Vorsicht zu genießen. Irgendwo habe ich gelesen, dass gerade bei der MDB die allgemeine Außenwahrnehmung und die textlichen Inhalte und Statements weit auseinander gehen.

Was aber klar zu sein scheint: Es gibt einige Punkte im Auftreten der Band, die vielen Leuten sehr gegen den Strich gehen. Ich kann mir aber vorstellen, dass einiges dabei auch eher "kulturell" geprägt ist, vielleicht ist das russische Verständnis der Antifa ja ein anderes als das deutsche. "Antifa" in Russland bedeutet "Hauptsache gegen Nazis, egal, welche politischen Ansichten man sonst hat", wobei russische Antifas häufig ein übertreibenes, gewaltbereits Mackertum zur Schau stellen würden. Und Nationalismus kann aus russischer Perspektive auch als Antifa gesehen werden, schließlich war der Sieg über das faschistische Deutschland im "großen Vaterländischen Krieg" ja eine nationale Aufgabe. Ganz gut zusammengefasst ist es z.B. hier:https://www.xn--untergrund-blttle-2qb.c ... ismus.html

Dort ist auch die Textstelle mit "Nazi-Schlampe" nochmal zitiert.
jckgrnld
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von jckgrnld »

klaus hat geschrieben: Do 7. Jul 2022, 14:25 Was aber klar zu sein scheint: Es gibt einige Punkte im Auftreten der Band, die vielen Leuten sehr gegen den Strich gehen. Ich kann mir aber vorstellen, dass einiges dabei auch eher "kulturell" geprägt ist, vielleicht ist das russische Verständnis der Antifa ja ein anderes als das deutsche. "Antifa" in Russland bedeutet "Hauptsache gegen Nazis, egal, welche politischen Ansichten man sonst hat", wobei russische Antifas häufig ein übertreibenes, gewaltbereits Mackertum zur Schau stellen würden. Und Nationalismus kann aus russischer Perspektive auch als Antifa gesehen werden, schließlich war der Sieg über das faschistische Deutschland im "großen Vaterländischen Krieg" ja eine nationale Aufgabe. Ganz gut zusammengefasst ist es z.B. hier:https://www.xn--untergrund-blttle-2qb.c ... ismus.html

Dort ist auch die Textstelle mit "Nazi-Schlampe" nochmal zitiert.
Danke für den Link, sehr interessante Hintergründe! Schon einiges dabei was wirklich zu weit geht, einiges aber auch, was finde ich im entsprechenden Kontext tolerierbar ist.

Lässt mich auf jeden Fall besser verstehen, warum Menschen ein Problem damit haben, dass solche Bands auf der Fusion spielen. Für mich klingt da wieder so diese urtypische Linke Debatte raus - klar und kompromislos gegen jede Form der Diskriminierung (und somit in Konsequenz auch gegen alle diese ganzen kleinen Verhaltensmuster die immer wieder zu solchen Diskriminierung führen oder sie ermöglichen) und deswegen gegen alle, die diese Strukturen direkt oder indirekt unterstützen, oder eben auch Offenheit für Menschen, die nicht besonders Konsequent sind, es aber irgendwie schon so ein Stück weit versuchen (um diese nicht zu verprellen und vielleicht auch für mehr konsoquentes Handeln zu gewinnen).
klaus
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von klaus »

jckgrnld hat geschrieben: Do 7. Jul 2022, 13:45
Habe in einem anderen Thread hier im Forum gelesen, dass die Künstlerinnen selbst sich wohl danach geäußert haben, dass das Fusion Team leider keine andere Tontechnik für sie finden konnte und sie deshalb leider nicht spielen konnten, obwohl sie das gerne getan hätten. Schon echt bitter für die gelaufen.
Das ist natürlich scheisse gelaufen und zeugt meiner Meinung nach von einem recht unreflektiertem Protest. Es wäre bestimmt besser gewesen, von vornherein beim Booking diese Band in den Triebwerken abzulehnen und dann beim Auftreten auf der anderen Bühne zu protestieren, z.B. in Form von Infos durch Fleyer an die Besucher o.ä.. Einige Besucher, so wie Du und ich, hätten durch diese Aktion erst von den Vorwürfen erfahren. So hat niemand wirklich was davon mitbekommen worum es geht, dass die Band eine Stunde später woanders gespielt hat werden die Meisten besucher schon fix wieder vergessen haben. Nur die feministischen DJs sind letztlich ausgefallen. Echt blöd gelaufen.
ilitsch
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von ilitsch »

Danke für den arikel aus dem Untergrundblättle. Ich möchte trotzdem nochmal einen Zusatz machen, wahrscheinlich werden sie das Wort " Cyka" oder "blyad" verwendet haben, welches aus der Lexik des MAT stammt, welche jeder russischsprachige Mensch nutzt, wenn sie oder er schimpft - sozusagen die Umgangssprache oder der Slangsprache. Während im deutschprachigen Raum über Fäkalien, Tiere oder ableistisch geschimpft wird ( Scheiße, Verpiss dich, kuh, Ochse, Sau, dumm, Idiot, Arsch etc. pp) läuft das schimpfen im russischsprachigen Raum ebenso wie im englischsprachigen über den Geschlechtsakt : ebat ( ficken, fuck): xuy ( schwanz, dick), Pszda ( F...., cunt), blyad ( Hure, Bitch) wobei Bezeichnendes und Bezeichnetes sich nicht 1 zu 1 ins deutsche übersetzen lassen ebat oder sycka blayd heißt sehr oft einfach auf deutsch verdammte scheiße oder idi na xuy ( Geh zum schwanz) einfach verpiss dich ( Kontextabhängig). Das MAT welches aus diesen 4 Wörtern als Basis besteht plus x ist über jahrhunderte im russischsprachigen Raum als Gegen- Parallel- oder Untergrundsprache gewachsen und wird wie gesagt von allen Geschlechtern genutzt, wenn sie schimpfen, und sie wird vor allem exzessiv von Unterschichten genutzt, und genau aus diesem grund war sie auch immer über die jahrhunderte strafbar im öffenlichen Raum verboten, und zwar von der Oberschicht Kirche, Staat und Kapital, welche das verbot des MAT nutzten um die Unterschicht als ungebildet aus dem öffentlichen Diskurs auszuschließen. In den 90ern und 00 jahren gab es hier erstmals eine Öffnung so das das MAT - die russische Schimpf- oder Vulgärsprache - erstmals öffentlich toleriert genutzt - und damit natürlich von allerlei Gruppen in Musik, Literatur, und Politik auch instrumentalisert - wurde - um sich ne anhängerschaft bei den Unterschichten zu sichern oder deren Sprache zu sprechen oder auch um sich proletarisch oder volksnah lalal zu geben -, bis sie 2014 dann wieder von den Herrschenden mittels strafbaren Verbot - durch den Holliganismusparagraph im Strafgesetzbuch - wieder aus dem öffentlichen Diskurs verbannt wurde. Das heißt wer jetzt öffentlich MAT in Russland spricht, in Medien, Politik, Literatur, Musik läuft Gefahr sich nach dem Holliganismusparagraph strafbar zu machen.

Diese über jahrhunderte gewachsene Sprache ist sexistisch und auch frauenfeindlich, wobei man allerdings feststellen muss, das mindestens ebenso häufig über Xuy ( Schwanz) geschimpft wird, Soll die Sprache jetzt aus vorgenannten Gründen über Sanktionen verboten werden, handelt man sich das Problem ein, das man sich hierzu genauso verhält, wie sich die Herrschenden über Jahrhunderte bis in die Gegenwart zu den Unterschichten verhalten haben, man verbannt die Art und Weise wie sich Unterschichten unterhalten wenn sie schimpfen oder schlecht reden oder wütend sind, und damit die Unterschichten selbst aus dem öffentlichen Diskurs. Weiterhin hat die deutsche Sprache aufgrund der etymologischen Herkunft ihrer Schimpfwörter aus dem Fäkal- oder Tierbereich eben dieses Problem so nicht, und daher gegenüber der russischen Sprache ne bequeme Position. Darüber hinaus sehe ich auch einen bestimmten Doppelstandard, da das Schimpfen im englischsprachigen Raum ebenfalls über den Geschlechtsakt läuft wie fuck, what the fuck, fuck you, bitch, cunt und tralala ja ziemlich offen und allseitig toleriert gebraucht werden, obwohl sie ebenso sexistisch sind, weiß nicht wie oft ich das wort fuck gehört habe - steht nicht selbst über dem antifatresen groß mit Leuchtbuchstaben fuck frontex ? -, ich habe aber auch ein paar Menschen mit bitchanhänger oder Kette gesehen. Also ich kann dann nicht sagen ebat geht zum schimpfen nicht, weil es sexistisch ist, aber fuck kann benutzt werden. So long.
jckgrnld
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von jckgrnld »

Danke @ilitisch auch eine interessante Perspektive!
Rephlax
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von Rephlax »

Die gute alte Cancel Culture. Aber diese Fusion war leider in vielerlei Hinsicht mindestens problematisch. Für mich das letzte Mal. Für diesen Zirkus bin ich wohl einfach zu alt.
steffi heissenviele
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Re: Welche Vorwürfe wurden Moscow Death Brigade genau gemacht? Gibt es Statements?

Beitrag von steffi heissenviele »

Sexismusvorwürfe hin oder her, eine Band die nach Mariupol, Butscha, Irpin, Sewerodonetsk und natürlich auch Aleppo und Grosny noch Moscow Death Brigade heißt, sollte auf keiner Bühne auftreten und in keinem Programmheft erscheinen.
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