Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

klosterfrau
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von klosterfrau »

Hey, Mensch!
Ich möchte mich mit Dir emotional solidarisieren. Dass einige Deiner Ausagen so feindselig ausfielen ist nicht gut, aber das war Dir ja klar, dass es dafür in diesem Forum auf die Fresse gibt.
Es gab in meinem Leben ein Tag auf der Fusion, an dem ich alle und alles scheiße fand; Ich hatte damals sämtliche Boshaftigkeiten, die durch mein Kopf gingen beim Tanzen aufgeschrieben. Die Erfahrung mit meiner ganzen Wut und Hass auch da sein zu können und teilzunehmen war immens befreiend und hat mich nachhaltig geprägt. (Die Akzeptanz dieser Gefühle hat letzlich dazu geführt, dass ich wieder in ein freundlich entspannten Modus reingefunden habe am nächsten Tag)

Inhaltlich finde ich persönlich die Kritik in Teilen durchaus nachvollziehbar - das radikal Politische wird durch bürgerlichen Hedonismus aufgeweicht, die Menge an ultrateueren Autos war heftig (Mit Porsche zur Revolution!).

Mögen die bösen Geister sich in Deinem Schädel beruhigen, der radikale Idealismus hingegen gedeihen und eine fruchtbare Form finden.
Peace
Sleepdancer
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von Sleepdancer »

klosterfrau hat geschrieben: So 21. Aug 2022, 17:32 Hey, Mensch!
Ich möchte mich mit Dir emotional solidarisieren. Dass einige Deiner Ausagen so feindselig ausfielen ist nicht gut, aber das war Dir ja klar, dass es dafür in diesem Forum auf die Fresse gibt.
Es gab in meinem Leben ein Tag auf der Fusion, an dem ich alle und alles scheiße fand; Ich hatte damals sämtliche Boshaftigkeiten, die durch mein Kopf gingen beim Tanzen aufgeschrieben. Die Erfahrung mit meiner ganzen Wut und Hass auch da sein zu können und teilzunehmen war immens befreiend und hat mich nachhaltig geprägt. (Die Akzeptanz dieser Gefühle hat letzlich dazu geführt, dass ich wieder in ein freundlich entspannten Modus reingefunden habe am nächsten Tag)

Inhaltlich finde ich persönlich die Kritik in Teilen durchaus nachvollziehbar - das radikal Politische wird durch bürgerlichen Hedonismus aufgeweicht, die Menge an ultrateueren Autos war heftig (Mit Porsche zur Revolution!).

Mögen die bösen Geister sich in Deinem Schädel beruhigen, der radikale Idealismus hingegen gedeihen und eine fruchtbare Form finden.
Peace
Es ist allerdings echt widersprüchlich. Der Ferienkommunismus wird abgelöst durch ein Autofahrertreffen mit erhöhter Statusdiversifikation. VW Busse und Porsches sind da erst der Anfang.

Der Hedonismus an einem verlängerten Wochenende ist ja in Ordnung, wenn er parralel auch mit Taten und einer gewissen Wertekonsistenz begleitet wird.
Früher wurde sich noch richtig krass über Konfetti aufgeregt. Mitlerweile benehmen sich manche Leute echt so komisch, dass es einem die Laune verdirbt.

Vielleicht wäre es auch ein interessantes Experiment viel mehr Supporter Tickets zu verkaufen, die 2-3 Schichten machen. Wenn mehr Leute Teil der Fusion werden, kann dadurch auch das Bewußtsein geschärft werden, was die Fusion bedeutet.
don_huan
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von don_huan »

Ich finde diese Debatten schwierig. Was ist wenn der "Porschefahrer" auf der Fusion lernt, dass es eben mehr gibt als teure Autos im Leben?
Deleted User 22325

Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von Deleted User 22325 »

Es hat schon immer die unterschiedlichsten Menschen auf der Fusion gegeben. Schon vor 20 Jahren waren Leute in teuren Autos da. Schon immer gibt es nach jeder Fusion diese "Diskussion", wer zur Fusion "passt" und wer angeblich nicht. Die Leute checken es einfach nicht und denken dabei, sie sind die einzigen, die es verstanden haben. Und damit meine ich ganz speziell die ach so toleranten, weltoffenen und dennoch überaus exkludierenden Pseudo-Linken. Bitte bleibt einfach weg, wenn es euch nicht passt, auch mal über den Tellerrand eurer Blase zu schauen. Auch mal unvoreingenommen mit diesen schlimmen "Proleten" und "Kapitalisten" in Kontakt zu kommen. Auch mal zu checken, dass das genauso tolle und idealistische Menschen sein können, auch wenn sie sich nen Benz leisten können. Die Fusion sollte nicht der Ort sein, Vorurteile zu pflegen, seinen neidvolle, moralisch-überhöhten persönlichen Klassenkampf zu führen und einander die Daseinsberechtigung auf dem Acker abzusprechen. Jeder Mensch will in seinem/ihrem Selbst von den anderen akzeptiert werden und dennoch lassen wir es zu, dass wir andere in Schubladen stecken und exkludieren. Früher waren es die Turmbühnenatzen, heute sind es die Insta-Glitzer-Lenas und die Feierkapitäne, die mit hochpreisigen Autos anreisen. Scheiss doch einfach drauf, Hauptsache die Leute und ihr habt ne schöne Zeit und die Möglichkeit, euch zu begegnen und kennenzulernen. Vielleicht dient das ja dann in der Tat der persönlichen Weiterentwicklung. Vielleicht sind Menschen häufig anders, als ihr auf den ersten Blick denkt. Vielleicht schafft man es eher, mit Diskussionen auf Augenhöhe Veränderungen zu bewirken, als einfach bestimmen zu wollen, wie es zu laufen hat.

Und nur mal so: die Fusion macht schon enorm viel, damit die linke Szene nicht zu kurz kommt und genug der (anscheinend) "richtigen" Leute da sind: Einbindung der Kollektive und Vereine, die best-friends-Tickets, die Bühnen für die politischen Diskussionen, die Finanzierung anderer, linker Projekte usw. Und ganz ehrlich, was wollt ihr denn? Ticket wie früher bei 30€, Gesichtskontrolle am Einlass, nur noch Leute, die explizit hochpolitisch-links sind, Autos verbieten? Wie sähe die Fusion eurer Träume denn aus?
19katharina94
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von 19katharina94 »

Word! 👌🏻
IchSagsMalSo
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von IchSagsMalSo »

Kuestenjung83 hat geschrieben: Do 15. Sep 2022, 13:11 Es hat schon immer die unterschiedlichsten Menschen auf der Fusion gegeben. Schon vor 20 Jahren waren Leute in teuren Autos da. Schon immer gibt es nach jeder Fusion diese "Diskussion", wer zur Fusion "passt" und wer angeblich nicht. Die Leute checken es einfach nicht und denken dabei, sie sind die einzigen, die es verstanden haben. Und damit meine ich ganz speziell die ach so toleranten, weltoffenen und dennoch überaus exkludierenden Pseudo-Linken. Bitte bleibt einfach weg, wenn es euch nicht passt, auch mal über den Tellerrand eurer Blase zu schauen. Auch mal unvoreingenommen mit diesen schlimmen "Proleten" und "Kapitalisten" in Kontakt zu kommen. Auch mal zu checken, dass das genauso tolle und idealistische Menschen sein können, auch wenn sie sich nen Benz leisten können. Die Fusion sollte nicht der Ort sein, Vorurteile zu pflegen, seinen neidvolle, moralisch-überhöhten persönlichen Klassenkampf zu führen und einander die Daseinsberechtigung auf dem Acker abzusprechen. Jeder Mensch will in seinem/ihrem Selbst von den anderen akzeptiert werden und dennoch lassen wir es zu, dass wir andere in Schubladen stecken und exkludieren. Früher waren es die Turmbühnenatzen, heute sind es die Insta-Glitzer-Lenas und die Feierkapitäne, die mit hochpreisigen Autos anreisen. Scheiss doch einfach drauf, Hauptsache die Leute und ihr habt ne schöne Zeit und die Möglichkeit, euch zu begegnen und kennenzulernen. Vielleicht dient das ja dann in der Tat der persönlichen Weiterentwicklung. Vielleicht sind Menschen häufig anders, als ihr auf den ersten Blick denkt. Vielleicht schafft man es eher, mit Diskussionen auf Augenhöhe Veränderungen zu bewirken, als einfach bestimmen zu wollen, wie es zu laufen hat.

Und nur mal so: die Fusion macht schon enorm viel, damit die linke Szene nicht zu kurz kommt und genug der (anscheinend) "richtigen" Leute da sind: Einbindung der Kollektive und Vereine, die best-friends-Tickets, die Bühnen für die politischen Diskussionen, die Finanzierung anderer, linker Projekte usw. Und ganz ehrlich, was wollt ihr denn? Ticket wie früher bei 30€, Gesichtskontrolle am Einlass, nur noch Leute, die explizit hochpolitisch-links sind, Autos verbieten? Wie sähe die Fusion eurer Träume denn aus?
Amen!
Sleepdancer
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von Sleepdancer »

Es geht doch darum, dass die Fusion ein Vorreiter Festival ist. Dennoch könnten mutigere neue Wege gegangen werden.
Festivalanreise mit Autos is so unnötig und einfach zu lösen.

@kuestjung83 Wenn du ein Status-Auto fährst und es dann zwischen der Karl-Marx-Allee und dem Ho Chi Min Pfad parkst, solltest du schon mal drüber nachdenken, wie dieses Privileg zustande kommt.
Nur durch Externalisierung der Kosten, die wir alle tragen. Es geht nicht darum jemanden zu verurteilen, es geht darum, dass der Status Quo in Frage gestellt werden muss. Die KFZ Steuer reicht noch lange nicht aus um die Kosten zu decken. Genauso können weitere Subventionen wie Geschäftswagen diskutiert werden. Umweltprobleme sollten dir bewusst sein.
Die Menschen sind alle cool. Dass sie ihre Privilegien als solche noch nicht mal erkennen, sollte diskutiert werden.

Ein progressives Festival kann Festivalanreise neudenken oder auch nicht. Mehr nicht.

War Lenin auf dem FusionTicket vor ein paar Jahren nur Deko, oder sollten wir alle mal etwas mehr drüber nachdenken wie wir unser Leben verändern können?
Deleted User 50886

Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von Deleted User 50886 »

was will ich mit nem porsche auf nem festival? da kann ich ja garnicht drin schlafen.
Zuletzt geändert von Deleted User 50886 am Sa 17. Sep 2022, 13:17, insgesamt 1-mal geändert.
Deleted User 22325

Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von Deleted User 22325 »

Sleepdancer hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 14:09 Es geht doch darum, dass die Fusion ein Vorreiter Festival ist. Dennoch könnten mutigere neue Wege gegangen werden.
Festivalanreise mit Autos is so unnötig und einfach zu lösen.

@kuestjung83 Wenn du ein Status-Auto fährst und es dann zwischen der Karl-Marx-Allee und dem Ho Chi Min Pfad parkst, solltest du schon mal drüber nachdenken, wie dieses Privileg zustande kommt.
Nur durch Externalisierung der Kosten, die wir alle tragen. Es geht nicht darum jemanden zu verurteilen, es geht darum, dass der Status Quo in Frage gestellt werden muss. Die KFZ Steuer reicht noch lange nicht aus um die Kosten zu decken. Genauso können weitere Subventionen wie Geschäftswagen diskutiert werden. Umweltprobleme sollten dir bewusst sein.
Die Menschen sind alle cool. Dass sie ihre Privilegien als solche noch nicht mal erkennen, sollte diskutiert werden.

Ein progressives Festival kann Festivalanreise neudenken oder auch nicht. Mehr nicht.

War Lenin auf dem FusionTicket vor ein paar Jahren nur Deko, oder sollten wir alle mal etwas mehr drüber nachdenken wie wir unser Leben verändern können?
Wer ist den privilegiert und umweltbewusst? Der Typ im Statusauto mit neuester Abgasnorm, der im teuren Tesla, oder der Hippie mit riesigem Diesel-betriebenen, alten Wohnmobil im Backstage? Wenn man dieses Fass aufmacht, leiden irgendwann alle drunter, die nun mal gerne mit Auto, Bus usw. anreisen. Ich habe nicht mal ein Auto. Autos nerven mich täglich, nehmen Platz weg, machen Lärm und Dreck und viele nutzen es aus Bequemlichkeit. Du hast einige andere Punkte noch genannt. Halte ich das für kritikwürdig? Ja. Würde ich meine Meinung tausenden Leuten auf einem Festival aufzwingen, die es anders sehen? Nein. Es gibt die Möglichkeit durch Gespräche und Eindrücke eine Veränderung zu bewirken. Die Schaffung weiterer autofreier Campingflächen wäre eine weitere Möglichkeit, aber man sollte den Leuten dann auch irgendwo anders ausreichend und nahe Parkmöglichkeiten bieten. Rein theoretisch wäre auch ein hoher "Autotarif" vorstellbar. Wenn man nah am Gelände auf dem Zeltplatz sein Auto dabei haben will, zahlt man halt mehr. Darunter würden aber auch wieder die leiden, die sowieso nicht viel Kohle haben. Deswegen sehe ich es kritisch, da überhaupt mit weiteren Regeln eingreifen zu wollen.
Vercetti
Beiträge: 52
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Re: Die Selbstlüge der ☆ Fusion ☆

Beitrag von Vercetti »

Sleepdancer hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 14:09 Es geht doch darum, dass die Fusion ein Vorreiter Festival ist. Dennoch könnten mutigere neue Wege gegangen werden.
Festivalanreise mit Autos is so unnötig und einfach zu lösen.
Sorry, aber das erscheint im Moment als noch utopisch. Ja, die Leute könnten und sollten weniger Auto fahren und ihre Autos teilen und generell weniger Autos besitzen. Aber "Festivalanreise mit Autos ist unnötig"? Das kann man behaupten, wenn Deutschland eine anständige und kostengünstige Infrastruktur für öffentliche Personenbeförderung hat. Oder wenn genug Bassliner aus dt. Großstädten kommen. Oder wenn es ein wirklich gut organisiertes Mitfahrer-Forum gibt, in dem alle einen Platz finden. Autos sind Teil unserer Gesellschaft und in der näheren Zukunft werden sie auch nicht verschwinden. Zu erwarten, dass die Leute es so sehen wie du und ohne Auto anreisen ist eine naive Utopie.

Und das mag vielleicht ein wenig egoistisch klingen, und ist auch irgendwo etwas verwöhnt, aber Zug und Bus ist bestenfalls akzeptabel, meistens kacke. Und ich persönlich bin gern auf Eventualitäten vorbereitet, dementsprechend habe ich auch mehr Gepäck dabei und meine Taschen sind größer als die, der meisten Gäste. Ich bin kein Fan vom leichten und minimalistischen reisen. Zudem bin ich ein großer Mensch, Zug und Bus sind für den Durchschnittsmenschen gebaut, ich hab sowieso schon das Problem mit Bein- und Bewegungsfreiheit auf Fahrten (nein, das ist kein mimimi, ja ich brauche diese wirklich), die länger als 1-2 Stunden gehen, dazu kommt noch mein Gepäck. Zur Fusion durch halb Deutschland anzureisen ist somit eine Tortur, plus der Stress durch die ganzen Menschen, die auch die Urlaubs-/Festivalsaison nutzen wollen.
Ja, es ist privilegiert sowas zu sagen, aber sorry, ich sehe es da nicht ein mir diesen Abfuck zu geben, nur weil Leute wie du denken, dass wir alle ohne Auto kommen sollten. Wir alle haben auch so schon genug Stress im Leben und im Sommer will ich mal entspannen und mir auch klein bisschen Luxus gönnen und da habe ich einfach keinen Bock auf den Abfuck im Zug/Bus. Ich denke wir haben alle gesehen, zu welcher Überlastung das 9€- Ticket diesen Sommer bei der Bahn führte. Und die Bahn kann sich ja schlecht mal so Züge ausm Hut zaubern, die kommen ja mit dem normalen Betrieb kaum hinterher...
@kuestjung83 Wenn du ein Status-Auto fährst und es dann zwischen der Karl-Marx-Allee und dem Ho Chi Min Pfad parkst, solltest du schon mal drüber nachdenken, wie dieses Privileg zustande kommt.
Nur durch Externalisierung der Kosten, die wir alle tragen. Es geht nicht darum jemanden zu verurteilen, es geht darum, dass der Status Quo in Frage gestellt werden muss. Die KFZ Steuer reicht noch lange nicht aus um die Kosten zu decken. Genauso können weitere Subventionen wie Geschäftswagen diskutiert werden. Umweltprobleme sollten dir bewusst sein.
Die Menschen sind alle cool. Dass sie ihre Privilegien als solche noch nicht mal erkennen, sollte diskutiert werden.
Ständig hört man "check your privilege!" aber nur selten wird weiter aufgeklärt was man eigentlich von den Leuten mit der Aussage will.
Mal angenommen ich hab mir ein etwas teureres Auto gekauft mit Geld, das ich mir erarbeitet habe. Nicht weil ich protzen will, sondern weil ich mich für Autos interessiere und mir ein cooles Auto gönnen wollte. Ja, ich bin privilegiert, und weiter? Soll ich mich jetzt deshalb schlecht fühlen? Mein Auto deshalb Zuhause lassen? Mir kein hochwertigeres Auto kaufen? "Check your privilege" klingt für mich oftmals nach einer Anklage oder Schuldzuweisung und weniger nach begründeter Kritik. Wieso sollte ich mich irgendwie dafür rechtfertigen, dass ich das Auto fahre, das ich fahre?(sofern es natürlich nicht was total übertrieben dekadentes oder verschwenderisches ist, wie z.b. riesige amerikanische Autos mit lächerlich hohem Verbrauch)
Liegt es auch nicht irgendwo ein Stück an dir, dass du dich an Status-Autos störst? Ich verstehe natürlich die Kritik, aber teure Autos anprangern ist wie das Anprangern, dass Leute auf dem Festival teure Klamotten oder aktuelle iPhones haben. Oder dass sie gängige und von der Gesellschaft propagierte Schönheitsstandards erfüllen. Ja, sind alles Privilegien. Vielleicht sind sich nicht alle dessen bewusst (aber das von allen zu erwarten ist auch utopisch, es ist schließlich ein diverses Publikum), aber schon ein gutes Stück behaupte ich mal in meinem Optimismus.
Ja, der Kapitalismus, Materialismus und Fokus auf Status in unserer Gesellschaft sind scheisse. Aber Menschen besitzen nun mal gern Dinge und belohnen sich gern auch mal mit etwas Schönem. Und das kann auch mal ein Porsche sein. (Ganz nebenbei erwähnt: Von den ganzen teuren Status-Autos, die man kaufen kann ist Porsche bei weitem nicht so dekadent oder angeberisch wie ihr denkt. Klar sind die teuer, aber wirklich protzig schnelle Autos wären Sachen wie Lamborghini, Ferrari, Bentley oder Aston Martin. Zu sagen "Du bist mit deinem Porsche ein protziger Bonze" ist wie die Aussage "Du bist mit deiner Körpergröße von 180cm und deinem Körpergewicht von 95kg zu dick!")
Sofern ich nicht damit verantwortungslos oder sonst irgendwie dumm umgehe, wo ist das Problem? Dass du dich daran störst? Sorry, aber man kann es nicht allen recht machen, und dass du dich an meinem Auto störst ist nicht mein Problem, so hart es auch klingt. Mich stören ebenso Dinge, die andere Menschen machen, Dinge, an denen ich ebenfalls begründete Kritik finde. Wo ist mein Recht darauf es anzuprangern? Muss ich das überhaupt?
Was ist damit, dass bei uns in der Szene wie ein Schlot geraucht wird? Dass damit eine der asozialsten Industrien überhaupt unterstützt wird? Dass damit Nichtraucher belästigt werden, die Umwelt verpestet wird? Nur um mal ein Beispiel zu nennen, das ebenfalls fragwürdig, und ebenfalls damit begründet werden kann, dass man sich auch mal was gönnen will. Und wer ist denn bitte die ganze Zeit den eigenen Prinzipien und dem Moralkodex super treu und macht nichts unanständiges?
Ein progressives Festival kann Festivalanreise neudenken oder auch nicht. Mehr nicht.
War Lenin auf dem FusionTicket vor ein paar Jahren nur Deko, oder sollten wir alle mal etwas mehr drüber nachdenken wie wir unser Leben verändern können?
Ja, die Fusion war schon immer politisch. Aber gleichzeitig ist es ein hedonistisches Festival, wo es auch darum geht von dem Alltag zu entfliehen.
Von einem Publikum, das zu einem guten Stück bei weitem nicht immer nüchtern ist, zu erwarten, dass sie aufgeklärt und kritisch übers Gelände laufen ist ein bisschen viel erwartet.
Ebenso ist es ein bisschen viel erwartet, dass alle im Publikum so kritisch über die oben erläuterten Punkte denken.
Deine Kritik klingt nach dem typisch idealistisch-linkem Denken, das an sich nicht schlecht ist, aber mal schnell mal an der Realität vorbei gehen kann. Ja, die Welt könnte ein schönerer Ort sein. Aber sieh dich doch mal um, wir, das sog. "linkgsrünversiffte gesellschaftliche Abseits" wie es der ungebildete und unreflektierte Kartoffeldeutsche sagen würde, sind immer noch eine Minderheit. Und es ist richtig und wichtig über sowas zu reden, und so langsam scheinen sich Dinge ja auch ein bisschen zu verändern, zumindest in einigen Aspekten. Aber die Welt ist nach wie vor ein ziemlich mieser Ort und es gibt eine riesige Menge Probleme und Faktoren, die gegen uns arbeiten. Deine Kritik und deine Vorschläge sind im Moment utopisch, selbstreferenziell und gehen an der aktuellen Realität unserer Welt und der Menschen vorbei.
Wie willst du denn deine genannten Probleme lösen? Den Status quo hinterfragen? Und weiter? Das was du kritisierst hängt mit unzähligen anderen Faktoren und Problemen zusammen, die alle miteinander ein mega komplexes und kompliziertes, mehrschichtiges Konstrukt ergeben. Und dieses Gebilde lässt sich nicht mit einfachen Lösungen wie autofrei anreisen, kommunistischen Idealen oder der Erinnerung an die Privilegien auflösen.
[HALL & OATES ON FULL VOLUME]
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