Der KuKo im Wandel der Zeit. Feedback und Kritik am Planet:C
Verfasst: Mi 25. Aug 2021, 10:58
Liebes Fusion-Team und alle Fusionist:innen,
seit 12 Jahren komme ich nun auf das Gelände (erst immer Gast, dann über eine Crew) und freue mich jedes Jahr aufs Neue. Mein Herz hängt an dem Projekt, in jedem Sommer war die Fusion mein Highlight und ihr (als Gäste eingeschloßen) habt mich und viele Leute die ich kenne zutiefst inspiriert, für den Alltag, für die Kreativität, für den Widerstand und auch für die Freiheit. Ich empfinde sehr viel Dankbarkeit für all das und all die Erlebnisse und Menschen auf dem Gelände. Doch wie sich auch in den letzten Jahren die Gesellschaft gewandelt hat, hat sich auch die Fusion gewandelt. Die No-Shirt-No-Service Debatte, die Zaun-Debatte, die Polizei-Debatte und nun auch die Corona-Debatte und viele weitere Unterdebatten und Seitendebatten. Eigentlich war für mich die Fusion auch immer ein Spiegelbild linker (und aber auch gesamtgesellschaftlicher) Debatten: Die Aufsplitterung der Linken konnte auf der Fusion beobachtet werden ebenso wie der Einfluss nicht Linker Gesellschaftspolitik auf die Linke bzw. Fusion als freier, linker Kulturort (siehe Polizei- und Sicherheitsdiskurs). Die politischen Umbrüche, Diskurse und Risse der Gesellschaft haben sich meiner Meinung nach in den letzten Jahren auch immer weiter in den Fusion-Kosmos eingegraben und auch hier für viele Disskussionen gesorgt. Trotz der vielen Kritiker:innen und Enttäuschungen glaube ich, dass sich auch die Fusion mit dem gesellschaftlichen Wandel weiterentwickeln muss - es bleibt ihr garnichts anderes über. Mein Gefühl war aber dennoch über Jahre hinweg, dass der KuKo als Freiraum weiterhin innovativ und anpassungsfähig geblieben ist und die Dinge oft gut gelöst hat ohne in die Deffensive zu gehen. Das Gelände bzw. die Menschen und ihr Tun vor Ort (Also sowohl Gäste als auch Crew) haben sich gegenseitig Lösungen aufgezeigt oder erst im Nachklang nach der Fusion Lösungen angeregt, die ein Jahr später wieder aufgegriffen wurden und weiterentwickelt wurden - und während des Aufbaus und der Fusion in die Welt getragen wurden. Was ist aber, wenn die Freiheit die der KuKo/Fusion mit dieser einmaligen Veranstaltung und Strukturen nicht mehr innovativ ist, sondern sich das gesellschaftliche Blatt so gewandelt hat, dass es nicht mehr darum geht Freiheit & Innovation anzuregen, sondern vielmehr den Status Quo zu verteidigen und damit die Innovationskraft aufzugeben? Was ist wenn Staat, Sicherheit, Rechtsruck, gesellschaftliche Spaltung das ganze Projekt soweit in die Enge treiben, dass Lärz wirklich ein Freiraum wird, der nur noch um des freiraumwillens Freiraum bleibt, aber soviele Kompromisse eingeht, dass der Freiraum nicht mehr Mittel sondern Zweck ist. Nicht mehr Mittel für Ideen, Kreativität, Freude und Politik sondern Zweck für Rückzug, Verteidigung und Selbsterhalt. Natürlich bleibt es wichtig diesen Freiraum zu verteidigen, aber nicht so, wie auf dem Planet:C.
Planet:C Alpha hat mir gezeigt, dass die Kompromisse die man schließen muss um trotz des gewachsenen gesellschaftlichen Drucks auf Freiräume wie den KuKo zu groß werden und zu viel aufgegeben werden muss bzw. wurde. Und ich glaube auch garnicht, dass unbedingt der KuKo daran Schuld ist (in Teilen aber schon, da gehe ich gleich nochmal drauf ein), es ist vielmehr ein gesellschaftliches Problem, dass sich in den 20er Jahren sicherlich noch verschärfen wird und an dessen Ende die Frage stehen wird: Was bringt es angesichts von Rechtsruck, Klimawandel, Flucht etc., Spaltung der Gesellschaft überhaupt noch zu feiern? Bis zum Planet:C habe ich mir gesagt: Ja, ich fahr trotz der ganzen Misere um uns herum zur Fusion, weil es linke Strukturen unterstützt, weil eine Utopie zumindest in Ansätzen entsteht, weil viele Menschen davon nachhaltig in ihrem Denken links-politisiert werden und es ja auch schön ist das Leben zu feiern. Und so war es für mich trotz brennenden Planeten immer Balsam für die Seele zur Fusion zu fahren. Leider ist dieses Gefühl beim Planet:c weg und ich kann gerade noch nicht einschätzen wie nachhaltig das verloren gegangen ist, was mir einst so wichtig erschien. Dies war die Einleitung zu meiner konkreten Kritik. Problem hierbei ist: Am Wandel der Gesellschaft und der Berliner Politik kann die Fusion leider auch wenig ändern. Aber dennoch hat der KuKo sehr viele Dinge so gemacht, dass er selbst ihre eigene Utopie dekonstruiert hat.
Auf dem Planet:C Alpha war ich als Gast und kam mir wirklich als ungeliebter Gast vor. Es fühlte sich an, als sei man dazu da, wie in einer Fabrik getestet, dann durchgeschleust zu werden, dann ohne Rücksicht ballern zu müssen (so wurde es einer/einem suggeriert, ich selbst nehme keine Drogen) und möglichst viel Geld dort zu lassen um am Montag bloß nicht auf die Idee zu kommen länger als Mittag dort zu bleiben.
Das mit dem Testen ist nun mal so, da habe ich keine Kritik dran, dass es so war wie es war (eher im Gegenteil, ich habe mich auf dem Gelände relativ sicher gefühlt). Dennoch hatte ich das Gefühl, dass alles war darauf angelegt, dass der Aufenthalt möglichst kurz, teuer und wenig inspirierend ist. Es ging eher darum den Geist auszuschalten, als anzuschalten. Anders kann ich mir folgende Dinge nicht beschreiben (und man bedenke: Der KuKo ist eigentlich so stolz auf seine Infrastruktur - man denke an das Schild beim ZK „Gott schütze die Infrastruktur“):
- Die Toiletten-Situation auf dem Camping-Bereich war so sparsam angedacht (Geld sparen?), dass natürlich alle überall in die Büsche gepinkelt und gekackt haben, was wirklich eckelig war
- Es gab genau einen Seifenbehälter und eine Desinfektionsflasche bei den Komposttoiletten, die natürlich bei der Frequenz nach 20 Minuten leer waren (bei den Dixiklos waren die die ganze Zeit leer) – in Zeiten einer Pandemie doch eine komische Ansage
- Es vor dem Einlass, wo es die Bändsel gab, genau ein Dixiklo gab (was sich am Freitag Abend wo hunderte Leute gewartet und gesoffen haben und noch NICHT ihr PCR-Ergebnis hatten auch nicht super gut anfühlt). Auch gab es keinerlei Essensversorgung an dem Abend außer ein Waffelstand (!) für die tausenden Menschen, die dort angereist waren
- Dieser Freitag sowas von chaotisch und schlecht geplant war, dass es wirklich sehr große Fragezeichen hinterlassen hat und für Kopfschütteln sorgt. Wie kann man ein paar tausend Leute testen, Zelt aufbauen dann in ihren Freitag Abend starten lassen (die wenigsten waren nüchtern) und dann in einem solchen Chaos mit drei Scangeräten das positiv oder negativ Ergebnis mitteilen? Teilweise standen hunderte in einem Kreis um einen Menschen mit so einem Scangerät, alle dich gedrängt, viele sehr besoffen oder druff und haben hier Hand hingehalten. Das war irgendwie überhaupt kein Fusion-Szenario. Ich möchte mal die Personen gesehen haben, die völlig drauf in der Schlange dicht gedrängt mit hunderten anderen standen und dann erfahren, dass sie positiv sind. Warum nicht einen verpflichtenden Bürger*innentest um überhaupt zum PCR-Test zu kommen um die positiven Fälle rauszufischen?
- Der gesamte Sprech- und Ankündigungstext im Booklet und in den Mails und auf der Webseite darauf aufgelegt war möglichst hart zu ballern und zu feiern – jeglicher politischer Anspruch ist für mich hinten angestellt worden, wenn er überhaupt noch erwähnt wurde. Sogar die Impfung am Ende könnte man sich „ballern“
- Es im Camping-Bereich einen Kaffee/Waffel-Stand und eine Sandwicheria gab, die total langsam richtig mieses Essen anbietet? Etwa damit sich alle möglichst unwohl fühlen und Montag Mittag der Hunger alle vom Gelände runter jagt oder in eine 200 Meter lange Schlange stellt. Gibt es nicht den Bäcker/Bäckerin aus Mirow die dan einfach Brötchen verkauft und supportet wird?
- 3,50 € für ein kleines Bier? Wie bitte? Die Thekenkräfte an der Seebühne wurden verpflichtet ihr Trinkgeld abzudrücken. Wie bitte? Das Handyladen 3 €?
- Mir kam der Kontakt mit Crew in diesem Jahr auch sehr unfreundlich und abweisend vor. Die Nettigkeit, die man sich in der Zeit dort gegenseitig schenkte, war völlig weg.
Diese und noch mehrere Dinge haben bei mir das Gefühl hinterlassen, dass eigentlich nicht mehr darum geht eine Utopie versuchen zu leben oder gemeinsam eine gute Zeit zu haben, sondern eigentlich es nur noch darum geht, den Leuten 3 Tage die Möglichkeit zu geben sich wegzuballern und alles zu verdrängen und das neue Design der Turmbühne zu finanzieren. Für mich war der Planet:c Alpha so wie jedes andere Festival auch nur ohne Werbung überall (wobei auch LKW´s ohne abgedeckte Werbung über das Gelände gefahren sind…noch so ein Ding). Da fallen dann die Abiturenten-Boys mit nacktem Oberkörper und Bierbong auf dem Dancefloor kaum noch auf zwischen all den DHL- und LidlJackenträger*innen. Aber vielleicht ist das auch ein Trend der Jugend, den ich nicht mehr ganz verstehen muss.
Von daher mein Fazit: Wenn es nur noch darum geht, das Ding am Laufen zu halten, dann lieber noch ein Jahr Pause machen. Was anderes machen. Geld sparen anstatt der Turmbühne ein Denkmal zu setzen (auch wenn ich das sehr gelungen finde). Wenn die Fusion und der ganze Kosmos drumherum weiterhin die innovative, kreative und politischen Kraft behalten soll, dann lieber den Fokus neu setzen und sich auf das konzentrieren, was wichtig ist! Und vielleicht bringen die 20er Jahre doch das Ende vieler Festivals, weil der Druck der Krisen einfach zu groß wird und Feiern einfach keinen spaß mehr macht, wenn genau in diesen Tagen Leute in Afghanistan rücksichtslos zurückgelassen werden, anstatt sie zu retten und wenn es in Fluten regnet und die Wälder nicht allzu weitweg in Flammen stehen usw. und so fort. Dennoch ein Punkt der sehr positiv war: endlich wieder Platz auf der Tanzfläche! Seine Leute schnell wieder finden können! Das war richtig toll.
Wie dem auch sei, meine Meinung, meine Gedanken. Was denkt ihr dazu?
seit 12 Jahren komme ich nun auf das Gelände (erst immer Gast, dann über eine Crew) und freue mich jedes Jahr aufs Neue. Mein Herz hängt an dem Projekt, in jedem Sommer war die Fusion mein Highlight und ihr (als Gäste eingeschloßen) habt mich und viele Leute die ich kenne zutiefst inspiriert, für den Alltag, für die Kreativität, für den Widerstand und auch für die Freiheit. Ich empfinde sehr viel Dankbarkeit für all das und all die Erlebnisse und Menschen auf dem Gelände. Doch wie sich auch in den letzten Jahren die Gesellschaft gewandelt hat, hat sich auch die Fusion gewandelt. Die No-Shirt-No-Service Debatte, die Zaun-Debatte, die Polizei-Debatte und nun auch die Corona-Debatte und viele weitere Unterdebatten und Seitendebatten. Eigentlich war für mich die Fusion auch immer ein Spiegelbild linker (und aber auch gesamtgesellschaftlicher) Debatten: Die Aufsplitterung der Linken konnte auf der Fusion beobachtet werden ebenso wie der Einfluss nicht Linker Gesellschaftspolitik auf die Linke bzw. Fusion als freier, linker Kulturort (siehe Polizei- und Sicherheitsdiskurs). Die politischen Umbrüche, Diskurse und Risse der Gesellschaft haben sich meiner Meinung nach in den letzten Jahren auch immer weiter in den Fusion-Kosmos eingegraben und auch hier für viele Disskussionen gesorgt. Trotz der vielen Kritiker:innen und Enttäuschungen glaube ich, dass sich auch die Fusion mit dem gesellschaftlichen Wandel weiterentwickeln muss - es bleibt ihr garnichts anderes über. Mein Gefühl war aber dennoch über Jahre hinweg, dass der KuKo als Freiraum weiterhin innovativ und anpassungsfähig geblieben ist und die Dinge oft gut gelöst hat ohne in die Deffensive zu gehen. Das Gelände bzw. die Menschen und ihr Tun vor Ort (Also sowohl Gäste als auch Crew) haben sich gegenseitig Lösungen aufgezeigt oder erst im Nachklang nach der Fusion Lösungen angeregt, die ein Jahr später wieder aufgegriffen wurden und weiterentwickelt wurden - und während des Aufbaus und der Fusion in die Welt getragen wurden. Was ist aber, wenn die Freiheit die der KuKo/Fusion mit dieser einmaligen Veranstaltung und Strukturen nicht mehr innovativ ist, sondern sich das gesellschaftliche Blatt so gewandelt hat, dass es nicht mehr darum geht Freiheit & Innovation anzuregen, sondern vielmehr den Status Quo zu verteidigen und damit die Innovationskraft aufzugeben? Was ist wenn Staat, Sicherheit, Rechtsruck, gesellschaftliche Spaltung das ganze Projekt soweit in die Enge treiben, dass Lärz wirklich ein Freiraum wird, der nur noch um des freiraumwillens Freiraum bleibt, aber soviele Kompromisse eingeht, dass der Freiraum nicht mehr Mittel sondern Zweck ist. Nicht mehr Mittel für Ideen, Kreativität, Freude und Politik sondern Zweck für Rückzug, Verteidigung und Selbsterhalt. Natürlich bleibt es wichtig diesen Freiraum zu verteidigen, aber nicht so, wie auf dem Planet:C.
Planet:C Alpha hat mir gezeigt, dass die Kompromisse die man schließen muss um trotz des gewachsenen gesellschaftlichen Drucks auf Freiräume wie den KuKo zu groß werden und zu viel aufgegeben werden muss bzw. wurde. Und ich glaube auch garnicht, dass unbedingt der KuKo daran Schuld ist (in Teilen aber schon, da gehe ich gleich nochmal drauf ein), es ist vielmehr ein gesellschaftliches Problem, dass sich in den 20er Jahren sicherlich noch verschärfen wird und an dessen Ende die Frage stehen wird: Was bringt es angesichts von Rechtsruck, Klimawandel, Flucht etc., Spaltung der Gesellschaft überhaupt noch zu feiern? Bis zum Planet:C habe ich mir gesagt: Ja, ich fahr trotz der ganzen Misere um uns herum zur Fusion, weil es linke Strukturen unterstützt, weil eine Utopie zumindest in Ansätzen entsteht, weil viele Menschen davon nachhaltig in ihrem Denken links-politisiert werden und es ja auch schön ist das Leben zu feiern. Und so war es für mich trotz brennenden Planeten immer Balsam für die Seele zur Fusion zu fahren. Leider ist dieses Gefühl beim Planet:c weg und ich kann gerade noch nicht einschätzen wie nachhaltig das verloren gegangen ist, was mir einst so wichtig erschien. Dies war die Einleitung zu meiner konkreten Kritik. Problem hierbei ist: Am Wandel der Gesellschaft und der Berliner Politik kann die Fusion leider auch wenig ändern. Aber dennoch hat der KuKo sehr viele Dinge so gemacht, dass er selbst ihre eigene Utopie dekonstruiert hat.
Auf dem Planet:C Alpha war ich als Gast und kam mir wirklich als ungeliebter Gast vor. Es fühlte sich an, als sei man dazu da, wie in einer Fabrik getestet, dann durchgeschleust zu werden, dann ohne Rücksicht ballern zu müssen (so wurde es einer/einem suggeriert, ich selbst nehme keine Drogen) und möglichst viel Geld dort zu lassen um am Montag bloß nicht auf die Idee zu kommen länger als Mittag dort zu bleiben.
Das mit dem Testen ist nun mal so, da habe ich keine Kritik dran, dass es so war wie es war (eher im Gegenteil, ich habe mich auf dem Gelände relativ sicher gefühlt). Dennoch hatte ich das Gefühl, dass alles war darauf angelegt, dass der Aufenthalt möglichst kurz, teuer und wenig inspirierend ist. Es ging eher darum den Geist auszuschalten, als anzuschalten. Anders kann ich mir folgende Dinge nicht beschreiben (und man bedenke: Der KuKo ist eigentlich so stolz auf seine Infrastruktur - man denke an das Schild beim ZK „Gott schütze die Infrastruktur“):
- Die Toiletten-Situation auf dem Camping-Bereich war so sparsam angedacht (Geld sparen?), dass natürlich alle überall in die Büsche gepinkelt und gekackt haben, was wirklich eckelig war
- Es gab genau einen Seifenbehälter und eine Desinfektionsflasche bei den Komposttoiletten, die natürlich bei der Frequenz nach 20 Minuten leer waren (bei den Dixiklos waren die die ganze Zeit leer) – in Zeiten einer Pandemie doch eine komische Ansage
- Es vor dem Einlass, wo es die Bändsel gab, genau ein Dixiklo gab (was sich am Freitag Abend wo hunderte Leute gewartet und gesoffen haben und noch NICHT ihr PCR-Ergebnis hatten auch nicht super gut anfühlt). Auch gab es keinerlei Essensversorgung an dem Abend außer ein Waffelstand (!) für die tausenden Menschen, die dort angereist waren
- Dieser Freitag sowas von chaotisch und schlecht geplant war, dass es wirklich sehr große Fragezeichen hinterlassen hat und für Kopfschütteln sorgt. Wie kann man ein paar tausend Leute testen, Zelt aufbauen dann in ihren Freitag Abend starten lassen (die wenigsten waren nüchtern) und dann in einem solchen Chaos mit drei Scangeräten das positiv oder negativ Ergebnis mitteilen? Teilweise standen hunderte in einem Kreis um einen Menschen mit so einem Scangerät, alle dich gedrängt, viele sehr besoffen oder druff und haben hier Hand hingehalten. Das war irgendwie überhaupt kein Fusion-Szenario. Ich möchte mal die Personen gesehen haben, die völlig drauf in der Schlange dicht gedrängt mit hunderten anderen standen und dann erfahren, dass sie positiv sind. Warum nicht einen verpflichtenden Bürger*innentest um überhaupt zum PCR-Test zu kommen um die positiven Fälle rauszufischen?
- Der gesamte Sprech- und Ankündigungstext im Booklet und in den Mails und auf der Webseite darauf aufgelegt war möglichst hart zu ballern und zu feiern – jeglicher politischer Anspruch ist für mich hinten angestellt worden, wenn er überhaupt noch erwähnt wurde. Sogar die Impfung am Ende könnte man sich „ballern“
- Es im Camping-Bereich einen Kaffee/Waffel-Stand und eine Sandwicheria gab, die total langsam richtig mieses Essen anbietet? Etwa damit sich alle möglichst unwohl fühlen und Montag Mittag der Hunger alle vom Gelände runter jagt oder in eine 200 Meter lange Schlange stellt. Gibt es nicht den Bäcker/Bäckerin aus Mirow die dan einfach Brötchen verkauft und supportet wird?
- 3,50 € für ein kleines Bier? Wie bitte? Die Thekenkräfte an der Seebühne wurden verpflichtet ihr Trinkgeld abzudrücken. Wie bitte? Das Handyladen 3 €?
- Mir kam der Kontakt mit Crew in diesem Jahr auch sehr unfreundlich und abweisend vor. Die Nettigkeit, die man sich in der Zeit dort gegenseitig schenkte, war völlig weg.
Diese und noch mehrere Dinge haben bei mir das Gefühl hinterlassen, dass eigentlich nicht mehr darum geht eine Utopie versuchen zu leben oder gemeinsam eine gute Zeit zu haben, sondern eigentlich es nur noch darum geht, den Leuten 3 Tage die Möglichkeit zu geben sich wegzuballern und alles zu verdrängen und das neue Design der Turmbühne zu finanzieren. Für mich war der Planet:c Alpha so wie jedes andere Festival auch nur ohne Werbung überall (wobei auch LKW´s ohne abgedeckte Werbung über das Gelände gefahren sind…noch so ein Ding). Da fallen dann die Abiturenten-Boys mit nacktem Oberkörper und Bierbong auf dem Dancefloor kaum noch auf zwischen all den DHL- und LidlJackenträger*innen. Aber vielleicht ist das auch ein Trend der Jugend, den ich nicht mehr ganz verstehen muss.
Von daher mein Fazit: Wenn es nur noch darum geht, das Ding am Laufen zu halten, dann lieber noch ein Jahr Pause machen. Was anderes machen. Geld sparen anstatt der Turmbühne ein Denkmal zu setzen (auch wenn ich das sehr gelungen finde). Wenn die Fusion und der ganze Kosmos drumherum weiterhin die innovative, kreative und politischen Kraft behalten soll, dann lieber den Fokus neu setzen und sich auf das konzentrieren, was wichtig ist! Und vielleicht bringen die 20er Jahre doch das Ende vieler Festivals, weil der Druck der Krisen einfach zu groß wird und Feiern einfach keinen spaß mehr macht, wenn genau in diesen Tagen Leute in Afghanistan rücksichtslos zurückgelassen werden, anstatt sie zu retten und wenn es in Fluten regnet und die Wälder nicht allzu weitweg in Flammen stehen usw. und so fort. Dennoch ein Punkt der sehr positiv war: endlich wieder Platz auf der Tanzfläche! Seine Leute schnell wieder finden können! Das war richtig toll.
Wie dem auch sei, meine Meinung, meine Gedanken. Was denkt ihr dazu?