4 Tage Ferienantisemitismus
Verfasst: Fr 20. Jan 2012, 23:53
Das FREE OLIVE TENT auf der Fusion 2011 hat für einige Diskussionen gesorgt. Und in der Tat ist es erschreckend, wie salonfähig platter Antisemitismus in vermeintlich linken Zusammenhängen heute ist.
Deshalb haben wir eine E-Mail an den Kulturkosmos geschrieben, um mit den Verantwortlichen eine Diskussion zu beginnen. Da wir bisher keine Antwort erhalten haben, veröffentlichen wir hier im Forum die komplette Mail:
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Vier Tage Ferienantisemitismus?
Liebe Menschen vom Kulturkosmos Müritz e.V.,
laut Eurer Homepage unternehmt ihr - unter anderem mit der Durchführung des Fusion Festivals - den Versuch Eurem „Ideal von einem selbst-bestimmten Leben, abseits kapitalistischer Zwänge und Verwertungsinteressen, weitestgehend nahe zu kommen und Utopien für (Euch) und andere im Hier und Jetzt erlebbar und im Modellversuch realisierbar zu machen“. Eure Arbeit will unter anderem „Denkanstöße geben und Möglichkeiten für die Konfrontation mit Neuem und Unbekanntem schaffen“, außerdem „sollen Toleranz und Weltoffenheit gebildet und befördert werden.“
Daher hat es uns gewundert, dass beim Fusion Festival 2011 ein „Kollektiv Kulturschaffender mit Nahostbezug“ die Möglichkeit hatte, mit verschiedenen Veranstaltungen und dem „FREE OLIVE TENT“ sich laut dem von Euch verfassten Programmheft, „gegen die menschenrechtswidrige Besatzung Palästinas auszusprechen“.
Das Land von dem ihr sprecht, heißt Israel. Nach Jahrhunderten der nahezu weltweiten Verfolgung von Jüdinnen und Juden und der Shoah ist Israel nicht irgendein Land, sondern der Fluchtpunkt für die Überlebenden und ihre Nachkommen. Wie kommt ihr auf die Idee, es könnte sich bei diesem Projekt um eine „menschenrechtswidrige Besatzung“ handeln? Gibt es in Lärz eine Universität mit rechtswissenschaftlicher Fakultät?
Wir finden es schon seltsam, wenn auf eurem Gelände ein Aktivist der Gaza Freedom Flotilla einen Vortrag halten kann, ohne dass die Beteiligung verschiedenster militanter, radikalislamischer und antisemitischer Gruppen an dieser Kampagne thematisiert wird. Sieht so „Toleranz und Weltoffenheit“ im Kulturkosmos aus?
So, wie der Konflikt im Nahen Osten auf der Fusion 2011 dargestellt wurde, handelt es sich nicht um eine „Konfrontation mit Neuem und Unbekanntem“, sondern um das wiederkäuen antisemitischer und antizionistischer Ressentiments, die man so auch an so gut wie jedem deutschen Stammtisch erwarten kann.
Wie lässt sich eine von Euch initiierte Gedenkveranstaltung für die Opfer des KZ Retzow (wann war das eigentlich?) und eine Einbindung der Kampagne „Wake Up - Stand Up! Keine Stimme den Nazis in MV“ auf der Fusion 2011 vor diesem Hintergrund erklären?
Eine unserer Meinung nach recht gelungene Auseinandersetzung mit dem Programm des „FREE OLIVE TENT“ und anderer fragwürdiger Programmpunkte auf der Fuison 2011 findet ihr hier und ist Euch wahrscheinlich schon bekannt:
http://www.beatpunk.org/stories/karneva ... zionisten/
Wir wissen nicht, welche Utopie ihr mit der Fusion 2011 erlebbar machen wolltet. Was wir dort erleben mussten, war die Utopie der AntisemitInnen und AntizionistInnen, die Israel von der Landkarte streichen wollen.
Ihr behauptet, dass Euer „hoher Anspruch“ sich immer wider an Euren „Widersprüchlichkeiten und Unfähigkeiten abarbeitet.“ Wenn ihr es damit ernst meint, sollten folgende Programmpunkte für das Fusion Festival 2012 obligatorisch sein:
- FREE GAZA FROM HAMAS TENT
Möglicher Erläuterungstext für das Programmheft: „Zwischen Kinohangar und Weidendom findet ihr in diesem Jahr das FREE GAZA FROM HAMAS TENT. Diese kulinarische Chillout-Base wird neben dem Genuss von regionalen Spezialitäten eine Plattform kreativen Austauschs sein. Ein Kollektiv Kulturschaffender mit Nahostbezug stellt dort eine Bewegung vor, welche Kunst als Mittel des Widerstands wählt, um sich gegen die menschenverachtende Gewaltherrschaft der Hamas zu stellen.“
- Das Anbieten von Dokumentarfilmen, Vorträgen und Lesungen, die dem Thema gerecht werden
(Vorschläge machen wir Euch gerne auf Anfrage)
Formulierungen, wie Ihr sie in eurem Programmheft 2011 benutzt habt, finden sich sonst vor allem bei Neonaziparteien und Autonomen Nationalisten, oder wie hier auf altermedia:
„Ohne die zionistisch-westliche Medienpropagandahoheit und die dadurch manifestierte Holocau$$$t-Luege,kein Raubzug gegen den unschuldigen deutschen Steuerzahler und keine Besatzung Palaestinas genannt Israel. Der groesste Unrechts- und Terrorstaat den die Erde jemals gesehen hat.“
(http://artikel.altermedia-deutschland-a ... 68703.html)
Wie lässt sich das mit dem Anspruch, den Ihr angeblich an Euch selbst stellt, vereinbaren?
Wir würden uns freuen, wenn Ihr Euch der Diskussion stellt und erwarten Eure Antwort.
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Deshalb haben wir eine E-Mail an den Kulturkosmos geschrieben, um mit den Verantwortlichen eine Diskussion zu beginnen. Da wir bisher keine Antwort erhalten haben, veröffentlichen wir hier im Forum die komplette Mail:
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Vier Tage Ferienantisemitismus?
Liebe Menschen vom Kulturkosmos Müritz e.V.,
laut Eurer Homepage unternehmt ihr - unter anderem mit der Durchführung des Fusion Festivals - den Versuch Eurem „Ideal von einem selbst-bestimmten Leben, abseits kapitalistischer Zwänge und Verwertungsinteressen, weitestgehend nahe zu kommen und Utopien für (Euch) und andere im Hier und Jetzt erlebbar und im Modellversuch realisierbar zu machen“. Eure Arbeit will unter anderem „Denkanstöße geben und Möglichkeiten für die Konfrontation mit Neuem und Unbekanntem schaffen“, außerdem „sollen Toleranz und Weltoffenheit gebildet und befördert werden.“
Daher hat es uns gewundert, dass beim Fusion Festival 2011 ein „Kollektiv Kulturschaffender mit Nahostbezug“ die Möglichkeit hatte, mit verschiedenen Veranstaltungen und dem „FREE OLIVE TENT“ sich laut dem von Euch verfassten Programmheft, „gegen die menschenrechtswidrige Besatzung Palästinas auszusprechen“.
Das Land von dem ihr sprecht, heißt Israel. Nach Jahrhunderten der nahezu weltweiten Verfolgung von Jüdinnen und Juden und der Shoah ist Israel nicht irgendein Land, sondern der Fluchtpunkt für die Überlebenden und ihre Nachkommen. Wie kommt ihr auf die Idee, es könnte sich bei diesem Projekt um eine „menschenrechtswidrige Besatzung“ handeln? Gibt es in Lärz eine Universität mit rechtswissenschaftlicher Fakultät?
Wir finden es schon seltsam, wenn auf eurem Gelände ein Aktivist der Gaza Freedom Flotilla einen Vortrag halten kann, ohne dass die Beteiligung verschiedenster militanter, radikalislamischer und antisemitischer Gruppen an dieser Kampagne thematisiert wird. Sieht so „Toleranz und Weltoffenheit“ im Kulturkosmos aus?
So, wie der Konflikt im Nahen Osten auf der Fusion 2011 dargestellt wurde, handelt es sich nicht um eine „Konfrontation mit Neuem und Unbekanntem“, sondern um das wiederkäuen antisemitischer und antizionistischer Ressentiments, die man so auch an so gut wie jedem deutschen Stammtisch erwarten kann.
Wie lässt sich eine von Euch initiierte Gedenkveranstaltung für die Opfer des KZ Retzow (wann war das eigentlich?) und eine Einbindung der Kampagne „Wake Up - Stand Up! Keine Stimme den Nazis in MV“ auf der Fusion 2011 vor diesem Hintergrund erklären?
Eine unserer Meinung nach recht gelungene Auseinandersetzung mit dem Programm des „FREE OLIVE TENT“ und anderer fragwürdiger Programmpunkte auf der Fuison 2011 findet ihr hier und ist Euch wahrscheinlich schon bekannt:
http://www.beatpunk.org/stories/karneva ... zionisten/
Wir wissen nicht, welche Utopie ihr mit der Fusion 2011 erlebbar machen wolltet. Was wir dort erleben mussten, war die Utopie der AntisemitInnen und AntizionistInnen, die Israel von der Landkarte streichen wollen.
Ihr behauptet, dass Euer „hoher Anspruch“ sich immer wider an Euren „Widersprüchlichkeiten und Unfähigkeiten abarbeitet.“ Wenn ihr es damit ernst meint, sollten folgende Programmpunkte für das Fusion Festival 2012 obligatorisch sein:
- FREE GAZA FROM HAMAS TENT
Möglicher Erläuterungstext für das Programmheft: „Zwischen Kinohangar und Weidendom findet ihr in diesem Jahr das FREE GAZA FROM HAMAS TENT. Diese kulinarische Chillout-Base wird neben dem Genuss von regionalen Spezialitäten eine Plattform kreativen Austauschs sein. Ein Kollektiv Kulturschaffender mit Nahostbezug stellt dort eine Bewegung vor, welche Kunst als Mittel des Widerstands wählt, um sich gegen die menschenverachtende Gewaltherrschaft der Hamas zu stellen.“
- Das Anbieten von Dokumentarfilmen, Vorträgen und Lesungen, die dem Thema gerecht werden
(Vorschläge machen wir Euch gerne auf Anfrage)
Formulierungen, wie Ihr sie in eurem Programmheft 2011 benutzt habt, finden sich sonst vor allem bei Neonaziparteien und Autonomen Nationalisten, oder wie hier auf altermedia:
„Ohne die zionistisch-westliche Medienpropagandahoheit und die dadurch manifestierte Holocau$$$t-Luege,kein Raubzug gegen den unschuldigen deutschen Steuerzahler und keine Besatzung Palaestinas genannt Israel. Der groesste Unrechts- und Terrorstaat den die Erde jemals gesehen hat.“
(http://artikel.altermedia-deutschland-a ... 68703.html)
Wie lässt sich das mit dem Anspruch, den Ihr angeblich an Euch selbst stellt, vereinbaren?
Wir würden uns freuen, wenn Ihr Euch der Diskussion stellt und erwarten Eure Antwort.
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