Ratschläge - Fusion trotz Depression?

irrelevant
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Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von irrelevant »

hollaholli hat geschrieben: Sa 22. Jun 2024, 18:18 Wir sind alle unterschiedlich, aber Tanzen hilft mir immer am meisten. Wissenschaftlich ist das ja auch bestätigt.
Du schüttest einfach Glückshormone aus.

Ich würde dir raten, fahr und habe immer im Kopf, du kannst gehen, wann du wills. Das ist immer eine Option.

Also nicht Fusion trotz Depression, sondern gerade wegen der Depression!

Gute Besserung ❤️‍🩹
100 %! Also my experience & way of seeing it.
It's not about making the world a better place; it's about making ourselves better persons. The rest comes naturally.
SWAY
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Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von SWAY »

Es kann deine schönste Fusion werden oder du fühlst dich komplett lost und Traurig dort. Das kann leider keiner voraussagen.

Ich war 2022 mit vermeintlich Freunden dort und habe mich wie das 5 Rad am Wagen gefühlt. Plötzlich waren alle weg und ich habe mich lost gefühlt. Habe die Menschen um mich gesehen, die glücklich mit Freunden unterwegs waren. Sah’s dann Samstag Nacht alleine im Zelt und habe geheult. Konnte mich auch nicht mehr aus der Situation rausholen und wollte nur nach Hause.

Letztes Jahr habe ich mich mit komplett fremden Leuten vorher conneten. Ich wurde so super in ihrem Lager aufgenommen und es war ne schöne Fusion.

Für solche traurige Situationen ist es gut zu wissen, wie du dich da rausholen kannst und/oder du Leute hast, die Verständnisvoll sind und dich auffangen können.

Wenn du Bock hast, kannst du mir gerne ne PN schreiben.
hypnofrosch
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Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von hypnofrosch »

Wichtig ist sich nicht mit den anderen zu vergleichen. Mich triggert es total die Leute zu sehen welche scheinbar frei und glücklich sind und zu Happy Dance music ihre Hüfte Schwingen. Und davon gibt es auf einen Festival natürlich viele. Konzentriere dich auf dich . Es ist OK nicht glücklich zu sein. Und noch besser Versuch einfach die Musik aufzusaugen. Wenn ich mich niedergeschlagen fühle dann höre ich nicht gerne goa ... Dann lieber vielleicht etwas düsteres wie Wave oder etwas aggressives! Die Auswahl ist ja zum Glück groß genug. Ich stell mich dann da hin und saug einfach die Stimme oder den Bass auf und Versuche die Menschen um mich herum zu vergessen. Da fühle ich mich dann aufgehoben und verstanden.
Bist du denn mit Freunden unterwegs oder allein?
Ich könnte mir vorstellen dass es einem allein schwerer fällt überhaupt aus dem Zelt raus zu kommen...

Und ich hatte letztes Jahr eine Absprache, dass mich mein Freund auf dem Gelände nicht fragen soll wie es mir geht, da mich das auch triggerte, da ich dann anfing darüber nachzudenken. Nicht nachdenken ist aber besser ;)
Dieses Jahr möchte ich mir eine Massage gönnen. Berührung tut mir immer ganz gut.

Achte darauf, dass du zur Ruhe kommst, gut isst, genug trinkst und auf keinen Fall konsumieren. Das ist echt heikel. Und wenn es absolut gar nicht mehr geht gehe zum Eclipse oder zur DRK d bist du dann sicher ❤️

Ich hatte auch schon ein Festival in dem im fast nur heulend im Zelt lag... Du bist auf jeden Fall nicht allein. Und sowas kann passieren .
Aber toll wenn du dich traust! Und vielleicht wird es ja doch schön:)

P.s. bist du in Therapie?
Hornowski
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Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von Hornowski »

Ich glaube, dass es das wichtigste ist, nette, verständnisvolle und unterstützende Menschen um dich zu haben, die dich ggf. auffangen, wenn es kacke wird.

Ich war letztes Jahr von März bis Oktober krank geschrieben (Mischung aus Burnout/reiner Überforderung und Depressionen). Im Januar, als ich noch dachte, dass alles gut war, hab ich mich von einem meiner längsten und besten Freunde dazu überreden lassen mit zur Fusion zu fahren. (Ich war seit 16 Jahren nicht mehr auf nem Festival und kannte bis dahin nur so Geschichten wie das Hurricane. Ich war auch noch nie auf nem Rave vorher.) Bevor es dann Ende Juni losging, war ich irgendwie aufgeregt, neugierig und hatte gleichzeitig überhaupt gar keinen Bock, aber mich verpflichtet gefühlt. Dazu bestand unsere Crew aus ganz vielen Menschen, die ich gar nicht oder kaum kannte. Und es würde konsumiert werden, was ich vorher auch noch nie gemacht hatte. Ich hatte nicht mal ne Ahnung, worum es ging, hatte mich aber darauf eingestellt, dass ich mal was probieren möchte. Ich war also nicht auf verschiedenen Ebenen der Neue, besonders unsicher und fühlte mich sehr als fünftes Rad. Mit diesem ganzen Mindset im Hintergrund hab ich dann am Donnerstagabend (wohl überlegt und in vermeintlich guter Gesellschaft) das erste Mal Emma getroffen… und bin grandios abgeschmiert! Panik, Angst, Kreislauf, das komplette Programm. ABER alle, die bei mir waren, von denen ich dachte, dass ich nicht dazu gehöre, die ich gar nicht oder nur son bisschen kannte, waren die ganze Nacht bei mir und haben aufs Tanzen verzichtet, haben mich aufgepäppelt und dafür gesorgt, dass es mit gut geht. Ich habe mich selten in meinem Leben so zugehörig gefühlt, auch wenn es teils chemisch bedingt war. Ich hab den Freitag und Samstag damit verbracht dieses Erlebnis, meine Gefühle und alles sonstige, was damit im Zusammenhang stand, einzuordnen. Ich bin am Montag dann nach Hause gefahren und habe noch viel darüber nachgedacht. Mein Donnerstagabend samt Abschmieren war definitiv der Moment, der mich im letzten Jahr aus meiner ganzen Überforderungs-/Depressionsphase rausgeholt hat. Es war so gut, dass ich abgeschmiert bin, weil ich dann endlich gefühlt habe, dass ich nicht alleine bin und dass es da draußen Menschen gibt, denen ich was bedeute. Ich empfehle aber niemandem, dass so nach zu machen. Der Moment selber und die zwei Tage danach, dass Erlebte einzuordnen waren nicht unbedingt schön.

Was ich aber eigentlich sagen will ist, wenn du tolle Menschen dabei hast, die dir was bedeuten und denen du was bedeutest, fahr zur Fusion. Und wenn alles kacke ist, Verlass dich auf sie.
partyaal.3000
Beiträge: 1
Registriert: Do 12. Mai 2022, 08:30

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von partyaal.3000 »

Hey, ich hatte in den letzten Jahren teilweise schlimme depressive Phasen, unter anderem 2022, in dem ich auch zu meiner ersten Fusion gefahren bin. Mittlerweile bin ich zum Glück etwas stabiler.

Hier ein Erfahrungsbericht von mir 2022:
Ich habe wie du auch sehr drauf hingefiebert und war total aufgeregt davor. Ich hatte natürlich auch zwangsläufig ein bestimmtes inneres Bild und auch Erwartungen von dem Festival, wie es zu sein hat und wie ich dort zu sein habe. Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf Depressionen, Selbstzweifel, Ängste, Panikattacken und wollte eine unbeschwerte Zeit haben. Dann dort wollte ich natürlich alles an Eindrücken/Drogen/Floors mitnehmen/aufsaugen/erleben was geht.
Überraschung - das hat nicht so gut geklappt.
Ich war absolut überfordert und fühlte mich total rastlos. Ich war rückblickend überall und nirgendwo gleichzeitig und konnte mich so auch auf nichts wirklich einlassen.
Wie Andere hier schon geschrieben haben, war für mich das Schlimmste, andere FestivalbesucherInnen zu sehen, die anscheinend gerade die Zeit ihres Lebens haben. Und man selbst krebst im Selbstmitleid und Mangelgefühlen über's Gelände..
Es gab schon einige Momente dort, in denen ich mich selbst absolut nicht mochte und das auf andere Menschen um mich herum projeziert hab, was im Endeffekt wahrscheinlich auch nur Neid war. Dass sie gerade mehr Spaß haben als ich, sich freier fühlen als ich, nicht so verkopft sind wie ich, kann man endlos so weiterführen.
Und das ist gar keine gute Grundlage für mich gewesen, da ich auch nicht mehr meine eigenen Grenzen wahrgenommen hab, sondern auch aktiv oder auch unbewusst verschoben habe, um noch mehr "rauszuholen", was aber genau das Gegenteil gebracht hat. Am Ende war ich nur total aufgekratzt und konnte nicht wirklich das genießen, von dem ich geglaubt habe, dass ich es toll finden werde.

Jetzt will ich natürlich nicht noch mehr Befürchtungen und Ängste in dir hervorrufen, sondern dich ermutigen, da du dort auch eine sehr sehr schön Zeit haben kannst. Vielleicht steht die Fusion auch nur stellvertretend für viele andere Situationen im Leben.
Ich glaube, es geht darum, sich selbst ernst zu nehmen und damit auch seine Grenzen. Fusion ist für einen selbst nicht 5 Tage Dauerparty und immer gute Laune. Auch geht es finde ich darum, sich abzugrenzen. Wenn jemand eine ganz ganz tolle Zeit gerade hat und du nicht, dann ist das ok, das wird zwangsläufig passieren.
Klingt banal, aber ich finde, die Grundbedürfnisse (viel Schlaf, gutes Essen und Ruhe) sind extrem wichtig schon mal.
Ich konnte an der Dubstation immer ganz gut abschalten. Ich habe mir Ohropax und ein Buch mitgenommen und konnte vergessen, dass gerade 70000 Menschen um mich rum sind.
Als Campingspot kann ich dir die Insel empfehlen, dort geht es ein bisschen ruhiger und entspannter zu.
Vielleicht kannst du auch Routinen aus deinem Alltag mit einbinden, die dir im ganzen Gewusel eine Struktur geben, z.B. ausgiebig frühstücken und dir Zeit für dich nehmen.
Im Nachhinein waren für mich die schönsten Momente in diesem Jahr der Fusion ganz "einfache". Aber z.B. morgens in der Duschschlange stehen, mit Leuten quatschen, dem Bachstelzenfloor zu lauschen und dann zu sehen wie sich alle und man selbst im kalten Duschwasser quälen :D.
Dann im See schwimmen zu gehen und auch mich durch die Essenstände zu probieren. Klingt nicht so aufregend, war es auch nicht und das ist auch nicht schlimm. Das war es für mich damals, aber heute nicht mehr und darum bin ich sehr froh.
Deshalb versuche ich auch solche vermeintlich kleine Momente wert zu schätzen und du kannst das bestimmt auch!

Wie du merkst, ging es bei mir ganz stark ums Vergleichen. Depressionen bilden ja ganz eigene Auswüchse an Mangelgefühlen aus, deshalb weiß ich ja nicht wie es bei dir ist. Und natürlich sind bei mir diese Züge zum Teil immer noch da und kann sie auch nicht abstellen, aber durch oben genanntes gelingt es mir meistens ganz gut, mit solchen Situationen umzugehen.
Ich bin mir sicher, wenn es mir gelingt, dann dir auch.
Egal wie du dich entscheidest, das ist ok so. Viel Kraft dir :)
zolala
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Registriert: Mi 17. Apr 2024, 22:48

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von zolala »

Es tut gerade so gut all diese Geschichten zu lesen <3
Ich bin grad am Weg heim von ner Party weil es mir psychisch nicht gut geht, woraufhin ich voll angefangen hab mir Gedanken über die Fusion zu machen und ob ich das schaff.
Zu wissen, dass ich nicht alleine bin und reminder zu lesen, dass man seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen bewahren sollte, tut gut!

Ich hoffe ihr habt alle eine Fusion Erfahrung, die euch gut tut! Take care and don’t do things you don’t want to <3
Viel Liebe an euch alle!
punchlinegurl
Beiträge: 27
Registriert: So 23. Apr 2023, 12:48

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von punchlinegurl »

Habe auch mittelgradige Depressionen, gerade letztes Jahr kam ich frisch aus der Klinik und bin sofort die Woche drauf auf die Fusion. Ich muss sagen das es mir sehr sehr gut getan hat das ich raus aus dem trüben Alltag gekommen bin. Ich denke das ist bei jedem anders. Ich lebe für Festivals, daher tun sie mir sehr gut und helfen mir aus meiner comfortzone.
Hoffe du wirst sehr viel Spaß haben und auf andere Gedanken kommen 🤗
rikeroki
Beiträge: 74
Registriert: Di 3. Aug 2021, 15:27

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von rikeroki »

Danke euch allen für eure Offenheit. Wieder mal ein gutes Beispiel, dass es sich lohnt sich zu öffnen, weil es den Raum für andere aufmacht.

Es gab hier ja schon tolle Tipps für die Fusion, falls du fahren willst, hast du ja schon ein paar Berichte. Ich persönlich fand es auch wichtig mir ein Auffangnetz zu organisieren, wenn ich wieder nach Hause in den Alltag komme.

Was könnte mir gut tun?
Am Tag nach der Ankunft mit Freund:innen sein?
Mir was kleines vornehmen, was mich nicht überfordert?
Was möchte ich auf keinen Fall machen?
Wenn ja, welche Art von Treffen kann ich mir vorstellen? Mit quatschen oder einfach eine Person die bei mir ist ohne irgendwelche Erwartungen?
etc.

Gerade nach der Fusion kann dieses Tief noch größer werden, daher hilft es oft, einen kleinen Plan für danach zu haben und sich Gedanken zu machen, was könnte mir das wieder landen leichter machen.

Egal für was du dich entscheidest. Alle Gefühle sind valide und alle Entscheidungen ok! <3
rikeroki
Beiträge: 74
Registriert: Di 3. Aug 2021, 15:27

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von rikeroki »

zolala hat geschrieben: So 23. Jun 2024, 01:32 Es tut gerade so gut all diese Geschichten zu lesen <3
Ich bin grad am Weg heim von ner Party weil es mir psychisch nicht gut geht, woraufhin ich voll angefangen hab mir Gedanken über die Fusion zu machen und ob ich das schaff.
Zu wissen, dass ich nicht alleine bin und reminder zu lesen, dass man seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen bewahren sollte, tut gut!

Ich hoffe ihr habt alle eine Fusion Erfahrung, die euch gut tut! Take care and don’t do things you don’t want to <3
Viel Liebe an euch alle!
<3
irrelevant
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Registriert: Sa 9. Jul 2022, 19:44

Re: Ratschläge - Fusion trotz Depression?

Beitrag von irrelevant »

Also wanted to add this was (is) one of the most important threads I've read here. The advice I think also in part applies to if getting to feel lonely, if going alone (as I am, and also have had both great & miserable times doing). Thanks to the OG poster for posing the question, and to everyone else for so candidly sharing their stories and experiences.

Hornowski: That was a beautiful, selfless act you were gifted, and for sure to cherish. Great job yourself, too. Far from everyone is blessed with having people of that caliber around though; be it friends or chance encounters. If I'd wait for that kind of setting to happen, I'd nearly never do anything. And I refuse to sell myself short, and have a poorer life, for that lack.

Mostly am alike punchlinegurl, so absolutely would go no matter what -- but exactly, it's different for everyone. Regardless 2nd zolala's last sentences. No need to rephrase something perfectly stated.<3
It's not about making the world a better place; it's about making ourselves better persons. The rest comes naturally.
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