Fusion-Gänger im Alltag

Manu123
Beiträge: 1
Registriert: Sa 8. Jul 2023, 02:46

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von Manu123 »

Ich war nun 7x auf der Fusion und frage mich seit dem 1. Besuch, was oder wer wohl hinter den wunderschönen Gesichtern steckt.
Ich leite stellvertretend einen Supermarkt und hätte wirklich Interesse daran, auch mal im Konsum anzupacken. Muss ich mich dafür als Supporter melden oder arbeitet dort ein festes Team im Konsum?
Ente am Stock
Beiträge: 6
Registriert: Mi 6. Jul 2011, 16:54

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von Ente am Stock »

Also wir können aus sicherer Quelle zur allgemeinen Info beitragen, dass sich mindestens vier Tierärzt:Innen unter den Feiernden befanden 😀
pfirisichsoul
Beiträge: 3
Registriert: Fr 7. Jul 2023, 15:27

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von pfirisichsoul »

Wirklich interessanter Thread, da ich mir die Frage auch jedes Jahr aufs neue stelle.
Umso mehr erfreut es mich, zu lesen, dass es wohl wirklich ein Querschnitt aus der Gesellschaft ist.

Ich persönlich bin selbstständig im Marketing-Bereich. Sind selbst aber eine kunterbunte Truppe, von Köch:innen, Recruiter:innen, Anwält:in, Gerüstbauer:innen, & ein paar (langzeit :D) Student:innen.

Die Fusion war dieses Jahr wieder so unheimlich besonders <3 Ich bin einfach dankbar SOLCH EIN SPEKTAKEL erleben zu dürfen.
TechnoTier
Beiträge: 15
Registriert: So 7. Jul 2019, 16:37

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von TechnoTier »

Hallo zusammen,

Vielen Dank erstmal für diesen Thread!
Ich habe mich nach meiner ersten Fusion 2019 genau das Gleiche gefragt, nachdem ich zuvor nur kommerzielle Festivals und Events kannte und völlig baff war, dass >70.000 Menschen so friedlich und verrückt zusammen feiern können, ohne dass daraus Profit geschlagen wird.

Jedoch ist mir inzwischen bewusst, dass die Fusion genau das NICHT ist: Ein repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft.
Es ist schön, dass hier viele spannende Sachen studieren, als Ärzt:innen, Anwält:innen oder Lehrer:innen arbeiten oder sonstige akademische Berufe ausüben, ja teilweise sogar in sehr kapitalistisch riechenden Branchen stecken.
WO aber sind die Leute, die es nicht bis dorthin geschafft haben, weil sie eben nicht in die entsprechende Klasse, Kultur oder Gesellschaft hineingeboren wurden? Wo sind die Arbeitslosen, die Schmarotzer:innen, die Geringverdienenden? Wo sind all die POC und migrantisierte Personen? Geflüchtete, Menschen ohne Papiere? Wo sind die Be_hinderten? Führe die Liste beliebig fort...

Nichts für ungut, ich liebe die Fusion und sie hat meine Sicht auf die Welt und das Leben nachhaltig positiv verändert. Ich freue mich auch durch den Werdegang vom Gast, zur Supporterin, zum Crew-Mitglied meinen Teil beizutragen.
Jedoch sollte mensch sich bewusst sein, dass die Fusion auch nur die eingezäunte Utopie einer überwiegend weißen, privilegierten Mittelschicht im sogenannten Ferienkommunsimus ist.

Viele Grüße und bis zum nächsten Jahr <3
schalleyy
Beiträge: 12
Registriert: Mo 19. Jun 2023, 15:22

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von schalleyy »

Muss zu meiner Schande leider gestehen, dass ich ein großes Kapitalistenschwein bin und für eine Marketingagentur arbeite. :?
naphetz
Beiträge: 90
Registriert: Do 10. Apr 2014, 11:27

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von naphetz »

0xdee.8p1 hat geschrieben: Do 6. Jul 2023, 14:48 Ich bin in der IT tätig, aber verhalte mich im Alltag eigentlich nicht viel anders als auf der Fusion, ihr etwa?
it's a way of life! :mrgreen: 8-)
HummelSonne
Beiträge: 13
Registriert: Sa 24. Jun 2023, 11:16

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von HummelSonne »

TechnoTier hat geschrieben: Mi 12. Jul 2023, 01:54 Hallo zusammen,

Vielen Dank erstmal für diesen Thread!
Ich habe mich nach meiner ersten Fusion 2019 genau das Gleiche gefragt, nachdem ich zuvor nur kommerzielle Festivals und Events kannte und völlig baff war, dass >70.000 Menschen so friedlich und verrückt zusammen feiern können, ohne dass daraus Profit geschlagen wird.

Jedoch ist mir inzwischen bewusst, dass die Fusion genau das NICHT ist: Ein repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft.
Es ist schön, dass hier viele spannende Sachen studieren, als Ärzt:innen, Anwält:innen oder Lehrer:innen arbeiten oder sonstige akademische Berufe ausüben, ja teilweise sogar in sehr kapitalistisch riechenden Branchen stecken.
WO aber sind die Leute, die es nicht bis dorthin geschafft haben, weil sie eben nicht in die entsprechende Klasse, Kultur oder Gesellschaft hineingeboren wurden? Wo sind die Arbeitslosen, die Schmarotzer:innen, die Geringverdienenden? Wo sind all die POC und migrantisierte Personen? Geflüchtete, Menschen ohne Papiere? Wo sind die Be_hinderten? Führe die Liste beliebig fort...

Nichts für ungut, ich liebe die Fusion und sie hat meine Sicht auf die Welt und das Leben nachhaltig positiv verändert. Ich freue mich auch durch den Werdegang vom Gast, zur Supporterin, zum Crew-Mitglied meinen Teil beizutragen.
Jedoch sollte mensch sich bewusst sein, dass die Fusion auch nur die eingezäunte Utopie einer überwiegend weißen, privilegierten Mittelschicht im sogenannten Ferienkommunsimus ist.

Viele Grüße und bis zum nächsten Jahr <3
Hier ein BIPOC, Arbeiterkind und Akademiker mit kapitalistischen Job (zur Einordnung meiner Meinung).

Das große Problem warum das Publikum tendenziell etwas älter wird und wahrscheinlich weniger Leute aus prekären Verhältnissen auf der Fusion sind (dazu gibt es jedoch keinerlei Quellen), ist doch ganz einfach: 220euro ist für das was man bekommt ein Schnäppchen, aber halt immer noch ne ganze Menge Geld (inkl Anfahrt und sonstigen Kosten etc). Als Student hätte ich mir das nicht leisten können und auch Median-verdienende Menschen (2200euro netto, Quelle statista 2023) werden die Kosten spüren, vor allem wenn diese noch weitere finanzielle Verpflichtungen haben.

Rein äußerlich erkennt man, dass der BIPOC Anteil deutlich geringer ist als in jeder deutschen Großstadt. Die wirtschaftliche Situation jedoch kann man nur erahnen, wenn man den Cremant ploppen hört ;-)

Eine Lösung wären Soli-Tickets wie es auch bei Bucht der Träumer gab (und noch gibt?). 20k Tickets hätten 150euro kosten können (für Bürgergeldbeziehende, Studierende, geringe Einkommen..), 30k Tickets Normalpreis von 220euro und 20k Tickets 290euro.

Ich hätte in solch einem Konstrukt gerne so ein 290euro Ticket erworben.

Und Menschen mit Behinderungen: habe zumindestens deutlich mehr Rollstühle gesehen als in den letzten Jahren und habe mich so sehr gefreut, dass das Gelände etwas barrierefreier war, wobei es da noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Der Rollstuhl diente mir nur als Anhaltspunkt. Bin in einer Bubble in der wir keinen Menschen mit Behinderung haben, daher fehlt mir da definitiv eine fundierte Meinung.
Koalafish
Beiträge: 161
Registriert: Mi 18. Mai 2011, 10:51

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von Koalafish »

Hedgefond Manager
Deleted User 22325

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von Deleted User 22325 »

Auf meiner ersten waren gefühlt nur Junkies, Goa-Hippies, Psychonauten, Hardcore Atzen und arbeits- und perspektivlose, verdrogte Ossikids, dazu Feiervolk aus HH und Berlin. Mittlerweile ist es ein Fest der Privilegierten geworden, die mal aus ihren goldenen Hamsterrädern ausbrechen, fast komplett westdeutsch/international, viele Akademiker:innen. Ich bin auch viele instaposts durchgegangen, da kam es mir so vor, dass zum perfekten und durchgestyltem Leben der perfekte und durchgestylte Fusionbesuch gehört. Weiß nicht, ob das jetzt schlimmer oder besser oder einfach nur anders ist. Ich würde mir nur manchmal ein bisschen mehr Klassenbewusstsein und Reflektion der eigenen Privilegien wünschen. Social Media und der Druck "mitzuhalten", scheint bei vielen Menschen eher das Gegenteil zu bewirken.
HannaSu
Beiträge: 75
Registriert: Do 7. Jun 2018, 14:17

Re: Fusion-Gänger im Alltag

Beitrag von HannaSu »

Das Thema wird immer besser!
Soli Ticket fände ich auch toll!

Ich bin zum Beispiel Supporterin. Aber zu 99% weil ich gerne helfe, gerne vorher da bin und mir die fusion so wichtig ist, dass ich eine Verlosung nicht aushalten könnte.
Mein Ticket wird mir als Supporterin erstattet, ich könnte mir gut vorstellen den Betrag (vllt anteilig, vllt ganz) in einen Solitickettopf fließen zu lassen.

Denn: prekäres Leben heißt ja meist nicht nur, das Geld knapp ist. Sondern auch Zeit!

Also klar, man kann sich als Supporter anmelden, arbeiten und sich die Kosten fürs Ticket sparen, aber dafür brauchst du Planungssicherheit, musst das Geld vorstrecken können, und wie gesagt die Möglichkeit/ Energie haben, um noch mal 4 Tage Urlaub zu nehmen, zum Arbeiteten...
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