[Das Buch zum Festival] Eventgemeinschaft Fusion Festival

[soziologe]

Für alldiejenigen, an denen das bisher vorbeigeganen ist hier die aktuelle Literaturempfehlung: Eventgemeinschaft Fusion Festival

[Hartkopfhose]

• Schönes Buch! Ich sag's ja immer wieder: LÄRZ PARADE - I AM COMING!!

[liselotte101]

hat es sonst noch jemand gelesen? würde gern ein paar berichte hören ob es lohn es sich zu kaufen

[freq]

Und ich dachte immer, die Fusion sei eine Auszeit von all den geschwollenen Wortkonstrukten, die man das ganze Jahr über auf Demo-Mobilisierungszetteln zu lesen bekommt

[liselotte101]

naja wer sagt das mans dort liest, aber bei ner 8st. busfahrt wärs schon nicht schlecht irgendwas zu haben womit man sich beschäftigen kann

[NathanaelDK]

Klingt ziemlich interessant. Wäre wohl nen Kauf wert.

[radionaut]

hmm wäre mir nicht sicher ob es sich lohnt..

Am Anfang war ja eine Rezession vom Hitzler (der dt. Soziologenpapst für soziale Gemeinschaften) und er meint in seinem Kommentar das einige was an ihm am Buch bzw. den Beschreibungen der Fusion spannend erscheint ist der Aspekt das die Macher keine Werbung machen..

[Oderik]

Das Buch würde mich schon interessieren, aber mir ist da das eine oder andere aufgefallen, als ich in der Vorschau gestöbert habe.

Ich finde es sehr anstrengend zu lesen. Ich hatte den Eindruck, dass haufenweise Annahmen vorausgesetzt und "zunächst mal" erklärt werden müssen. In umständlich formulierten Bandwurmsätzen wird der Leser geschickt um den Punkt manövriert, dass er am Ende des Absatzes das Gefühl hat, gerade weggetreten gewesen zu sein.
Fairerweise muss ich sagen, dass ich vorrangig Einleitungen gesehen habe. Außerdem komme ich aus dem technischen Bereich, wo Sachverhalte anders sind und anders vermittelt werden.

Abgesehen davon habe ich ein wenig Angst vor dem Buch. Es scheint mir Sachverhalte aufzuschlüsseln, die ich vielleicht gar nicht bewusst wahrnehmen möchte. Nach dem Lesen des Buches würden sie mir aber immer im Kopf herumgeistern. Das ist so, wie wenn mein Kumpel mit mir an der Tanzfläche steht und er das aktuelle Lied auseinanderpflückt. Das nimmt der Sache irgendwie den Zauber.

[Jurist]

Ich habs da, und verstehe was Oderik meint. Denn wer von seinem Fach her das Denken in geschlossenen Systemen trainiert hat (Naturwissenschaftler, Ingenieure, Informatiker, Juristen) wird die Methodik ("Grounded Theory") und die Form der Erhebung (teilnehmende Beobachtung) als schwammig und ziellos empfinden.

Trotzdem scheint es mir eine anständige wissensschaftliche Arbeit zu sein, kann sicher nicht mit Unterhaltungsanspruch gelesen werden. Da es die vorgenannten Forschungsansätze ausführlich erklärt, eignet sich das Buch auch, um sich da mal einzuarbeiten.

Inhaltlich: Dass das Verhältnis zwischen Kulturkosmos e.V. und Besuchern als Machtbeziehung interpretiert wird, hat schon einen Reiz. Ähnlich interessant liest sich, wie weitere soziologische Denkmodelle auf die Veranstaltung angewandt werden: Gemeinsame Arbeit, gemeinsamer Konsum, Feiern / Feste im soziologischen Sinne, Zeltlager als "Stämme", Inklusion / Exklusion, usw.

Das Forschungsergebnis lautet (Kap.6, ab S. 157) "Gemeinschaft mit Eventcharakter":

1. Aus Sicht der Besucher sei das Festival ein "routinisiertes Außeralltäglichkeitserleben", welches eine "Möglichkeit zur psychischen Existenzbewältigung" biete, unter Abwesenheit von "alltäglichen Normen und Ordnungen", aber auch von alltäglichen sozialen Kontakten, die "als Belastung empfunden" und also temporär durch während des Festivals konstituierte neue Gemeinschaften ersetzt würden.

2. Aus Sicht des Veranstalters handle es sich um eine "finanziell günstige Form" des Eventmarketings bei vergleichsweise geringem Kommerzialisierungsgrad.

[BelAir]

Aha, danke Jurist. Für mich als Soziologin ist das Buch also soeben noch etwas spannender geworden. Werde es mir bei Gelegenheit kaufenn (hatte ich schon länger im Hinterkopf) und mir dann mein eigenes Bild machen.