Nichtrauchendenschutz auf der Tanzfläche ist extrem wichtig!
Es gibt dazu auch eine ausführliche Abhandlung von #mybrainmychoice (eine Organisation, die sich für Drogenlegalisierung einsetzt).
https://mybrainmychoice.de/nichtraucherschutz/
Zitat:
"Neben dem Gesundheitsschutz geht es beim Nichtraucher*innenschutz also auch um den Schutz vor unfreiwilligem Konsum und somit um körperliche Selbstbestimmung. Wie wenig abwegig der Gedanke ist, verdeutlicht folgender Vergleich: Man/frau stelle sich vor, dass jeder Clubgast automatisch die Drogen aller anderen Anwesenden zu nennenswerten Teilen mitkonsumieren müsste bei einer Line Ketamin genauso wie bei einer Flasche Bier oder einer Pille Ecstasy. Die wenigsten wären wohl einverstanden, sowohl Drogenwirkungen wie auch Gesundheitsrisiken all dieser Substanzen ungefragt mitzutragen. [..]
Die Entscheidung für oder gegen den Konsum einer Substanz, einschließlich möglicher Nebenwirkungen und Schäden, muss eine höchstpersönliche und emanzipierte sein. Beim Rauchen wird hingegen so getan als sei erzwungener Konsum völlig normal und unproblematisch und das, obwohl Tabak eine der Drogen mit dem größten Schädigungs- und Abhängigkeitspotenzial ist und zudem die mit Abstand höchsten Todeszahlen aufweist. [..]
Eine einseitig freie Entfaltung der Raucher*innen hat unmittelbar zur Folge, dass sich andere Menschen (z.B. Asthmatiker*innen) in ihrer Freiheit einschränken müssen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Freiheit nicht grenzenlos sein kann und der Verzicht auf räumliche Rauchverbote eine falsch verstandene Toleranz ist. Die Freiheit der einen Person muss dort aufhören, wo die Freiheit der anderen beginnt. Oder anders formuliert: Man/frau kann all das tun, was anderen nicht schadet. Freiheit und Hedonismus sind Kernprinzipien der Clubkultur. Eine offene, tolerante und emanzipatorische Szene braucht jedoch auch Verantwortung und Rücksicht."
Menschen, die sich über das legitime Anliegen des Nichtrauchendenschutzes lustig machen oder es nicht ernst nehmen, haben sich glaube ich noch nie so wirklich mit der Problematik auseinandergesetzt, geschweige denn in die Lage derer hineinversetzt, die massiv unter dem Passivrauchen leiden. Denn dann würden sie sehr schnell verstehen, dass es hier um ganz grundlegende Dinge wie gegenseitigen Respekt, Einvernehmen beim Drogenkonsum, Rücksichtnahme/Awareness, Selbstbestimmung, Inklusion/Solidarität und Schadensminimierung geht. Die Atemluft seiner Mitmenschen immer und überall zu aufs heftigstes zu verschmutzen ist kein Grundrecht und hat auch nichts mit Freiheit zu tun. Natürlich muss eine praktikable Lösung her, die auch Möglichkeiten der freien Entfaltung von Rauchenden miteinschließt. Die derzeitige Praxis besteht jedoch aus dem anderen extrem, nämlich dem völligen Verzicht jeglicher Rauchverbote. Selbst im Kino wurde letztes Jahr (Planet C) munter vor sich hingequalmt.
Mittlerweile wird die Problematik auch in der Berliner Clubszene verstärkt diskutiert. Viele Leute sind einfach nicht mehr bereit, stundenlang im Rauch zu tanzen (ich kenne auch nicht wenige Raucher:innen, die vom ständigen Passivrauchen, dem Gestank in der Kleidung oder Verbrennungen durch Kippen ebenfalls total angenervt sind). In einschlägigen Gruppen beschweren sich völlig zurecht immer mehr Menschen. Folgerichtig ziehen erste Clubs bereits Konsequenzen und haben neuerdings rauchfreie Floors eingerichtet (wie z.B. das About Blank). Die Argumente für rauchfreie Tanzflächen (insbesondere indoor) liegen doch wirklich offensichtlich auf der Hand! Viele, die sich dagegen sträuben, machen das wohl entweder aus Konservativismus/Bequemlichkeit oder aufgrund kognitiver Dissonanz (sich kritisch mit Passivrauchen auseinanderzusetzen, bedeutet eben auch sich kritisch mit dem eigenen Rauchverhalten auseinandersetzen zu müssen).
Alle Welt spricht von Awareness und darüber wie 'caring' und 'solidarisch' die Techno-Szene doch ist. Nur bei diesem Thema scheint jegliche Rücksichtnahme und jeglicher Respekt vor dem Körper anderer Menschen plötzlich nichts mehr zu zählen. Was für eine Heuchelei.
Die Verweise auf Staub, Nebelmaschine und Körpergerüche sind im Übrigen klassische Beispiele von 'Whataboutism' - zumal die Vergleiche wissenschaftlich einfach absurd sind. Normaler Bodenstaub und auch die Nebelmaschine kommen von ihrer potenziellen Schädlichkeit nicht im Ansatz an Zigarettenrauch ran. Körpergerüche können zwar lästig sein, zu Tode ist davon aber noch niemand gekommen. Jedes Jahr sterben demgegenüber aber allein in Deutschland TAUSENDE MENSCHEN durch Passivrauchen. Das geht aus den offiziellen Zahlen des Deutschen Krebsforschungszentrums hervor.
Insofern plädiere ich hier ebenfalls für konsequent rauchfreie Tanzflächen. Es wäre wirklich an der Zeit, sich bei dieser Sache weiterzuentwickeln anstelle verbohrt an schädlichen/ausgrenzenden Praktiken der Vergangenheit festzuhalten. Besonders wichtig wären Rauchverbote für alle Indoor-Tanzflächen (da der Rauch hier kaum abziehen kann). Daneben sollten aber auch einige Außenbereiche rauchfrei gestaltet werden. Ich meine, es gibt so viel Platz und so viele Tanzflächen auf der Fusion, da wäre es echt nicht zu viel verlangt, wenn man auf einigen etwas mehr Rücksichtnahme von Raucher:innen abverlangen würde!
