Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Schlank
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Schlank »

Adorno wurde ja auch der Vorwurf gemacht, er sei eigentlich ein Sofa Marxist der nicht genug gegen die bestehen Verhältnisse wettern würde. Also ein ähnlicher Vorwurf wie hier zu behaupten Fusion und Sportfahrzeug gingen nicht zusammen. Aber Fusion und nice Isomatte die aus einem Hochleistungspolymer besteht welches in Deutschland erfunden wurde, in Frankreich hergestellt wird um dann in China von entrechteten Arbeitern zusammengenäht zu werden ist besser? Kapitalismus ist totalitär, da hilft es auch wenig zu glauben man könnte sich in irgendwelche Nischen flüchten in denen es besser zuginge.

Achso hier noch Adornos Antwort auf den Vorwurf der Resignation:

https://platypus1917.org/wp-content/upl ... nation.pdf
Complex
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Complex »

aven hat geschrieben: Do 5. Jul 2018, 00:21 Ich erkenn aber schon den Unterschied zwischen nen neuem Audi R8
Meinst du A8 oder R8? Ich hatte irgenwie A8 gelesen, und das ist wohl eine der Karren mit dem größten Wertverfall
(S-Klasse Benz auch, C nicht so sehr) Halt die ganzen Bonzen-karren die aber kein Bonze nach 3 Jahren mehr fahren will.

Weil ein R8 kommt weder unbeschadet aufs Gelände, schon wegen der Bodenfreiheit - außerdem bezweifle ich das Selbst der best-betuchteste bock hat auf ein total verstaubtes, möglicherweise Zerkratzes oder im dunkeln angestolpertes und verbeultes Statussymbol hat.

Außerdem passt da nichtmal das Reisegepäck für 2 Personen vernünftig rein, ganz zu schweigen von Zelt und co.
Complex
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Complex »

aven hat geschrieben: Do 5. Jul 2018, 00:21 Aber ich muss doch nicht mit einer Kleinen-Koks-Pimmel Karre auf die Fusion fahren. Selbst wenn die von meinem Vater ist.
Dabei geht es doch um die Zuschaustellung von Reichtum (in der Bibel ja sogar ne Todsünde, ebenso wie bei Gaucho Marx).
Übrigens so ne FunktionOne ist auch ne Zurschaustellung von Reichtum. Kannst dir für das was da auch nur an einer Bühne hängt locker nen schnieke Sportwagen leisten. Also wenn schon dann bitte nur selbst gezimmertes wie auf der Roots-stage!
Respect an den Erbauer übrigens - das Soundsystem da war ja mal ganz große Handwerkskunst!
Deleted User 26423

Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Deleted User 26423 »

aven hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 19:35
ilitsch hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 15:05 Meiner Meinung nach - und das fand ich sehr schade - hat es sehr wenig, bis gar keine explizit antikapitalistische Botschaften gegeben ( Ich habe eigentlich nur 1. gesehen, bei der Toilette hinter der Seebühne, da stand drauf: " Die Klassengesellschaft sprengen ....).

Es gab an allen Ecken und Enden antirassistische, antisexistische, antimilitaristische, antiherrschaftsritische, antirepressions, antinationale, prokurdische etc. Botschaften, aber eben so gut wie keine explizit antikapitalistischen Botschaften.

Das find ich scheiße, und hier besteht in jedem Fall noch Nachholbedarf, wenn das mit der roten Flagge auf den Hangars ernst gemeint ist !
Word! Ich habe eigentlich gerade eine sehr politische, sehr antikapitalistische Fusion erwartet. Aber leider, so mein Eindruck während der Tage, wurde dieser Teil des Kampfes eher aufgegeben. Man hat sich arrangiert. Auf einmal überall Smartphone, Instagramstories und dicke Benz.

Und ich verstehe einfach nicht, was ein jmd. der einen Benz, Audi R8 & Co. fährt, auf der Fusion zu suchen hat. Faktisch sorgt das Wirtschaftssystem für einen Erhalt des Status Quo. Und nur weil wir irgendwie vorgespielt kriegen durch Green-, Pink- und Biowashing, dass es auch eine andere Version des Systems gibt, ist das System aus Einwegpavillion-, Konsum- und Individualisierungsgesellschaft gut. "Wie viele Streetwaremarken kann ich tragen".

Ich finde in dem Kontext von Schumacher "Small is Beautiful" und "Der neue Geist des Kapitalismus" von Luc Boltanski sehr passend. Achja 100 Jahre Marx war ja auch noch...
Ein DJ der viel spielt darf also obwohl er Geld hat keinen teuren Wagen kaufen? Muss es ne Schrottkarre sein?

Nicht jeder Reiche ist Kapitalist.
Frischluft-Olli
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Frischluft-Olli »

Sehr guter Beitrag!

Eine schnell und einfach umzusetzende Maßnahme, wäre das Einsammeln von Smartphones am Eingang, weil Samsung, Apple und Co so böse sind. Nur Fairphones sollten erlaubt sein. Oder vielleicht ein Zwangsumtausch? Gegen ein Samsung bekommt man ein Fusionphone? Auf diesem Fusionphone muss dann natürlich eine Sperre für WhatsApp, Facebook und Instagram eingerichtet werden. Und das Mitbringen von Lebensmitteln von LIDL und Co könnte auch verboten werden. Nur Produkte aus eigener Herstellung sollten in den Fusion-Kosmos eingeführt werden dürfen. Und die DJ's legen ja eh schon seit 1997 umsonst auf. Es kann also was werden, mit dem antikapitalistischen Festival. Nur Mut!
Schlank
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Schlank »

Noch so eine Unsitte, dass dort Menschen ohne Bezahlung Arbeiten (Künstler, DJs etc) und das ganze dann als Links bezeichnet wird.
Progressiver wäre es dafür zu sorgen dass jeder der dort was macht angemessen entlohnt wird..
Frischluft-Olli
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Frischluft-Olli »

Schlank hat geschrieben: Do 5. Jul 2018, 10:18 Progressiver wäre es dafür zu sorgen dass jeder der dort was macht angemessen entlohnt wird..
Auf einem antikapitalistischen Festival sollte es generell nicht um Geld gehen, also wird eine Adorno-Fibel als angemessene Entlohnung bestimmt gut ankommen.

Eine Idee wäre auch, dass die Einnahmen, die durch die Eintrittspreise anfallen, den Piloten und der der Crew von Billigairlines gespendet werden. Wie ich mitbekommen habe, fliegen viele Besucher/Innen nämlich tatsächlich mit z.B. Ryanair nach Berlin ein. Das geht gar nicht! Eine Dreadlockträgerin sagte mir sogar, dass Ryanair auf Grund der niedrigen Preise ihre Lieblingsairline ist. Was ist da los?
Schlank
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Schlank »

Solange wir im real existierenden Kapitalismus leben spielt Geld immer eine Rolle, auch auf der Fusion.
Der Kapitalismus wird nicht dadurch verschwinden dass wir so tun als gäbe es die durch ihn produzierten Sachzwänge nicht mehr.
No Money no Funny! Ich bin Kulturschaffender und Arbeite grundsätzlich nicht umsonst. Für die Fusion habe ich vor Jahren mal eine Ausnahme gemacht,das könnte ich mir aber heute gar nicht mehr erlauben.

Hippies und Ryanair? Hippies haben evtl. andere Interessen als sich zu Fragen an welcher Stelle ein Unternehmen spart um günstige Produkte anzubieten!
(Wobei Ryanair viele legale und legitime Tricks anwendet um günstige Flugpreise anbieten zu können, aber das ist ein anderes Thema!)
Marsupilami72
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von Marsupilami72 »

Complex hat geschrieben: Do 5. Jul 2018, 01:08 Also wenn schon dann bitte nur selbst gezimmertes wie auf der Roots-stage!
Respect an den Erbauer übrigens - das Soundsystem da war ja mal ganz große Handwerkskunst!
Ja, das war in der Tat sehr geil...

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ilitsch
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Re: Viel zu wenig Antikapitalismus auf der Fusion

Beitrag von ilitsch »

Alle diese zynischen Kommentare zeigen wunderbar, das in Sachen antikapitalistischer Kritik ganz dringend Nacholbedarf - und sich nicht nur auf antira, antisexismus, antifaschismus konzentriert werden sollte - auf der Fusion besteht, da einige Forumsfreunde der Sonne offensichtlich keine Alternative zu Kapital und Arbeit sehen, und den Kapitalismus als die für die Menschen und unseren schönen Planeten angemessenste Form der vergellschaftung naturalisiert haben, obwohl der Plantet auf dem wir leben ganz klar an seine ökologischen Grenzen kommt, und sehr viele Menschen täglich an Hunger sterben, während bei uns die Lebensmittel tonnenweise im Müll landen.

Es ist natürlich klar, das es kein richtiges leben im Falschem gibt, was heißtn das insbesondere für die Fusion ?

Der Spruch sagt, das wir - kollektiv - ein falsches Leben leben, d.h die gesellschaftlichen Verhältnisse um uns herum, insbesondere der Kapitalismus, sind ungerecht, sie schaffen Strukturen die uns falsch machen, wir können uns kollektiv sowie individuell nur in diesen Strukturen bewegen, z. B. auch nur unter diesen Zwängen ein alternatives, politisches Musikfestival veranstalten etc.

Deswegen gibt es auch kein richtiges Leben an sich, D.h. sowohl kollektiv als auch individuell gibt es keinen unbescholtenen Rückzug ins private Leben in dem man dann alles richtig macht, außer als selbstbetrug. Es ist also in dieser Gesellschaft unmöglich ein richtiges Leben, unbeeindruckt von den falschen Verhältnissen um uns herum zu führen, ebenso also in Deutschland unmöglich ein wirklich emanzipatives politisches Festival unbeeindruckt von den nichtemanzipativen Verhältnissen um einen herum zu veranstalten.

Das ist die Kernaussage des Spruches, und das trifft natürlich auch für die Fusion zu: Wir bzw. die Fusion werden, ob wir wollen oder nicht, ganz massiv von den Verhältnissen um einen herum beeinflusst bzw. unterdrückt.

Daraus können dann schlußfolgerungen gezogen werden: Wir können nicht nur uns selbst verändern, sondern müssen allen voran auch etwas da draußen - also die gesellschaftl. Verhältnisse verändern, weil jeder einzelne oder ein kollektiv von einzelnen immer auch da draußen ist, weil man davon eben beeinflusst wird.

Wer richtig leben will, muss das falsche da draußen eben auch ändern,. :shock:
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