Als Aspie auf der Fusion

Golden Boy
Beiträge: 17
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 13:22

Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von Golden Boy »

Moin Kinners,

das Thema ist zugegebenermaßen etwas sehr speziell und ungewöhnlich und schließt an dieser Stelle schon mal mindestens 99% aller Fusion-Besucher aus. Aber Menschen mit dem Asperger-Syndrom sind eben meistens auch sehr speziell und ungewöhnlich. Und genau diese seltene seltsame Spezies Mensch suche ich, auch wenn es wahrscheinlkich der mühseligen Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gleicht. Hält man sich an die rein statistische Wahrscheinlichkeit, sollten zwar immerhin um die 600 Fraggles zusammenkommen. Wenn man aber bedenkt, dass Festivals wegen der permanenten Reizüberflutung, den beengenden Menschenmassen und dem vermeintlichen sozialen Overkill eigentlich Nullkommanull Aspie-kompatibel sind und von den wenigen verbliebenen wohl kaum einer auch noch diesen Thread lesen wird, dann passt der Vergleich schon irgendwie.
Trotzdem bin ich guter Hoffnung den einen oder anderen zu finden, der sich wie ich allen Wiedrigkeiten zum Trotz jedesmal n Loch in Arsch freut, wenn er in dieses unglaubliche bunte Spektakel eintauchen kann. Wer also wie ich an diesem seltsamen und spannenden Störungsbild "leidet" , und Lust hat, dieses oben geschilderte scheinbare Paradoxon bei einem Treffen vor Ort mit mir zu ergründen, der melde sich doch mal bitte bei mir.
skogsrå
Beiträge: 146
Registriert: Do 10. Dez 2015, 10:24

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von skogsrå »

Sooo inkompatibel find ich das garnicht,man trifft ja ne menge menschen mit diversen andersartigkeiten dort. Ob jetT permanentboder temporär vermag ich grad nichtso zu sagen;-) Unsere aspie freundin kommt noch nicht mit, evtl. Nächstes jahr.
Golden Boy
Beiträge: 17
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 13:22

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von Golden Boy »

Hallo skogsrå, da hast Du natürlich nicht unrecht. Es gibt da auch ein paar gewaltige Attraktivitätsfaktoren, die die Fusion für Aspies teilweise mehr als nur erträglich machen. Die tatsache, dass dort alle mehr oder weniger irgendwie ne Macke haben und Andersartigkeit und ein ausgeprägter Individualismus eigentlich schon zum guten Ton gehören und man viel eher genommen wird, wie man nun mal ist, ist sicherlich ein enormer Pluspunkt. trotzdem wäre so ein Festival für die allermeisten Autisten wegen ihren zumest übersnsiblen Sinneswahrnehmungen, den vielfältigen sozialn und kommunikativen Einschränkungen und dem verzicht auf ihre geliebten Alltagsroutinen und festen Tagesabläufe doch eine ziemliche Tortour.

Auf deine private nachricht will ichhier auch gleich noc antworten: mein Englisch ist leider wirklich hundsmiserabel. Als Aspie hat man zwar nicht selten einen überdurchschnittlich hohen IQ und diverse Spezialinteresen in denen man Experte ist, aber auf der anderen Seite sind Aspies leider auch kaum u bewegen, Dingeb zu lernen, wenn sie kein echtes subjektives Interesse daran entwickeln, selbst wenn es wie hier eigentlich 1000 gute objektive leenspraktische Gründe gäbe Englisch zu lernen (gerade auch wenn man wie ich Berliner ist). Deine spannende Aspie-Freundin werd ich also im nächsten Jahr wohl leider nicht kennenlernen können. Aber bring sie auf jeden fall trotzdem mal mit. es ist zwar alles andere als sicher, ob es ihr unterm strich gefallen wird, aber es ist auf jeden fall eine spannende und bereichernde Erfahrung für sie. Und wenn du so Empathiebegabt bist, kannste sie im Notfall ja auch ein bischen auffangen.
hardyharzen
Beiträge: 13
Registriert: Di 14. Jun 2016, 19:00

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von hardyharzen »

Ahoi,

mir hat zwar niemand jemals die Diagnose 'Aspie' gestellt, aber ich hab schon 'ne ganz beachtliche Bandbreite an Eindrücken auf mich niederprasseln. Wenn man erstmal gelernt hat, auf einem solchen Sinnesmeer zu navigieren, kann es darauf...unwahrscheinlich schön sein! :)
Golden Boy
Beiträge: 17
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 13:22

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von Golden Boy »

Ja, schön gesagt,aber es liegt leiddr auch nicht immer nur am Steuermann alleine. Wenn die Wogen des Sinnesmeeres zu stürmisch entfesselt werden,und die Wellenberge in tosender Intensität über dem dem kleinen Boot zusammenschlagen, kann der Kahn gewiss auch untergehen. Bei zu stark Betroffenen bei denen die Reizfilter fast gar nicht mehr funktionieren und alle Sinneseindrücke in voller Wucht und Gleichzeitigkeit auf einen herniederprasseln kann man manchmal nur noch alle Scheuklappen dicht machen und die Flucht ergreifen. Ich bin auf diesem Gebiet zum Glück nicht so stark eingeschränkt und kann da wie Du noch gut naviegieren und liebe auch ein gewisses Maß an (besonders visueller) Reizüberflutung. Es kann ja auch extrem aufregend in positivem Sinne sein, wenn die "Pforten der Wahrnehmung" weiter geöffnet sind als bei neurotypischen Menschen. Aber ich kenne auch ein paar Aspies, die da garantiert durchdrehen würden.
Was stützt denn deinen Eindruck, möglicherweise selbst ein Autist zu sein?
hardyharzen
Beiträge: 13
Registriert: Di 14. Jun 2016, 19:00

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von hardyharzen »

Weites Feld, schwierig das kurz und bündig zu formulieren. Lapidar gesagt: Empirische Erfahrungen der Absonderlichkeit in Bezug zu sogenannten "normalen" Menschen...

Kleiner Schwank aus grauer Vorzeit: Als ich mit 6 eingeschult wurde, sollten alle Schüler beim Direktor vorstellig werden, um eine Art Willkommensgespräch zu führen. Mir -- der ich bis dahin die meiste Zeit alleine mit Legos, Sachbüchern u.ä. verbracht hatte -- war die angespannte Lage derart zuviel, dass ich flugs seinen Schreibtisch zu meinem Refugium machte und mich darunter verkrümelte. Er indes war ein begnadeter Pädagoge und leistete mir dort kurzerhand Gesellschaft, so dass wir unseren Plausch dann gewissermaßen auf Augenhöhe unter dem Schreibtisch abhalten konnten...

Hat bei mir auch ungefähr 15 Jahre gedauert, bis ich bei Gesprächen einigermaßen Augenkontakt etablieren und halten konnte -- war mir zuvor immer eindeutig zuviel des Reizes. Aber lang ist's her, und Zeit ist ja bekanntlich ein Maß für Veränderung... 8-)
Golden Boy
Beiträge: 17
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 13:22

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von Golden Boy »

Das ist ja ein wirklich süßes Anekdötchen! :lol:

Könnte wie die anderen genannten Dinge auch tatsächlich auf´s asperger-Syndrom hinweisen, wobei man natürlich sagen muss, dass die allermeisten Symptome auch vom jedem normale Menschen geteilt werden oder auf andere Ursachen hindeuten könnten.Erst ne größere Summierung von mehr oder weniger typischen Symptomen würde Dich in autistische Sphären rücken lassen. Wärsdste denn überhaupt interessiert, das herauszufinden? Mir hat die Diagnose auf jeden Fall geholfen, in dem sie mir wichtige neue Selbsterkentnisse geliefert hat und mich im Umgang mit einigen schwierigeren Auswirkungen entkrampft hat. Man wird einfach auch gelassener und verschwendet nicht mehr sinnlos immer wieder so viel Energie damit, Unlösbares lösen zu wollen. Umgekehrt kann man ein paar kleinere Unstimmigkeiten auch gezielter angehen und trainieren, wenn man genauer weiss woran man ist und auf dieErfahrungswerte anderer betroffener mit ähnlichen Schwierigkeiten zurückgreifen kann. Die wenigen befähigten Diagnostiker mit noch freien Kapazitäten sind allerdings auch nicht leicht zu finden. Mit dem wahrscheinlich besten Selbsttest im Internet, dem so genannten "Aspe-Quiz" (der auch Bestandteil meines Diagnoseverfahrens war)hat man aber zumindest schon mal ne relativ fundierte Ahnung für das was dahinterstecken könnte. Zudem erfährt man über die Fragen manchmal auch schon mehr über sich oder zumindest über das Asperger-Syndrom, auch wenn manche davon etwas wiedersprüchlich oder verwirrend gestellt sind. Hier mal der Link, falls Du Interesse hast: https://meineweltistanders.wordpress.co ... spie-quiz/
hardyharzen
Beiträge: 13
Registriert: Di 14. Jun 2016, 19:00

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von hardyharzen »

Also ganz ehrlich gesagt: Nö^^! Fühle mich pudelwohl... :)
"Mir hat die Diagnose auf jeden Fall geholfen, in dem sie mir wichtige neue Selbsterkentnisse geliefert hat und mich im Umgang mit einigen schwierigeren Auswirkungen entkrampft hat. Man wird einfach auch gelassener und verschwendet nicht mehr sinnlos immer wieder so viel Energie damit, Unlösbares lösen zu wollen. Umgekehrt kann man ein paar kleinere Unstimmigkeiten auch gezielter angehen und trainieren, wenn man genauer weiss woran man ist und auf dieErfahrungswerte anderer betroffener mit ähnlichen Schwierigkeiten zurückgreifen kann."
Also ersteres hat die Zeit (und natürlich der Wille) von ganz alleine geschafft, und bzgl. letzterem neige ich sowieso extrem dazu, mir herzlich wenig ungeprüft von Anderen sagen zu lassen, was es zumeist effizienter macht, sich einfach komplett 'ne eigene Meinung zu bilden -- klingt womöglich arrogant, ist aber so...

Nichtsdestotrotz Danke! :)
Golden Boy
Beiträge: 17
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 13:22

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von Golden Boy »

Nö, so arrogant klingt das nicht. Is doch ne gesunde Einstellung zu seinen Meinungen und Handlungen zu stehen. Mach ich weitestgehend genau so. Es geht bei der Diagnose aber auch nicht darum, sich irgend was vorschreiben bzw. sich nen fremden Stempel aufdrücken zi lassen. Ma chmal kann es aber auch sehr erleichternd und hilfreich sein, auch die Grenzen seiner Möglichkeiten zu erkennen und zu akzeptieren. Es gibt gewisse Sachen, diepie man als Aspie durch seine genetisch bedingten Einschränkungen einfach nie auf die Reihe kriegen wird. Es es kann mächtig frustrierend sein, dass 20 Jahre immer wieder erfolglos zu versuchen, immer wieder gegen ne Wand zu rennen uNd zunehmend an sich selbst zu zweifeln wenn man nicht kapiert, warum einem Dinge nicht gelingen, die andrere quasie mit links im Vorrübergehen beherschen. Und ich rede natürlich nicht von Dingen, von denen andere mmeinen es wäre sinnvoll gut und wicvtig daieses zu können und jenes zu lernen, sondern von Sachen die mir selbst erstrebenswert erscheinen. Gesellschaftlicher Normierungsdruck ist mir herzlich egal, da stehe ich drüber und pflege meine Eigenheiten wenn sie mir gefallen. Trotzdem Ich hätte mir jedenfalls gewünscht, meine Diagnose nicht erst mit 40 sondern schon mit 16 erhalten zu haben. Jetzt wo ich weiss wo ich ansetzen kann und wo es Zeitverschwendung ist, kan ich meine Kräfte viel sinnvoller gebrauchen, verlempert nicht so viel kostbarer Lebenszeit damit, unrealistischen Traumvorstellungen hinterherzulaufen und lernt eher das wir selbst nicht immer der Herr im Haus sind und sich nicht zu sehr auf bestimmte unlösbare Dinge zu fokussieren und kann seine Lebensfreuden stattdessen auch auf ganz überraschend neuen Gebieten finden, für die man vorher gar keine Zeit und Aufmerksamkeit übrig hatte. Eine Diagnosee hilft auch dabei, Bekannte, Freunden und Familienangehörigen verständlicher zu machen warum man sich oft unfreiwillig unangemessen verhält und krassen Fehlinterpretationen vorzubeugen, durch die sich andere manchmal unnötig verletzt oder zurückgewiesen fühlen. Mir hings vor der Diagnose schon ziemlich gut in meinem Leben, und jetzt bin ich sogar noch glücklicher.Für fast alle Aspies die ich kenne wars ne ungeheure Erleichterung, nicht mehr im trüben und ungewissen zu fischen sondern sondern endlich einmal zu wissen, woran man wirklich ist! Aber es gibt natürlich auch gute Gründe das nicht zu genau wissen zu wollen und das ist natürlich auch völlig ok.
hardyharzen
Beiträge: 13
Registriert: Di 14. Jun 2016, 19:00

Re: Als Aspie auf der Fusion

Beitrag von hardyharzen »

Schön zu hören, dass es dir inzwischen in deiner Haut gut geht -- und schonmal angenehme Reise durch's Wunderland gewünscht!
Gesperrt