Fusion Philosophie

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Aal
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Fusion Philosophie

Beitrag von Aal »

Voran gestellt sei ein riesen Dank an die Fusion Crew, die wieder Unglaubliches auf die Beine gestellt haben. Es war schön endlich wieder zu Hause zu sein.

Umso mehr tut es mir in der Seele weh mit anzusehen wie das Herzblut, das in unser zauberhaftes Festival gesteckt wird, mehr und mehr mit Füßen getreten wird.

Ich möchte nichts pauschalieren oder alle über einen Kamm scheren und ich hatte auch ein tolles Festival, aber was ist aus den Fusionauten geworden?

Ich hatte leider in vielen Situation und zwar bis hin zur Heimfahrt das Gefühl, dass viele Fusiongäste dort waren ohne sich vorher vertraut gemacht zu haben, was die Fusion eigentlich bedeutet und wie sie "funktioniert". Funktioniert in dem Sinne, dass wir Fusionauten durch unser Verhalten, Interesse, Mitwirkung, Achtgebung, ein wichtiger Teil dessen sind, was die Fusion ausmacht. Eben der Ort einer besseren Welt.

Teilweise sind es Kleinigkeiten gewesen - und ja, mir ist bewusst, dass nicht mehr alles ist, wie es mal war, denn es werden mehr und mehr Leute, die die Fusion besuchen wollen, aber meiner Meinung nach irgendwie nicht mehr so richtig ein Teil von ihr werden (wollen). Die Dinge, die ich schildern werde, klingen wahrscheinlich für die meisten banal, sind aber die, die sich am besten schildern lassen.

Wir stehen am Pizzastand an der Rootsbase an. Es ist Sonntagabend, auch die Standbetreiber sind langsam müde und es dauerte eben alles eine Weile länger als sonst. Wir stellten uns also wie einige wenige vor uns mit Geduld in die Schlange. Irgendwann kam eine Person von der Seite durch die Bäume und stellte sich direkt vor uns. Ich sprach ihn dann an, ob er sich bitte wie alle anderen auch, hinten anstellen können, wir warten alle schon eine Weile und es sei so nicht fair. Keine Reaktion. Dann kam eine weitere Person dazu und wir haben die beiden noch male angesprochen. Die zweite Person fing dann an zu diskutieren und erzählte und sie würden dort schon die Ganze Zeit stehen. Die drei Jungs vor uns haben sich dann eingemischt und sagten, dass sie es auch schon versucht haben dem jungen Mann zu erklären und wir versuchten es mit ruhigen Worten nochmals. Im Ergebnis sind die beiden wütend davon gestapft.

Klar, auf den Tanzflächen ist es voll. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sich dann noch mehr Leute versuchen direkt in die kleinste Lücke vor uns zu drängen, aber muss es dann sein beim Tanzen die Ellenbogen nach hinten zu uns auszufahren? Auch nett angesprochen, ob wir nicht alle etwas "Rücksicht" nehmen könnten auf den vollen Tanzflächen, damit wir alle noch entspannt tanzen können, keine Reaktion. im Gegenteil es wurde eigentlich schlimmer.
Es gab mal Zeiten, da konnte man gar nicht schnell genug sein, wenn man jemanden angerempelt hat, denn die angerempelte Person hatte sich selber schon entschuldigt und man gab sich noch einen netten Gruß mit auf den Weg.

Einige wenige Male habe ich Geschubse und kleine, ich meine, "Schlägereien" oder eher Raufereien gesehen. War mir vorher auf der Fusion auch nie bekannt.

Am Schlimmsten wurde es dann eigentlich bei der Abreise. Wir standen am Montag in der prallen Sonne am Fusion ZOB und haben wie alle anderen dort geduldig gewartet, bis wir endlich an der Reihe waren, um in den Bus zu steigen.
Als wir noch in der Schlange standen, bevor es mehrere eingezäunte Reihen gab, fing es plötzlich an, dass mehr und mehr Leute an der Seite an uns vorbei gingen, um sich in die eingezäunten Reihen zu drängen. Ich habe die Leute gebeten sich hinten anzustellen und gesagt, dass die Schlange eben dort hinten ist. "Ach, ja" war die Antwort. Oder es ging eine Person vor, quetschte sich dazwischen und mehrere weitere Personen folgten und begründeten dies dann so, dass ihre Freundin ja dort vorne stehe (die sich ja so eben auch dort vorgedrängelt hat) In den Reihen angekommen, wo es natürlich sehr voll war, alle Leute mit ihrem Gepäck, ging es dann noch dreister weiter. Die Leute kletterten über die Absperrungen zu einem der vordersten Reihen. Zum einen war dort überhaupt kein Platz für weitere Personen und bei der Hitze sicherlich auch nicht förderlich die Menschen noch weiter zusammen zu quetschen und zum anderen kann ich dieses Verhalten nicht nachvollziehen. Traurig, dass es wohl nicht mehr möglich ist, so wie es mal war, aus jeder, vielleicht auch nervenaufreibenden, Situation auf der Fusion mit den lieben Menschen um einen herum, eine angenehmere Situation zu machen.

Der letzte Rest, der mich zum Ende hin noch ein mal sehr traurig gestimmt hat, war dann die Zugfahrt. Wir mussten mehrfach umsteigen. Wir hatten viel Gepäck und zwei Fahrräder. Zwei Mal beim Umsteigen gab es keinen Fahrstuhl. Geholfen hat uns keiner (Muss man auch nicht voraussetzen, ich weiß, aber….es war mal anders). Das Prinzip der abreisenden Fusionauten war dann: ich habe einen Sitzplatz, ich lasse alle meinen Sachen genau dort fallen und was mit dem Rest ist, der noch vor der Tür steht, ist mir egal. Ein Mal hat sich einer für uns stark gemacht und gebeten, dass die Leute weiter durchrutschen, wir waren auch die Einzigen, die noch vor der Tür standen, zwar mit unseren Fahrrädern, aber siehe da: es hätten noch 3 weitere Fahrräder in den Zug gepasst. Beim nächsten Umsteigen ist die Schaffnerin sehr laut geworden und es kam doch noch zu Bewegung anstatt irritierten Blicken, dass wir auch noch mit in den Zug wollen. Und auch dann war noch genug Platz.

Wir gehörten dann zu ca. 50 weiteren Personen, die an einem kleinen Bahnhof gestrandet sind, weil wir nicht mehr in die letzte Bahn gepasst haben (2 Wagons, nachvollziehbar). Wir warteten 2,5 Stunden auf einen Bus, den die Deutsche Bahn geschickt hat. Die Gespräche um mich herum gingen eigentlich nur darum, welche Drogen es gab, welche mit zurück genommen wurden, wer noch was tauschen möchte, wen sie nicht alles mit was für Drogen gesehen haben etc.
Da frage ich mich, wir kommen nach 6 Tagen von der Fusion zurück und das interessanteste und wichtigste ist, der Drogenkonsum? Gab es nichts schöneres, spannenderes, verzaubernderes, erstaunliches worüber man sich austauscht?
Letzteres ist meiner Meinung nach auch genau der Punkt, warum mir diese Sachen aufgefallen sind oder wir in diesen Situationen waren: auf der Fusion kann man alles an Drogen ausprobieren alles bekommen etc. spread the word…

*edit: Unfassbar und unangenehm war außerdem, dass wir ständig von irgendwelchen Typen auf aufdringliche Weise angebaggert wurden, muss das sein?
Mit der GoPro auf der Tanzwüste fange ich wohl lieber gar nicht an...

Zusammenfassend nenne ich es Egoismus und Ellenbogen-Gesellschaft. Schade!

Der Hintergrund, die Geschichte und die Motivation für dieses Festival steht scheinbar inzwischen eher hinten an.
Das tut mir leid. Das finde ich sehr sehr schade und traurig.
Dennoch bleibt ein Teil der Fusion auch für mich einfach die Fusion, weil ich natürlich auch andere Erlebnisse hatte, andere Besucher erlebt habe und natürlich wegen der guten Seelen, die uns den Ferienkommunismus jedes Jahr wieder ermöglichen. Danke!
Zuletzt geändert von Aal am Mi 8. Jul 2015, 02:54, insgesamt 1-mal geändert.
RoofDamage
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von RoofDamage »

Richtig starker Post :!:....Möchte meinen Senf dazu abgeben. War übrigens meine erste Fusion.

Zu erst möchte ich mich auf deinen letzten Teil mit dem Drogenkonsum beziehen. Ich bin so ehrlich und sage, dass ich derbe Vorfreude auf die Fusion hatte (und immer wieder haben werde) und ich mir vorgenommen hatte auch einiges zu nehmen. Des Feierns wegen und weil etwas wichtiges erfolgreich zu Ende gegangen ist. Letzten Endes ging es mir aber nie um den Konsum an sich. Und überhaupt hab ich fast nichts konsumiert allein schon weil die Fusion an sich mich überwältigt hat.
Aber diese Leute denen es darum geht was sie genommen haben haben und wie viel sie noch haben und wie lange sie hier und dort durhcgezogen haben hab ich einige in meinem Freudeskreis. Eine davon hat es auf den letzten Drücker noch versucht eine Karte zu bekommen und ich bin froh das sie es nicht geschafft hat. Schlussendlich war ich unteranderem mit Leuten da die zwar konsumiert haben aber es nicht deren Primärziel gewesen ist.
Ich hab relativ schnell verstanden worum es auf der Fusion geht bzw worum es eben nicht geht.
Genau so scheint das aber auch bei diesen Kleinigkeiten zu sein die du angesprochen hast. Daran merkt man eigentlich wer diesen Spirit (ist das Wort richtig? Ich finds manchmal nicht passend) hat und wer nicht.
Ich hab manchmal auch hier und da was nicht richtig gemacht aber man hat es mir immer Freundlich gesagt und ich bin freundlich geblieben. Bsp War ich in der Telefonzelle, bin raus und ich hab vergessen die Tür zuzumachen. Jemand hat mich drauf aufmerksam gemacht und hinter her hat man noch mit einander kurz gequatscht.
Bin mir sicher den Leuten die es nur auf Konsum ankommt und die die sich Vordrängeln usw hätten nicht so reagiert.
BTW Die unfreundlichste Person mir gegenüber war n Barkeeper bei den Bachstelzen, der die Person die sich mir vorgedrängelt hat zuerst bedient hat und mich als ich im gleichen Moment n Bier bestellt hab mit "Du kommst dran wenn du dran bist" angeblafft hat. Das wars aber auch :D
Das mit dem Tanzen kann ich nicht direkt beurteilen. Der Vorteil an den "Open Air Floors" ist ja das man sich relativ gut verteilen kann und ich finde da ist so ein Streß dann nicht nötig. Und Drinnen musste ich mich nie so drängeln.

Ehm ja. Das ist grad mehr geworden als ich eigentlich schreiben wollte. Aber ich hoffe es ist klar was ich sagen will. Und bei der nächsten Fusion schieb ich dein Fahrrad zum Camp und wir trinken n Bier :lol: :lol:
knallpeng
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von knallpeng »

Der Niedergang begann mit den Kackstelzen, den dazugehörigen Berlin-Koks-Assis und Helene-Fischer Pop a la Stereo Express. :mrgreen:
made
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von made »

knallpeng hat geschrieben:Der Niedergang begann mit den Kackstelzen, den dazugehörigen Berlin-Koks-Assis und Helene-Fischer Pop a la Stereo Express. :mrgreen:


Sehr drastisch formuliert, aber ein funken Wahrheit ist da schon dran. Trotzdem läuft bei den Stelzen oft auch geniale Musik!
samoht
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von samoht »

Sehr schöner Post, sehe ich leider genauso.
Zu dem Thema GoPros habe ich auch schon, vor der letzten Fusion, einen Thread aufgemacht. Vielleicht wäre da ein Eintrag in den Hinweisen/Regeln/AGB notwendig, indem eindeutig darauf aufmerksam gemacht wird, dass GoPros/DSLR von den Secus abgenommen und in der Botschaft (mir ist bewusst, dass das extra Aufwand erschafft) nach der Fusion abgeholt werden können, im Austausch gegen das Bändchen ;)

Dieses mal konnte ich leider keinen Beobachten der was unternommen hat, ein paar Aufreger aber gesagt hab nur ich was (so weit ich das beobachten konnte :D)
glimmen
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von glimmen »

Könnt ihr mich bitte mal aufklären zum Thema GoPro? Wie werden die eingesetzt?
SUmmerSo
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von SUmmerSo »

Ja, sehe ich leider auch so. Schade ist auch, dass viele Leute geschockt, entsetzt oder wer weiß noch wie reagieren auf: Die Linken Info-Stände (was macht sowas hier?) oder Banner.... Wtf hier gibt es kein Fleisch?

Traurig sowas. Einfach konsumieren und der Rest ist egal! Rücksichtnahme, Respekt was war das nochmals?

Eine Unterhaltung kurz mitbekommen: Ich bin FDP Wähler, das Linke Pack ... Ich in Gedanken: Wo bist du hier? :D
Zuletzt geändert von SUmmerSo am Mi 8. Jul 2015, 14:55, insgesamt 2-mal geändert.
samoht
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Re: Fusion Philosophie

Beitrag von samoht »

glimmen hat geschrieben:Könnt ihr mich bitte mal aufklären zum Thema GoPro? Wie werden die eingesetzt?
Auf stab stecken, in die Luft halten, sich selbst als Idiot outen
PresluftBBBBBerhard
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Registriert: Di 30. Jun 2015, 11:28

Re: Fusion Philosophie

Beitrag von PresluftBBBBBerhard »

Aal hat geschrieben:Umso mehr tut es mir in der Seele weh mit anzusehen wie das Herzblut, das in unser zauberhaftes Festival gesteckt wird, mehr und mehr mit Füßen getreten wird.
[..]


Hallo,

danke für Deinen Post, schön geschrieben wenn auch mit weniger schönem Inhalt. Ich will das ganze von einer anderen Seite schreiben.

Es mag sein dass die Fusion früher mal anders war, besser, toller, freier und was weiß ich nicht. Aber für mich, der ich das alles zum ersten Mal erlebt habe, war es genau das: eine bessere Welt.

Ich bin mit zwei Freunden zur Fusion gefahren. Meine erste. Und mein erste Festival, mit 36 Jahren. Die beiden waren schon diverse Male auf der Fusion, und irgendwie dachten sie ich kenne die Fusion und wüsste wie das dort so läuft, daher wenig Erklärungen. Wusste ich aber nicht. Eigentlich wusste ich nur: Festival für und mit elektronischer Musik, irgendwo im Norden, freier Himmel.

Vor der Fusion einige SEHR stressige Wochen die mir ziemlich an die Nieren gingen. Ständig unterwegs, schlechte Laune, wenn ich mal frei hatte dann keinen Nerv mich mit der Fusion zu befassen. Wo fahre ich da überhaupt hin?

Am Mittwoch dann zu dritt im Auto völlig übermüdet, sehr platt und mental schwer angeschlagen zur Fusion gefahren. Ich war so im Eimer das mir im Grunde alles egal war. Auf der Autobahn erst die obligatorischen (leider angewöhnten) 180 km/h Tempomat gerast. Irgendwie hat uns das Navi aus Richtung Berlin kommend überraschend von der Autobahn geleitet. Normalerweise hätte ich meinem Orientierungssinn vertraut und wäre weiter Bahn gefahren, so sind wir einfach dem Navi gefolgt. Dann eine Dreiviertelstunde durch die Pampa gefahren - normalerweise könnte mich das aggressiv machen, aber jetzt hat's mich irgendwie beruhigt. Und plötzlich waren wir in Lärz, vor uns keine 10 Autos, ruckzuck waren wir auf dem Gelände und hatten unsere Bändchen. Dann aber noch mehr als eine Stunde auf der Landebahn anstehen um auf den Zeltplatz zu kommen. Stau - Stressgarantie. Nicht heute, alle waren gechillt, Musik an, neben uns schoben Leute ihren Bus wenn es weiter ging statt die paar Meter zu fahren. Alle strahlten Erwartung und Vorfreude aus. Ich wurde noch ruhiger. Dann endlich weiter auf den Zeltplatz. Kurze Hektik beim Claim abstecken und Zelte aufbauen. Dann (es war 23 Uhr geworden) war ich so rum dass ich sofort schlafen MUSSTE.

Nach 11 !!! Stunden Schlaf ausm Zelt gekrabbelt und zur Fressmeile gewankt - frühstücken. Mein erster Blick aufs Gelände, viele Menschen, alle so abgeklärt und stressfrei. Kommentar von meinen Freunden: "Ach übrigens, hier gibt's kein Fleisch." Wie jetzt, GAR nicht??! Ich bin kein Dogmatiker, aber Fleisch steht ausgesprochen regelmäßig auf meinem Speiseplan. Oje, das kann ja was werden. Dann lange Schlange am Kaffee-Stand. Ich bin oft ein ungeduldiger Menschen (geworden?!), lange anstehen ist für mich oft Stress (auch weil ich häufig viele Menschen zu nahe an mir dran schlecht ertrage). Kurze Ungeduld und stilles Kopfschütteln über die gemächliche Bedienung die mit den Kunden gechillt plauscht statt die Schlange zügig und konzentriert abzuarbeiten.

Dann aber die innere Maßregelung: Hey, bleib ruhig, alle anderen sind es doch auch! Und genau mit diesem Gedanken begann ich mich auf das einzulassen was in den kommenden Tagen auf mich eingeströmt ist.

Egal wie krass und ungewohnt die Eindrücke waren die auf mich eingeströmt sind - es war OK so, ich war hier, ich war Gast und sollte/wollte offen sein für alles was hier passieren würde. Überall linke Stände: ich nehme mir die Zeit die ich mir sonst nie nehme, lese Texte durch, will mich auf die Slogans und Argumente einlassen. Kein Fleisch - egal, es gibt scheinbar ungezählte leckere Alternativen. Allerorts Drogen - stört mich nicht.

Fünf Tage lang nur freundliche Gesichter, keine einzige Auseinandersetzung die ich beobachtet habe. Alle Leute an den Essenswagen etc waren cool drauf. jeder entschuldigt sich bei jedem. Keine Frage die man nicht stellen kann, alle geduldig, hilfsbereit. Überall feinstes elektronisches Gewummer (eine Musik für die quasi mein ganzes Leben lang schief angeschaut worden bin). Tanzen, oder einfach nur lauschen. Fünf Tage Staunen über die überbordende Kreativität. Die verschiedenen Flors, Zonen, Zelte, Hangare, Licht, Sound, oft fast zuviel um sie aufzunehmen. Sich übers Gelände treiben zu lassen, ziellos und ohne Plan, da stehen bleiben wo es sich gut anfühlt, keine Erwartungen erfüllen (auch keine eigenen). Gerade noch 3h Sauna, jetzt die Gedärme am Bass Wallah ordentlich durchmassieren lassen, dann stundenlang am Feuerpendel in die Glut starren. Ich könnte jetzt stundenlang so weiter schreiben...

Ich bekomme diverse Joints angeboten. Ich rauche nie und habe deswegen immer einen Bogen um das Zeug gemacht. Egal, wenn nicht hier wo dann. Jemand drückt mir einen aufgeblasenen Balon in die Hand. Nach ratlosem Blick kurze Erklärung mit Vorführung, ich mache es einfach nach und lasse geschehen was dann passiert.

Fallen lassen, geschehen lassen. "Lassen" - genau darum geht es wohl. Man macht nicht, man lässt mit sich machen. Irgendwie habe ich mich abgeschaltet und die Fusion einfach MACHEN LASSEN. Ich werde Fusion-iert.

Zweiter Tag, ich sitze auf einer vollen Wiese, jemand stößt mich in den Rücken, sofort Entschuldigung. Ich nicke freundlich, kann halt passieren. Dann Überraschung dass ich nicht sofort sackig geworden bin. Spätestens da habe ich gemerkt wie sehr mich die Fusion in so kurzer Zeit verändert hat.

Es ist sicher nicht der typische Ablauf das jemand dermaßen planlos übers Gelände zu stolpern. Den Vorwurf "naiv!" nehme ich mir gern an. Aber - und das ist eigentlich die Kern-Aussage die ich deinem Post entgegenstellen möchte - ich glaube dass es nicht so sehr darauf ankommt wie sehr ich mich im Vorfeld mit der Fusion befasse, sondern wie sehr ich mich mit Haut und Haaren vor Ort drauf einlassen kann. Es hat bei mir aber sicher auch einfach nur verdammt gut gepasst.

Danke an alle die da waren und diese meine erste Fusion zu etwas sehr besonderem gemacht haben. Ist jetzt etwas länger geworden, wollte aber einfach raus.

Nachtrag: einen Tag nach der Fusion schon wieder Hektik, ich eile aus Zeitmangel zur erstbesten Pommesbude und bestelle eine Currywurst. Bitte die eher unfreundlich drein blickende Dame mir die Pommes etwas krosser zu machen. Ernte Unverständnis und misstrauische Nachfrage "Unsere Pommes sind IMMER kross...". Ich erkläre, lächle. Die Härte aus dem Gesicht meines Gegenübers weicht. Trotz vollem Betrieb bekomme ich meine Pommes extra-cross, freundliches Lachen inklusive. Am Ende Nachfrage ob die Pommes so gut waren und nette Verabschiedung. Ich hatte das (gute) Gefühl einen kleines Fitzelchen Freude von der Fusion in die Welt getragen zu haben..
PresluftBBBBBerhard
Beiträge: 89
Registriert: Di 30. Jun 2015, 11:28

Re: Fusion Philosophie

Beitrag von PresluftBBBBBerhard »

PresluftBBBBBerhard hat geschrieben:Ich will das ganze von einer anderen Seite schreiben.


Nachtrag:
ich hatte meine Kamera dabei. Ich liebe die Fotografie, ist ein sehr wichtiges Hobby und Ausdrucksmittel für mich. Das letzte halbe Jahr habe ich mir im Grunde jedes Bild abgequält - keine Lust, keine Muße, keine tollen Bilder.

Auf der Fusion hat's mich plötzlich gepackt, ich war mit der Cam (analog) viel unterwegs. Sieh an, ich bin also "künstlerisch" doch nicht so tot wie ich dachte. Ist zwar schade dass ich meine Bilder nicht veröffentlichen kann (wie ich es sonst tue) aber den Geist der Fusion respektiere ich ohne wenn und aber.

War einfach eine weitere sehr starke Erfahrung für mich..
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