Persönlicher Review eines Erstbesuchers

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DerUtopier
Beiträge: 5
Registriert: Di 6. Jan 2015, 19:06

Persönlicher Review eines Erstbesuchers

Beitrag von DerUtopier »

Hallo ihr Lieben,

hier wollte ich mal meine Gedanken zur Fusion 2015 niederschreiben. Zum einen um sie mit euch zu teilen, zum anderen aber auch einfach als Teil meines persönlichen Verarbeitungsprozesses. :)

Das erste mal war ich mit meinen liebsten Jungs auf diesem einzigartigen Festival. Vorerfahrung gab es bei uns allen. Schlaflose Nächte begannen die letzten 14 Tage davor. Die Vorfreude erreichte auf der Hinfahrt das Maximum, Konzentration auf Konversationen war schließlich kaum noch möglich.

Während dem in-der-Schlange-stehen am Mittwoch Abend schien für mich noch alles (ich sag mal) "gewohnt": Lockere Stimmung, Vorfreude auch bei den anderen spürbar und langsam lauter werdende Bässe. Dann war es soweit.

--

Gegen Samstagmittag auf dem Zeltplatz traf mich dann plötzlich der Schlag. WAS ZUR HÖLLE GEHT EIGENTLICH AB? fragte ich mich plötzlich und mich umhüllte ein Gefühl des Realisierens. Ich fühlte mich angekommen.

Ich hab viel erwartet von der Fusion. Legenden hatte ich seit 3 Jahren gehört. Im Laufe dieser Zeit hatten mir Menschen die schon mal dort waren immer wieder klar gemacht, dass du das was und wie es dort ist nicht in Worte fassen kannst. Verstehen konnte ich das nie. Jetzt ist mir alles klar.

Für mich ist die Fusion nicht einfach nur ein Wochenende. Sie ist nicht einfach nur eine Party.

Ich habe es seit langem schon geliebt, mich immer wieder in Wunschvorstellungen zu verlieren. Sich die wesentlichen systembedingten Probleme der menschlichen Existenz vor Augen zu führen und die Allüren des deutschen aber auch des weltweiten Schafdaseins zu kritisieren und zu hassen. Ich war immer schon ein Gegner von Intoleranz bedingt durch Konservatismus und beschränkten Horizont. Geträumt habe ich von einer Welt der Rücksicht, des Reflektierens und der Liebe.

Völlig erbärmlich wäre es zu behaupten, dass es auf der Fusion ausschließlich von Menschen wimmelt die dieser grundsätzlichen Utopie entsprechen, ich finde das würde es nicht treffen, es ginge mir nicht weit genug.

Nein, es ist die Fusion selbst die (abgesehen von der Existenz von Geld) dieser Wunschvorstellung gerecht wird.
Es herrscht ein Konsens bezüglich der Art und Weise miteinander umzugehen. Diese Art und Weise des Handelns versuchte ich in der Außenwelt schon länger bei mir durchzusetzen.

Doch diese Menschlichkeit als genereller Konsens dieser Masse von Individuen.... das hat mich einfach nur berührt. So sehr berühert, dass ich am Tag des Aufbruchs vorm Einsteigen in Tränen ausgebrochen bin.

Seit über einem Jahr hatte ich nicht mehr so richtig geweint. Ich hielt es in Anbetracht meiner Lebenssituation für nicht normal, nahezu ungesund und hatte Angst, ich wäre emotional abgestumpft.
Die Tatsache, dass das für mich der Abschluss der Fusion war, spricht Bände und lässt mich dieses ganze Projekt aus einem nie dagewesenen Blickwinkel sehen.

An dieser Stelle bedanke ich mich bei jedem/jeder einzelnen von euch.

DANKE dass ihr da wart.
DANKE für eure Großzügigkeit.
DANKE dass ihr mich zum heulen gerührt habt.

WOW! Was für ein Ding....

Meine (wie es ein anderer User hier genannt hat) postfusionalen Depressionen sind zwar noch nicht ganz verheilt. Die realitätswechselbedingten Selbstmordgedanken sind inzwischen zum Glück aber vorüber.

Die Fusion ist Gold, ihr seid es auch!


In Liebe
A

"Let Love Rule"
crio183
Beiträge: 41
Registriert: Di 13. Jan 2015, 20:58

Re: Persönlicher Review eines Erstbesuchers

Beitrag von crio183 »

Willkommen ;)
some1
Beiträge: 10
Registriert: Mi 10. Jun 2015, 17:10

Re: Persönlicher Review eines Erstbesuchers

Beitrag von some1 »

wow, Respekt gut beschrieben !
Sascha
Beiträge: 5
Registriert: Fr 5. Jun 2015, 11:11

Re: Persönlicher Review eines Erstbesuchers

Beitrag von Sascha »

schön geschrieben ;)
...seit 2000 ohne Pause :)
moTHO.
Beiträge: 8
Registriert: Di 30. Jun 2015, 11:14

Re: Persönlicher Review eines Erstbesuchers

Beitrag von moTHO. »

Super Bericht, kann mich einfach nur anschließen! Auch meine erste Fusion war total genial, auch wenn ich mehr damit beschäftigt war, das Gelände zu erkunden, als zu tanzen :D
BudSmoker
Beiträge: 9
Registriert: Mi 10. Jun 2015, 20:30

Re: Persönlicher Review eines Erstbesuchers

Beitrag von BudSmoker »

Also ich war auch zum ersten Mal da und kann das erstmal nicht wirklich teilen.
Ich hatte eine krasse Erwartungshaltung aufgebaut was die "Einzigartigkeit" und "Magie" der Fusion angeht und wurde da eigentlich ziemlich enttäuscht.
Wer das jetzt liest wird erstmal denken "Oh da kommt ein Hater um die Ecke" - aber wartet erstmal ab.
Jedenfalls ging es schon auf der Hinfahrt los: Im Zug von Berlin nach Neustrelitz waren um mich rum fast ausschließlich Leute, die sich außer durch ihr Festivaltypisches Gepäck auch durch Smartphones mit 30cm Bildschirmdurchmesser und anderen SchnickSchnack auszeichneten. Themen der Leute um mich rum: MELT und Splash sind voll geil, voll die hippen Acts, auf der Fusion kennt man keinen, egal gibt Drogen. Dabei wurde im zug schon ordentlich fotografiert und die Smartphones penetriert. Ich hatte eigentlich gehofft auf der fahrt schon nette Menschen zu treffen und ins Gespräch zu kommen - Fehlanzeige.
Beim anschließenden Warten auf den Shuttlebus und der Fahrt zum Gelände hat sich dieser Eindruck nicht wirklich verändert. Thema Nummer Eins waren die Drogen und Thema Nummer Zwei wem dann denn noch unbedingt mitteilen müsse, dass man jetzt auf der Fusion sei.
Viele Stunden später, als meine Freunde da waren, unser Lager errichtet war und wir erstmals ausführlich übers Gelände pilgerten versuchte ich mich ein bisschen in die Atmosphäre einzufinden. Was mir aber direkt auffiel: Von wegen keine Handyfilmer...die gibt es zu Hauf' und teils noch in derat penetranter Weise - unglaublich. Selber keinen Milimeter bewegen, hauptsache das iPhone hat alle Tanzenden gut drauf. Und von Freundlichkeit oder Rücksicht habe ich auch sehr wenig gesehen, die typischen "ich-knall-dir-meinen-Ellenbogen-in-die-rippen-ist-einfacher-als-kurz-t'schuldigung-zu-sagen-und-mich-sanft-vorbei-zu-schieben" waren dagegen auf allen Floor in großer Zahl vertreten.
Mittwoch und Donnerstag waren für mich mehr oder weniger eine Qual - ich hab nirgendwo etwas von dem gesehen, von dem alle immer berichtet hatten: Ferienkommunismus? Parallelwelt? Auf den meisten Floors kam ich mir vor wie in jedem X-beliebigen Club. Entsprechend enttäuscht und wütend war ich.
Dann kam der Freitag und irgendwie war ab da alles anders. Keine Ahnung warum, aber anscheinend war ich jetzt endlich angekommen, endlich nicht nur als beobachter zwischen den Menschen, sondern einer unter ihnen und Teil des Ganzen.Die negativen Eindrücke waren überwunden und ich konnte mich auf das Positive konzentrieren, mich treiben lassen, Eindrücke sammeln. Ab dem Zeitpunkt hatte ich extrem viel Spaß dabei neue Stellen zu erkunden, Menschen und Menschengruppen bei verrückten Dingen zu zu sehen oder einfach nur zu tanzen. Es war einfach als hätte mir vorher eine Art Schloss zu dem mir der Schlüssel fehlte den Zugang zur Fusion gewährt.
Naja was danach geschah: Viel Spaß, viel Freude, viel liebe und dann zumindest 2 1/2 wunderschöne Tage. Denn am Sonntag war ich dermaßen K.O., dass ich nicht mehr viel machen konnte. Der Schlafplatz nahe Turmbühne hat da seine Hände im Spiel gehabt.
Es war schön. Und ich habe nur SO WENIG gesehen. Im nachheinein wurde mir erst klar wwas ich eigentlich alles nicht gesehen habe. Ich werde auf jeden Fall wieder kommen, mit einem anderen, dennoch sehr positiven Bild der Fusion - aber mit dem Hintergedanken, dass es eben keine "perfekte" auf mich zugeschneiderte Welt ist - sondern, dass es an mir liegt das beste für mich daraus zu machen. Ich habe mich viel zu viel an den kleinen Unschönheiten aufgehalten und dabei zu lange den Blick für das eigentlich wunderschöne Ganze nicht gehabt. Nächstes jahr passiert mir das nicht.
DANKE Fusion!

Meine Schlussfolgerungen für nächstes Jahr:
- nicht mehr versuchen in einer Gruppe von 7 Personen das gelände zu erkunden (klappt eh nicht und sorgt für unmut)
- Auf keinen Fall bei A2/A3 campen
- die Timetable bei den Bachstelzen angucken um nicht fast alle acts zu verpassen
- nicht mit der Erwartung ran gehen, dass alles perfekt ist sondern für mich das Besondere daraus machen
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