Alternativ-Faschismus/-Rassimus auf der Fusion
Verfasst: Di 30. Jun 2015, 03:13
Hallo Leute,
da ich leider von der diesjährigen Fusion mit einem sehr bitteren Nachgeschmack zurück gekommen bin, muss ich das hier mal zur Sprache bringen.
Zum Hintergrund: Ich bin mit einer gemischten Gruppe aus Gays, Heteros und meiner Freundin (Japanerin) gekommen. Zumindest äußerlich bin ich quasi "stereotyp-Deutscher".
Verteilt übers Festival habe ich immer wieder Kommentare von Leuten in meiner Nähe mitbekommen. Die waren zwar oft auch positiv, aber es gab eben auch welche, die mich nicht mehr losgelassen haben.
Das wohl schlimmste gabs am Sonntag Morgen auf dem Dach des Triebwerke-Hangars, von wo aus ich mit meiner Freundin die Sonne genießen wollte. Zwei Frauen mit Dreads hinter uns fingen an, sich über uns zu unterhalten. Alles habe ich nicht verstanden, aber es ging vorallem darum, warum ich Japanisch sprechen kann und dass ich wahrscheinlich auf unterwürfige Frauen stehe. Schließlich meinte eine: "Wahrscheinlich hat er einfach einen so kleinen Schwanz, dass er nur mit Asiatinnen kommen kann." Danach haben beide ausgiebig gelacht. - Ganz ehrlich: Die Kommentare über mich, nehme ich nicht besonders ernst und einen gewissen feministischen Grund-Hass auf Männer kann ich leider nachvollziehen, aber der implizierte Rassismus und die Diskriminierung gegenüber meiner Freundin ist einfach nur widerlich. Meine Freundin wurde hier auf Grund ihrer ethnischen Herkunft auf die Merkmale "unterwürfig" und "eng" reduziert. Und das von Menschen, denen ich jetzt einfach mal ganz mutig unterstelle, dass sie sich selbst für alternativ und tolerant halten.
Bei der Tanzwüste hatte mich ein Typ wohl auf Grund meiner Hüftbewegungen beim Tanzen und etwas Glitzer im Gesicht (jedenfalls war es das, was er zu seinem Kumpel meinte) für schwul gehalten, obwohl ich quasi non-stop mit meiner Freundin Händchen gehalten habe. Als ich sie später geküsst habe, schallte es laut: "Haut doch ab, scheiß Heten!"...(Ok, wenn das insgesamt alles gewesen wäre: Kein Thema).
Bei den Bachstelzen kommentierte eine Frau das T-Shirt meiner Freundin, auf dem unter anderem "Japan" drauf steht. "Wie kann man nur so arm sein und ein T-Shirt mit dem eigenen Land drauf tragen?" hieß es da. Dass es sich hierbei nicht unbedingt um triefenden Nationalstolz, sondern einfach nur um spaßiges Design handelt scheint wohl schon undenkbar geworden zu sein?
Als meine Freundin bei der Abfahrt aus dem Bassliner-Bus heraus noch ein letztes Foto vom Zelt-Meer gemacht hat, meinte eine hinter uns: "Oh Gott, hat die jetzt echt noch ein Foto gemacht? Das ist so typisch asiatisch." ...Ja, mir ist schon aufgefallen, dass in gerade in den ach-so-toleranten Kreisen fotografieren sehr out ist... aber so lange hier niemand gegen seinen Willen zum Schau-Objekt wird, ist doch alles ok, oder nicht? Und das mit dem "typisch asiatisch" ist etwas, das leider viele nicht begreifen möchten. Vorurteile und "lustig gemeinte" Kommentare über Asiaten sind genau so verletzend und rassistisch, wie die über Afrikaner... aber leider noch längst nicht als solches anerkannt.
Insgesamt ist mir auf der Fusion einmal mehr klar geworden, dass auch in links-alternativen Oasen Rassismus und eine Art Alternativ-Faschismus sehr gegenwärtig sind.
Auch wenn sich diskriminierende Kommentare gegen Mehrheiten richten, bleiben sie nicht unbedingt weniger verletzend.
In dem Sinne möchte ich euch alle bitten, auch wenn ihr euch selbst als alternativ, links, Vertreter einer Minderheit und sonstiges seht, einfach mal mehr zu reflektieren und Rassismus, Sexismus, Intoleranz und Faschismus nicht mit selbigem zu bekämpfen!
Bis zum nächsten Jahr...
da ich leider von der diesjährigen Fusion mit einem sehr bitteren Nachgeschmack zurück gekommen bin, muss ich das hier mal zur Sprache bringen.
Zum Hintergrund: Ich bin mit einer gemischten Gruppe aus Gays, Heteros und meiner Freundin (Japanerin) gekommen. Zumindest äußerlich bin ich quasi "stereotyp-Deutscher".
Verteilt übers Festival habe ich immer wieder Kommentare von Leuten in meiner Nähe mitbekommen. Die waren zwar oft auch positiv, aber es gab eben auch welche, die mich nicht mehr losgelassen haben.
Das wohl schlimmste gabs am Sonntag Morgen auf dem Dach des Triebwerke-Hangars, von wo aus ich mit meiner Freundin die Sonne genießen wollte. Zwei Frauen mit Dreads hinter uns fingen an, sich über uns zu unterhalten. Alles habe ich nicht verstanden, aber es ging vorallem darum, warum ich Japanisch sprechen kann und dass ich wahrscheinlich auf unterwürfige Frauen stehe. Schließlich meinte eine: "Wahrscheinlich hat er einfach einen so kleinen Schwanz, dass er nur mit Asiatinnen kommen kann." Danach haben beide ausgiebig gelacht. - Ganz ehrlich: Die Kommentare über mich, nehme ich nicht besonders ernst und einen gewissen feministischen Grund-Hass auf Männer kann ich leider nachvollziehen, aber der implizierte Rassismus und die Diskriminierung gegenüber meiner Freundin ist einfach nur widerlich. Meine Freundin wurde hier auf Grund ihrer ethnischen Herkunft auf die Merkmale "unterwürfig" und "eng" reduziert. Und das von Menschen, denen ich jetzt einfach mal ganz mutig unterstelle, dass sie sich selbst für alternativ und tolerant halten.
Bei der Tanzwüste hatte mich ein Typ wohl auf Grund meiner Hüftbewegungen beim Tanzen und etwas Glitzer im Gesicht (jedenfalls war es das, was er zu seinem Kumpel meinte) für schwul gehalten, obwohl ich quasi non-stop mit meiner Freundin Händchen gehalten habe. Als ich sie später geküsst habe, schallte es laut: "Haut doch ab, scheiß Heten!"...(Ok, wenn das insgesamt alles gewesen wäre: Kein Thema).
Bei den Bachstelzen kommentierte eine Frau das T-Shirt meiner Freundin, auf dem unter anderem "Japan" drauf steht. "Wie kann man nur so arm sein und ein T-Shirt mit dem eigenen Land drauf tragen?" hieß es da. Dass es sich hierbei nicht unbedingt um triefenden Nationalstolz, sondern einfach nur um spaßiges Design handelt scheint wohl schon undenkbar geworden zu sein?
Als meine Freundin bei der Abfahrt aus dem Bassliner-Bus heraus noch ein letztes Foto vom Zelt-Meer gemacht hat, meinte eine hinter uns: "Oh Gott, hat die jetzt echt noch ein Foto gemacht? Das ist so typisch asiatisch." ...Ja, mir ist schon aufgefallen, dass in gerade in den ach-so-toleranten Kreisen fotografieren sehr out ist... aber so lange hier niemand gegen seinen Willen zum Schau-Objekt wird, ist doch alles ok, oder nicht? Und das mit dem "typisch asiatisch" ist etwas, das leider viele nicht begreifen möchten. Vorurteile und "lustig gemeinte" Kommentare über Asiaten sind genau so verletzend und rassistisch, wie die über Afrikaner... aber leider noch längst nicht als solches anerkannt.
Insgesamt ist mir auf der Fusion einmal mehr klar geworden, dass auch in links-alternativen Oasen Rassismus und eine Art Alternativ-Faschismus sehr gegenwärtig sind.
Auch wenn sich diskriminierende Kommentare gegen Mehrheiten richten, bleiben sie nicht unbedingt weniger verletzend.
In dem Sinne möchte ich euch alle bitten, auch wenn ihr euch selbst als alternativ, links, Vertreter einer Minderheit und sonstiges seht, einfach mal mehr zu reflektieren und Rassismus, Sexismus, Intoleranz und Faschismus nicht mit selbigem zu bekämpfen!
Bis zum nächsten Jahr...