Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

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Franklin
Beiträge: 319
Registriert: Mo 25. Jun 2012, 12:58

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von Franklin »

"ALSO: wenn ihr Deutschland geil findet und von linker Politik genervt seid, solltet ihr aufs Rock am Ring fahren oder zuhause bleiben, aber sicherlich nicht zu Fusion. Ihr seid dort nicht erwünscht!"
Vlt. können wir in der Diskussion mal linke Politik und Linksextremismus unterscheiden. Ich habe kein Problem mit linker Politik, solange sie nicht extrem ist, das heißt es unter anderem darum geht, Andersdenkende zu verprügeln und zu sagen, wo sie erwünscht sind. Das klingt für mich nämlich genauso dümmlich wie kackbraune Phrasen, ala "Ausländer raus!"

Ich habe mir im Vorfeld sehr intensiv die Fakten auf der Homepage der Fusion und die Anfangsworte im Heft durchgelesen und gehe damit auch D'acord. Ich habe aber nicht darin gelesen, dass man Fans der Nationalmannschaft verprügeln soll und Deutschland prinzipiell scheiße finden muss um aufs Fusion gehen zu dürfen.
Auf das Zeigen irgendwelcher Fahnen und Symboliken kann ich auch gut und gerne verzischten. Dann aber bitte konsequent bei allen.
VOOOORRRRRFREUDE!!!!

Franklin - Festival Summer 2019
https://hearthis.at/franklin/franklin-h ... 019-part2/
broti
Beiträge: 5
Registriert: Mo 25. Jun 2012, 21:10

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von broti »

Ich kann voll und ganz in der Diskussion Franklin zustimmen. :)
babe3000
Beiträge: 2
Registriert: Mo 2. Jul 2012, 15:39

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von babe3000 »

Ich bin Stolz auf die Errungenschaften meines Vaterlandes.
Das wäre ich wenn ich Franzose wäre genauso wenn ich Engländer wäre oder wo auch immer mich der Storch abgesetzt hätte....
SCHEISSE! ich musste schon als grundschulkind miterleben wie mitschueler abgeschoben wurden :shock: :? :( :x :evil: . von "deinem Vaterland" (oh man, jetzt auch noch sexismus...)wie kann man auf sowas stolz sein, erklaer mir das ma bitte. stolz sein kann man eh nur auf das was man selber geschafft hat
zimbalasim
Beiträge: 6
Registriert: Mo 2. Jul 2012, 21:52

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von zimbalasim »

"Linksextremismus" ist ein ideologischer Kampfbegriff, zum Nachlesen:
http://www.publikative.org/2009/06/16/e ... ustheorie/

Und niemand verprügelt Menschen, weil sie Nationalfahnen tragen. Erst wenn nachdem Hinweis, dass so eine Scheiße auf der Festival nicht erwünscht ist und rassistische, nationalistische oder sonst etwas in die Richtung gehendes geäußert wurde oder gröhlende, sexistische Deutschlandassis sich hart daneben benommen haben, gab es körperliche Initiative dagegen, durchaus konsensual mit den Leuten, die hinter der Fusion stehen.

Autos mit Deutschlandfahne wurden übrigens abgewiesen bzw die Fahnen wurden abgebrochen. Kann man doof finden. Aber dann fahrt halt nicht hin.
xenophil
Beiträge: 57
Registriert: Di 3. Apr 2012, 18:38

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von xenophil »

broti hat geschrieben:Ich kann voll und ganz in der Diskussion Franklin zustimmen. :)
dann solltest Du wohl auch einfach ab nächstes Jahr Zuhause bleiben oder auf ein anderes Festival fahren.

Ihr glaubt doch wohl nicht, dass die Fusion wegen eurem unpolitischem Rumgebrabbel auf einmal jede Politik vom Festival verbannt (Antifaflaggen, Spontis, Diskussionen und Vorträge etc.) und sich damit selbst komplett aushöhlt?

Fusion ist nicht ohne radikale Gesellschaftskritik, Emanzipation und konsequenten Antifaschismus zu denken. Das sind nunmal die Pfeiler dieser Veranstaltung und auch der Grund für alles, was da passiert.

Natürlich kann der Eindruck etwas trüben, wenn man sich darüber nicht genau informiert hat und dann auch noch selektiv die Turmbühne mit Prolls und Hipstern als "die Fusion" wahrnimmt. Soll ja tatsächlich Menschen geben, welche die Fusion für ein ganz normales Electrofestival halten... (Dann würde mich die massive Antifapräsenz auch erstmal irritieren).
Arthur42
Beiträge: 1
Registriert: Mo 2. Jul 2012, 22:37

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von Arthur42 »

Die Vaterlandsversteher sind doch wahrscheinlich eh nur eine Mischung aus Troll, Sockenpuppen und Wortergreifungsstrategie. Die konkrete Mischung kann ich hier aus der Ferne leider nicht genau erkennen.

Ohne die Ideale der in euren Augen so kritikwürdigen Links"extremismus" (wobei welche Kritik?) würde ein solches Festival in der Form nicht und niemals stattfinden. Es ist ein Festival von der linksradikalen Szene für die linksradikale Szene. Ich habe jedoch auch das Gefühl, dass die Dichte an Deppen, die dies trotz aller offensichtlichen Zeichen nicht zur Kenntnis nimmt ansteigt.
Darüber kann man ja mal Diskutieren. Aber so lange sie sich umgeben von "Gegen Deutschland" gestört fühlen wird ja noch ne menge richtig gemacht.

Erklärbar macht aber jemand anders. Oder vielleicht besser: Don't feed the troll.

Ah, und den zwischenzeitlich geschriebenen Beitrag von xenophil schließe ich mich selbstverständlich an :)
noodles
Beiträge: 7
Registriert: Mo 2. Jul 2012, 23:43

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von noodles »

@ buki: das hast du schön ausgedrückt. hätte ich nicht besser sagen können.
mangosaft
Beiträge: 58
Registriert: Mo 2. Jul 2012, 15:10

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von mangosaft »

was in disen 6seiten recht uninformativer diskussion wirklich stark gewesen wäre, wären konkretere antworten auf die eingangsfrage.
"deutschland ist doof" erklärt per se noch nicht viel.

wenn ich das richtig verstehe, dann werden hier von verschiedenen leuten, unterschiedliche theorien/ansätze angerissen und als argumentationsbasis genutzt. das problem daran ist, dass es für außenstehende oder nicht-eingelesene wie den fragesteller(in?) relativ wirr bleibt.
jetzt zu erwarten, dass diejenigen die da warum-auch-immer nicht so bewandert mit sind, erstmal rausfinden welche strömungen sich da im ganz linken bereich tummeln ist ggf etwas viel verlangt am montag nach der fusion und ohne konkrete hinweise nach was gesucht werden muß.

also: haut rein! nutzt dieses forum um ne fruchtbare diskussion zu starten anstelle blindem druffgehaue.
da könnten wir nämlich alle von profitieren und der ein oder andere horizont wäre danach sicher erweitert...


was mich interessieren würde:
wie würde eine welt ohne staatenkonstrukte funktionieren? gäbe es verwaltungseinheiten? wie kann man nah genug an der lebensrealität der menschen bleiben ohne wieder in staatsähnliche strukturen zu verfallen? wie sähe die transformationsphase aus? wie würde man damit umgehen, dass vermutlich extrem viele wirtschaftsflüchtlinge kontinentaleuropa stürmen würden um schnell an den hier herrschenden lebensstandart heranzukommen*, wenn es vermutlich besser wäre wenn auch leute auf den momentan ausgebeuteten kontinenten blieben um dort ackerbau und industrie im maßstab zu errichten, der autarkes leben in allen regionen möglich macht.... etc pp.

*das dieser zu gunsten von solidarität gesenkt werden könnte- geschenkt. ich glaube da leider eher ans ego der massen als verständnis. zumal es ja so ganz unter uns, auch erstrebenswerter wäre das alle den sog. westlichen (oder oder oder) lebensstandart genießen dürften, wenn sie es denn wollen

in diesem sinne: feuer frei!
fanon
Beiträge: 3
Registriert: Mo 2. Jul 2012, 20:09

Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von fanon »

Ich finde es geht in erster Linie nicht darum, hier eine Idealgesellschaft am Reißbrett zu entwerfen, sondern um die konkreten politischen Effekte des sogenannten Party-/Fußballnationalismus. Ich hab dazu weiter oben schon was geschrieben, mein Argument wäre in etwa folgendes:
1.) Es gibt viele Dinge, auf die man in Deutschland nicht stolz sein sollte: Waffenexporte, ein menschenverachtendes Abschiebesystem, eine Bundeswehr, die in Afghanistan mal eben 150 ZivilistInnen mit einem Bombenabwurf tötet, Nazis, die vom Staat mindestens ignoriert durch das Land ziehen und zehn Menschen erschießen, steigende Vermögensungerechtigkeit, die Durchsetzung eines neoliberalen Wirtschaftsmodells für ganz Europa usw.
2.) Ein Effekt von Nationalismus ist die Verhinderung von Kritik an diesen Zuständen. Das äußert sich z.B. ganz konkret in Formulierungen, wie sie auch hier im Forum vorkamen: "Geht doch woanders hin, wenn es euch hier nicht gefällt".
3.) Ein weiterer Effekt ist, dass bestehende Interessensgegensätze im Konstrukt einer nationalen Gemeinschaft unsichtbar gemacht werden. Der Arbeitgeber und die Arbeitnehmerin, oben und unten, alle sollen plötzlich ein gemeinsames Ziel, das Wohl der Nation verfolgen. Profitieren tun davon aber nur diejenigen in den obereren Funktionen, weil so ein Denken in erster Linie Widerstand von unten verunmöglicht.
4.) Auch ein unpolitisch daherkommender Nationalismus zur EM kann diese Effekte haben. Auch dazu gibt es empirische Untersuchungen, die Ergebnisse von einer sind beispielsweise hier zusammengefasst: http://www.amazon.de/Ganz-entspannt-Sch ... 3643116357
Nebel
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Registriert: So 12. Jun 2011, 11:54
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Re: Warum eigentlich "GEGEN DEUTSCHLAND" ?

Beitrag von Nebel »

[zitat an]Und niemand verprügelt Menschen, weil sie Nationalfahnen tragen. Erst wenn nachdem Hinweis, dass so eine Scheiße auf der Festival nicht erwünscht ist und rassistische, nationalistische oder sonst etwas in die Richtung gehendes geäußert wurde oder gröhlende, sexistische Deutschlandassis sich hart daneben benommen haben, gab es körperliche Initiative dagegen, durchaus konsensual mit den Leuten, die hinter der Fusion stehen.[zitat aus] (wieso funzt diese funktion bei mir nicht?!

Ja, da kann ich nur applaudieren. Der Zweck heiligt demnach die Mittel - sehe ich das richtig? Also kann man das auf eine Stufe mit brauner Brühe stellen. Die einen üben "körperliche Initiative" aus, weil sie Ausländer hier nicht haben wollen - aber das ist ok, weil sie haben ihnen das schon 10 Mal hinterher gerufen bevor sie zum Knüppel gegriffen haben. Und sie haben ja ihre Gründe, die für sie offensichtlich gut und richtig sind.

Nun haben die oben zitierten auch ihre Gründe, die für sie gut und richtig sind. Dumme Assis, die sich nicht korrekt benehmen. Also wenn man seine Gründe hat, kann man schonmal "körperliche Initiative" zeigen. Gut zu wissen.

Und die Polizei hat auch ihre für sie richtigen Gründe auf Demos zu prügeln. Moment, warum ist das grade nochmal nicht ok? *grübel*

Und am Ende stehen wir genau an dem Punkt, der klar macht, warum es ohne Gesetze nicht geht:
Homo homini lupus.



Ich persönlich finde das "gegen Deutschland" per se ziemlich doof. Besser finde ich, einzelne Probleme anzuprangern und Lösungsmöglichkeiten zu schaffen, als erstmal vorsichtshalber gegen alles zu sein.
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