Gleichheit als Tod der Gerechtigkeit?

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Jurist
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Registriert: So 10. Jul 2011, 17:45

Gleichheit als Tod der Gerechtigkeit?

Beitrag von Jurist »

Abstract

1. Zunächst wird dargelegt, warum das Losverfahren als prinzipiell ungerecht zu bewerten ist: Weil es nur die Regel-, nicht aber die Ergebnisgerechtigkeit berücksichtigt, verursacht es einen untragbaren sozialen Kollateralschaden.

2. Eine Analyse der ökonomischen Gesetzmässigkeiten kommt zu dem Ergebnis, dass eine selbstverschuldete Preisblase vorliegt: Der Markt glaubt, es gäbe weniger Tickets als Interessenten. Es wird begründet, warum es sich dabei vermutlich um einen Zirkelschluss handelt.

3. Schliesslich wird ein Weg vorgeschlagen, der sowohl die Preisphantasie dämpft, als auch den Schwarzmarkt minimiert und zusätzlich Gesamteinnahmen und Planungssicherheit stabilisiert. Voraussetzung ist die Bereitschaft des zentralen Marktteilnehmers, seine Marktmacht zugunster seiner ideellen Zielsetzungen auszunutzen. Es wird erläutert, warum das optimale Ergebnis nicht in der Durchsetzung eines maximalen Ticketpreises zu suchen ist (absolute Gleichheit), sondern in der systematischen Senkung des Gesamtdurchschnittspreises (relative Gleichheit mit Spielraum für die Selbstselektion aller Marktteilnehmer).


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Was ist eigentlich Gerechtigkeit?

Gegenwärtig erleben wir ein schönes Beispiel dafür, dass Menschen Gerechtigkeit auf zweierlei Arten definieren: Die eine kann man spüren, die andere nur errechnen.

Unterstellen wir einmal, dass die Bürger der DDR untereinander in materieller Hinsicht tatsächlich "gleich" waren. Aber gerecht behandelt fühlte sich allenfalls eine Minderheit.

Komisch?

Nein, nachvollziehbar: Im selben Sinne könnte das vorgeschlagene Losverfahren "gleich" sein. Nebenbei: Das ist es ja gar gar nicht, auf die stochastisch zwingenden Disparitäten wurde brillant hingewiesen: http://forum.fusion-festival.de/viewtop ... =11&t=1466. Unabhängig davon kann es sich für niemanden gerecht anfühlen, wenn man in Freundeskreise zusammengefasst, und dann kollektiv gegeneinander ausgespielt wird - selbst wenn dies formal sogar annähernd "gleich" sein mag.

Moral der emotionalen Kollektivkosten

Bei allem Respekt vor der Fusion-Crew: Wie könnt ihr ernsthaft all den Mitmenschen, die ihr jahrelang zur Teilhabe an eurer Vision von einem besseren Menschsein eingeladen habt, heute zumuten, erst durch die Anmeldung in akute Hoffnung versetzt, dann aber zu Abertausenden enttäuscht zu werden? Und das auch noch in zwei Anläufen?

Ich empfinde diese Idee als irgendwas zwischen Größenwahn und blankem Sadismus - vermutlich ist es aber einfach nur Verzweiflung. Das Gesetz der grossen Zahl besagt, dass Freundschaften und Beziehungen daran zerbrechen werden. First-come-first-serve wäre kollektivemotional viel preiswerter, und das musste doch auch euch klar sein.

Verzeiht mir den nun folgenden recht unflätigen Vergleich, ich würde ihn nicht bringen, wenn ich den logischen Unterschied gefunden hätte: Die systematisch zwingende Massenenttäuschung - ist sie in diesem "übergerechten" Losverfahren nicht ähnlich angelegt wie einst die Grenzsprengfallen im Staatssystem der DDR? Beides logische Konsequenzen von Leuten, die mit dem Noch-Gleicher-Machen nicht aufhören wollten. (Ansonsten müsste man fragen, ob den DDR-Entscheidern wirklich jede Räson und jede Philanthropie ab- und nur noch totale Menschenverachtung zugesprochen werden kann - aber ich bitte euch, es wird doch ständig aus den edelsten Motiven getötet!)

In beiden Fällen sind im Ergebnis die Verluste so hoch, dass vernünftige Menschen das Ergebnis nicht mehr als gerecht akzeptieren können, und es auch keine Rolle mehr spielt, ob die Verteilung der idealen Gleichheit nahekommt. Hierin sehe ich die ethische Strukturgleichheit der beiden Beispiele, wiewohl das eine vielleicht wirklich nur als Spass, das andere aber schon als mindestens zartbitterer Ernst auftritt. Oder anders: Der Selbstanspruch der Fusion macht den Vergleich überhaupt erst möglich.

Die Fusion-Crew hat Gerechtigkeit mit Gleichheit verwechselt.

Die eine Gerechtigkeit heißt auch so, und ist ein immer angreifbares Ergebnis der praktischen Vernunft. Die andere, die "Gleichheit", bleibt ein theoretisches Konstrukt. Sie ist verlockend simpel, aber wer sich in sie flüchtet, läuft Gefahr, aus lauter Angst vor Restungerechtigkeit noch viel ungerechter als nötig zu sein.

Beobachten wir einen typischen, womöglich unvermeidlichen linken Denkfehler? Er wäre unverzeihlich: Die ganze ferienkommunistische Idee hätte sich selbst ad absurdum geführt. Oder wird eine nicht minder linke Neigung zur Destruktion virulent, nämlich der Sozialneid, der sich in Hass auf die, Zitat, "miesen Spekulant_innen" entlädt? Aber schon nach eigenem Bekunden wird das Szenario dadurch allenfalls "nicht sympathischer".

Man spielt das Problem herunter, sieht sich gleichwohl "herausgefordert, diese Abzockerei zu stoppen": Ist er das also, der menschenverachtende Subtext der Gleichmacherei? Weil wenigen auf Teufelkommraus nicht vergönnt sein soll, sich zu bereichern, müssen am Ende alle leiden?

Wann hört der Pauschalethik-Unfug auf? Es gibt eine viel wichtigere Herausforderung: Eine große Idee könnte zugrundegehen.

Die ökonomische Perspektive zeigt sich im Vergleich zur politisch-moralischen als deutlich erkenntnisreicher: Die Fusion kämpft mit den Bedingungen der digitalen Massengesellschaft und tut so, als sei das etwas Außerordentliches. Ist es aber nicht, es ist kalkulierbar. Viel bedauerlicher noch als das Zerbrechen von ein paar Freundschaften wäre folglich das Auseinanderbrechen des ganzen Konzepts, nur weil niemand auf die Idee kam, einen Blick in die moderne BWL zu werfen.

Die Antwort ist bekannt und lautet "Yield Management". Das ist Vertrieb mit Überblick. Er beginnt früh, vielleicht schon am ersten Tag nach der letzten Fusion mit der Eröffnung des nächsten Ticketverkaufs. Der Preis steigt dann mit der Anzahl der bereits verkauften Tickets. In welchem Verhältnis, kann und muss man herausfinden. Aber wenn man den Koeffizenten richtig wählt, dann gibt es null Schwarzmarkt. Marktgesetz. Und wenn der letzte dann 10.000 EUR bezahlt, dann hat die Fusion dem Marktgesetz ein Schnippchen geschlagen: Sponsoring ohne Namedropping oder Brand Placement. Transformation von persönlichen Präferenzen in Altruismus. Die ersten paar tausend Tickets werden auf 5 EUR und darunter quersubventioniert. Geil.

Merke: Für die Gerechtigkeit muss nicht immer der Preis gleich sein, Leistungäquivalenz genügt.

Es ist also nur ein Folgefehler, ein bürokratisches Ticketverteilungskonzept zu implementieren. Das Problem entsteht schon, wenn der Ticketverkauf zu einem Zeitpunkt beginnen soll, an dem der Markt bereits überheizt ist. Und spätestens wenn der Marktdruck den Preis dann nach oben dynamisiert, ist man de facto gezwungen, diese Dynamik zu organisieren.

Bleibt die Frage, nach welchem Kriterium dies geschieht. Wenn nicht der Gewinn maximiert werden soll, welche Variable ist es dann? Zugang zu Breitbandinternet sowie die Minimierung des Schwarzmarktpreises wurden vorgeschlagen. Man kann darüber lachen, aber es bringt nichts, viel zu sehr drängt das Problem, dass die Frage eben nicht beantwortet ist.

Die Fusion betreibt schon seit Jahren Yield Management - müsste eigentlich nur die Formel dafür neu aufstellen.

Die Ironie der ganzen Debatte besteht darin, dass sämtliche Vorschläge, die hier im Forum zu lesen sind, letztlich Varianten des Yield Managements darstellen: Immer dann nämlich, wenn Kontingente über die Zeit gestaffelt werden, liegt definitionsgemäss der Versuch einer flexiblen Kapazitätssteuerung vor.

Ein veritabler Streit um die Zeitpunkte und Losgrössen der Staffelung ist gegenwärtig aber nutzlos. Denn die Faktoren

a) Gesamtzahl der Tickets
b) Gesamtzahl der Interessenten und ihre Zahlungsbereitschaft
c) Zeitpunkt des Verkaufsstarts
d) Richtpreis und Preisstaffelung
e) Tatsächliche Anzahl der verkauften Tickets
f) Schwarzmarktpreis und Schwarzmarktvolumen

stehen nicht alleine. Verändert man eine Variable, dann verändern sich alle anderen unweigerlich mit. Der Streit ist deshalb obsolet, weil noch nicht klar ist, welche der Variablen maximiert, und welche minimiert werden sollen. Oder präziser: Durchschnittlicher Ticketpreis und Schwarzmarktpreis lassen sich nicht gleichzeitig in dieselbe Richtung beeinflussen. Doch genau so lautet bisher die Ansage, und die ganze Probleme entstehen nur, weil die Aufgabenstellung grundsätzlich paradox formuliert wurde.

Wer kostenlose Optionen ausgibt, gleichzeitig aber Tickets zurückkauft, behauptet einen Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach kostenlosen Optionen und der Nachfrage nach kostenpflichtigen Tickets. Das ist ersichtlich falsch.

Zwei Anwendungsbeispiele zur Verdeutlichung:

1. Lösen wir die Gleichung auf für das, was zumindest behauptet wird, nämlich die Minimierung von f). Dann fällt gleich auf, dass es sich bei

g) Anzahl der Tickets pro Person
h) Vorgängige Vergabe von Optionen
i) Personalisierung

nur um Dämpfungsfaktoren handelt, zu freilich hohen Administrationskosten. Die eigentliche Marktmechanik, insbesondere f), vermögen sie nicht zu verändern bzw. zu begrenzen, sondern eben nur zu dämpfen.

Wenn aber erkannt ist, dass f) nie Null sein wird, sobald a) nicht mehr unendlich ist, dann lautet die Frage doch nicht mehr, wie weit man g), h) und i) aufmunitionieren muss, bis f) erträglich erscheint. Ausgangspunkt ist vielmehr die Einsicht, dass bei schrittweiser Maximierung von d) eine Begrenzung von g) ausreicht - mit dem schönen Nebeneffekt, dass auf h) und vor allem i) mit Liquiditätszugewinn und Kostenersparnis verzichtet werden kann.

2. Betrachten wir noch kurz die frühere Situation mit unbegrenztem a): Warum gab es verbilligte Early Birds? Weil das Konzept noch mit dem Markt in Einklang stand - die Fusion war ja noch am Wachsen. Folgerichtig (niedrige Grenzkosten) wurde der Gesamtumsatz maximiert, nämlich via d) = Frühbucherrabatte. Man kann das Kalkül auch so beschreiben: Das Marktsegment der weniger zahlungskräftigen Interessenten wurde zunächst abgeschöpft, um den späteren Absatz von höherpreisigen Tickets zu ermöglichen.

Ein Ansatz könnte darin bestehen, dass die Fusion selbst beginnt, Tickets bei eBay zu versteigern.

Wenn nun b) > a), a) begrenzt, und c) schon zur Hälfte verspielt ist, dann lautete die logische Konsequenz genau umgekehrt: Rückwärtsauktion. Schliesst man das aus ideellen Gründen aber aus, obgleich sich bei b) bereits eine Blase gebildet hat, dann ist guter Rat in der Tat teuer.

Aber mit Verlaub: An dem Dogma festzuhalten, den Preis gegen den Markt diktieren zu wollen, führt automatisch zu solchen Options-Losverfahren, mit all ihren praktischen, ideellen und effizienzschädlichen Folgeproblemen. Die bereits eingerichtete "eBay-Preispolizei" ist nicht nur konsequent, sie wird notwendig. Wenn der Fusion-Newsletter stolz seine Erfolge gegen eBay-Tickethändler verkündet, dann ist das so, wie wenn das Bundeskriminalamt mit Stolz soundsoviel verurteilte Kiffer bilanziert: Es hat sich zwar nicht gelohnt, es ändert auch nichts, aber immerhin hat man irgendeine Aktivität entwickelt und damit der Ideologie Genüge getan. "Erfolgreiches Scheitern" heisst die politikwissenschaftliche Theorie dazu.

Wenn die Fusion nun selbst begänne, vorab kleine Chargen auf eBay zu versteigern, dann wäre zunächst einmal sichergestellt, dass der Auktionspreis nach oben harte Grenzen hat. Denn alle wissen: Das reguläre Kontingent kommt ja erst noch. Abschöpfen würde man folglich nicht die niedrige Zahlungsbereitschaft, sondern zunächst die problematische, weil preistreibende hohe.

Der Trick besteht darin, das Angebotsvolumen solange zu erhöhen, bis der eBay-Preis den Nominalpreis approximiert. Dann kann man gefahrlos das gesamte Restkontingent auf den Markt werfen, vielleicht auch hier noch mit einem dämpfenden Zuschlag, der in der Folge kontinuierlich sinkt. In dieser Zeitspanne haben alle echten Interessenten genug Zeit und Gelegenheit, ihr Ticket zu kaufen. Die Verkaufszahlen veröffentlicht man natürlich nicht.

Wer nun immer noch auf den Preis wetten möchte, sieht sich dem Problem gegenüber, dass er nicht weiss, wie lange die Fusion ihn noch abwärtsverteidigen kann. Bildlich: Keiner kauft im Februar Heizöl, obwohl bekannt ist, dass der Preis über den Sommer stagnieren wird, nur weil die theoretische Möglichkeit besteht, dass er im Herbst wieder steigt.

Auf h) und i) kann verzichtet werden. Alle Evidenz spricht dafür, dass am Ende mehr als die 5000 Tickets vom letzten Jahr liegenbleiben. Gleichzeitig ist klar, dass die Gesamteinnahmen höher sein werden als letztes Jahr.

Spekulation ist definiert als das Halten von Positionen nicht aus natürlichem Bedarf, sondern aus dem Kalkül, sie später mit Gewinn glattstellen zu können. Wie effizient das vorgeschlagene Vorgehen Spekulation verhindert, sieht man aktuell daran, dass es der Schweizer Nationalbank seit Wochen gelingt, den EUR/CHF-Kurs bei 1,20-1,24 einzunorden, obwohl er vorher bis auf 1,02 gesunken war. Kein vernünftiger Mensch wettet noch auf den Franken, obgleich alle wissen, dass die Devisenkapazitäten der SNB natürlich auch nicht unendlich sind.

Nur zur Erinnerung: Im Interesse der Schweizer Exportwirtschaft liegt nicht ein starker, sondern ein schwacher Franken, beliebig schwächen kann die SNB ihn aber nicht. Im erklärten Interesse der Fusion liegt nicht ein möglichst hoher, sondern ein moderater Ticketpreis, beliebig senken kann sie ihn genauso nicht.

Fazit

Wenn jemand an der steigenden Nachfrage verdient, dann sollte es die Fusion selbst sein. Und da auswegslos jemand daran verdienen wird, MUSS die Fusion sich damit auseinandersetzen, wie sie dieses Geld möglichst zivil vereinnahmt - anstatt ihre Ressourcen auf Kopierschutz - pardon, Schwarzmarkthemmungskosmetik zu vergeuden, und damit den Wert ihrer Marke - tschuldigung, die Wirkung ihrer Idee zu demontieren.
Zuletzt geändert von Jurist am Mo 14. Nov 2011, 19:47, insgesamt 29-mal geändert.
lali
Beiträge: 5
Registriert: Sa 12. Nov 2011, 00:29

Re: Was ist eigentlich "Gerechtigkeit"?

Beitrag von lali »

großartig, danke für diesen Beitag!
Gewitterfru
Beiträge: 4
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 10:52

Re: Was ist eigentlich "Gerechtigkeit"?

Beitrag von Gewitterfru »

!
bohmy1190
Beiträge: 14
Registriert: Mi 18. Mai 2011, 12:39

Re: Fatal, wenn man Gerechtigkeit mit Gleichheit verwechselt

Beitrag von bohmy1190 »

Mehr gibts nicht zu sagen!
fabsen88
Beiträge: 2
Registriert: Sa 12. Nov 2011, 09:30

Re: Fatal, wenn man Gerechtigkeit mit Gleichheit verwechselt

Beitrag von fabsen88 »

perfekt!
Hartkopfhose
Beiträge: 384
Registriert: Di 28. Jun 2011, 16:55

Re: Fatal, wenn man Gerechtigkeit mit Gleichheit verwechselt

Beitrag von Hartkopfhose »

Restungerechtigkeit
Wenn ick dit schon höre!

Als ob es die wahre Freiheit und Gerechtigkeit auch wirklich geben kann!

Sonst wäre es ja keine Utopie, Gerechtigkeit zu fordern - ein utopischer Zustand eben. Das gibt die Fusion Crew ja auch zu - dass es immer Widersprüche in der Utopie gibt, die sich reell nicht auflösen lassen.

Insofern heißt es:
Ungerechtigkeit akzeptieren - Lebensträume für wenige ermöglichen, Eliten umkehren. :geek:
Anni03
Beiträge: 2
Registriert: Sa 12. Nov 2011, 23:29

Re: Fatal, wenn man Gerechtigkeit mit Gleichheit verwechselt

Beitrag von Anni03 »

-Jurist-

ich danke dir für diese klaren Worte.
Ich hoffe immer noch, dass sie zur Vernunft kommen!!
yoschilein
Beiträge: 3
Registriert: So 13. Nov 2011, 01:15

Re: Gleich, gerecht und noch intelligentere Ansätze...

Beitrag von yoschilein »

Jurist hat geschrieben:Vertrieb mit Überblick. Er beginnt früh, vielleicht schon am ersten Tag nach der letzten Fusion mit der Eröffnung des nächsten Ticketverkaufs. Der Preis steigt dann mit der Anzahl der bereits verkauften Tickets. In welchem Verhältnis, kann und muss man herausfinden. Aber wenn man den Koeffizenten richtig wählt, dann gibt es null Schwarzmarkt. Marktgesetz. Und wenn der letzte dann 10.000 EUR bezahlt, dann hat die Fusion dem Marktgesetz ein Schnippchen geschlagen: Sponsoring vollkommen ohne Namedropping oder Brand Placement. Geil.
also das mit dem anti-schwarzmarkt-koeffizienten kommt mir ein bisschen "magic" vor... als schwarzmarkt-händler würde ich gleich nach der fusion 500 tickets für die nächste fusion kaufen und die dann kurz vor der fusion für je 10000 verkaufen...
Jurist
Beiträge: 31
Registriert: So 10. Jul 2011, 17:45

Re: Gleichheit als Tod der Gerechtigkeit - und ein Ausweg...

Beitrag von Jurist »

Das ist theoretisch richtig. Aber die Fusion-Crew folgert daraus momentan ein Denkverbot. Vielleicht ist es auch nur eine Management-Herausforderung? Man darf schliesslich die Risikokalkulation des hypothetischen Schwarzmarktengagements nicht vergessen: Es sitzt am klar kürzeren Hebel.

Und das Beispiel setzt voraus, dass es einen Markt mit 500 Teilnehmern für Tickets in der Preisklasse 10000 EUR gibt. Aber warum ist man dann letztes Jahr auf 5000 Tickets zu 70 EUR sitzengeblieben?

Ich meine das wirklich nicht despektierlich, ich diagnostiziere nur: Wer überrannt wird, und trotzdem nicht ausverkauft ist, der macht doch vom Ansatz her etwas falsch. Ich habe kein Problem damit, hier ein wenig Planwirtschaft anzuwenden. Ich finde es gut, dass die Fusion ihre Ressourcen nicht als Selbstzweck, sondern für eine Idee einsetzt.

Doch wenn trotz dem ganzen Stress fast 10 % der Ressourcen nicht allokiert werden, dann gibt es vielleicht jemanden, der sich mit sowas auskennt.

5000 Tickets * 70 EUR = 350.000 EUR.

Die Fusion könnte McKinsey buchen für dieses Problem, es würde sich lohnen. 1-2 Wirtschaftswissenschaftler, rekrutiert in diesem Forum, tun es aber auch...
yoschilein
Beiträge: 3
Registriert: So 13. Nov 2011, 01:15

Re: Gleichheit als Tod der Gerechtigkeit - und ein Ausweg...

Beitrag von yoschilein »

ich meine, die 3000-5000 fehlenden tickets wären vor allem viele kurzfristig zurückgegebene gewesen... (siehe http://archiv.fusion-festival.de/2010/d ... azit-2010/ )ich weiß zwar nicht, warum das möglich ist (kenne ich von anderen festivals nicht), aber das könnte auch ein schwarzmarkt-problem gewesen sein (hamsterkäufe).

das mit den 10000 eur war bewusst übertrieben. aber um auf dem schwarzmarkt gewinn zu erzielen setzt das nur voraus, dass der magische koeffizient größer 1 ist und mindestens so viele leute auf die fusion wollen, wie es tickets gibt...

ich denke, dass die tickets relativ gesehen sehr teuer auf dem schwarzmarkt verkauft werden können, zeigt einfach, dass sie "markttechnisch" gesehen zu billig sind. aber ich finde es gut, dass die fusion-crew sich daran orientiert wieviel geld gebraucht wird, und nicht wie viel sie maximal rausschlagen könnte. denn wenn es am geldbeutel scheitert finde ich um einiges schlimmer, als wenn es am karten-verkaufs-termin-verpassen scheitert.

in den preisen gestaffelte verkaufsrunden kommen mir sehr sinnvoll und einfach vor. damit wären gut organisierte und fusion-insider bevorzugt, was ich aber nicht schlimm finde. insbesondere wenn es ganz am ende noch tickets zu normalen (also nur wenig teureren) preisen gibt, sollte das doch den schwarzmarkt stark schwächen.

Beispielsweise:
* direkt nach der fusion 5000 tickets für 5 eur unterm verkaufspreis (ggfs. sogar nur für besucher dieser fusion...? das wäre dann eine recht starke priorisierung von insidern)
* Im Dezember 20 000 tickets zum normalpreis
* Im Januar 20 000 ticktes für 5 eur mehr
* Im Februar 10 000 tickets für nochmal 5 eur mehr
* 1 Monat vor der Fusion alle nicht verkauften tickets als online-tickets zum selbst ausdrucken für nochmal 5eur mehr... oder verlosen

ein problem könnte vielleicht auch sein, dass es teuer ist, so lange auf das geld zu warten... das sind ja mehrere 1000 eur zinsen, die da flöten gehen.
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